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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien: Maler Josef Franz Spiegler (1693-1757)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0083

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ja der Neubau vou Kloster uud Kirche,
bezw. der Ruf des AbteS Nnp. Neß eine
Menge vou Künstlern uud Handwerkern,
namentlich auch ans Konstanz, so Stander,
(und früher schon Störer, den „schwäbischen
Apelles") rc. gelockt hatte. In dem südlich
vom Vorplatz der Winterabiei gelegenen ge-
heimen Archiv oder Kabinett, bezw. in dessen
Kuppel malte er (nach ?. Mag. Bernhard
„Beschreibung von Ottobenren" rc. S. 80,
woselbst er aber mit Fr. Spiegler ans
Wangen bezeichnet wird) i. I. 1 724 den
ebenerwähnten Prälaten Rupert II-, wie
dieser die heiligste Dreifaltigkeit anbetet,
welches Gemälde indes als mißlungen be-
zeichnet wird. Im Jahre 1725 malte er
daselbst das Stiegenhans an der Nordseite
des Kaisersaales, die nördliche Stiegen-
kuppel, die Glorie Gottes mit den an-
bctenden vier Weltteilen; dafür sowie für
das Plafondgemälde im BonifatinSzimmer
erhielt er 300 Gulden, worüber der Abt
bemerkte: „die Arbeit in Fresko ist schon
wohl gemacht, aber zu teuer". Im gleichen
Raume hatte er 1723 den Plafond mit
der Salbung Sauls oder Davids gefertigt.
Im Theater malte er um 300 Gulden
„recht fleißig gelb in gelb nl tresco" das
Plafondgemälde 1725, welches eine alle-
gorische Darstellung der Tragödie und
Komödie unter dem Schutze der Pallas
Athene und des Apollo ist. Außerdem
fertigte er daselbst am Gewölbe des Kreuz-
gangeS des Hof- oder Gastgcbändes im
Verein mit Bellandeli die Fresken, meist
noch gut erhaltene allegorische Darstel-
lungen verschiedener Tugenden, Gewerbe,
Künste und Wissenschaften; für das Stück
— cs sind im ganzen 25 -— wurden
12 Gulden bezahlt (Bernhard a. a. O.
S. 94). Sehr gut ist auch das von ihm
i. I. 1735 in der Stiftskirche zu Wolfegg
geschaffene Deckenstück, welches den rühm-
lichen Zweikampf des Grafen Hans v.
Sonnenberg mit Antonio Sauseverinv von
Roveredo i. I. 1487 verherrlicht?) Nach
Feyerabends Jahrbüchern von Ottobenren
(III., S. 688, bezw. dem Diarium des
Prälaten Neß von 1725) malte Spiegler
noch vier Stücke, die Geburt des Herrn,
der Maria, Johann des Täufers und
') Dieser Zweikampf ist auch auf einem Oel-
gemntde auf der „Wnldburg" verewigt.

Samuels st 40 Gulden und noch mehrere
andere kleinere Stücke, sehr schön. Auch
hatte er die Sichelbeinschen Stücke im
untersten Gange auSznbessern. Nach der-
selben Quelle hätten aber die nördliche
Stiegenknppel und das Gastzimmer am
großen Saale weniger gefallen. Doch
wird im allgemeinen gesagt, daß Amiconi
und Spiegler sich das meiste Verdienst
von den Kunstmalern erworben haben.
Daß der von Feyerabend und Bernhard als
„Franz Spiegler von Wangen" bezeichnete
Maler identisch mit dem in Konstanz, Zwie-
falten, Weingarten und a. O.thätigen Künst-
ler Ivs. Spiegler in Konstanz ans Nied-
lingen ist, ist unzweifelhaft, da u. a. Feyer-
abend (III., S. 687) ausdrücklich bemerkt,
Spiegler habe zuvor die Klosterkirche von
Zwiefalten gemalt. Nicht zu verwechseln
ist er mit einem gewissen Maler Spieler
von Lindenberg, welcher n. a. das Plafond-
stück in der Pfarrkirche von Eglofs malte.
Noch manches mag Spiegler in Schwaben
gemalt haben und ist namentlich schon die
Vermutung ausgesprochen worden, ob er
nicht etwa auch noch den Plafond des
Chores der Weißenaner Prämvnstratenser-
klosterkirche, dessen Meister immer noch
nicht gefunden, gemalt hat? Doch sind
diese Malereien seines Pinsels nicht würdig
und noch weniger kann er die — übrigens
wohlgelungenen — Deckenstücke im Meers-
burger neuen Schlosse (als deren Meister
er auch schon in Frage kam) gefertigt
haben, da ja dieselben erst nach der Zeit
seines Todes entstanden sind. Nach solcher
ziemlich produktiver Thätigkeit starb er am
15. April 1757 (nicht 1765, wie bei
Nnppert a. a. O. steht) in seiner zweiten
Heimatsstadt Konstanz und wurde vor dem
Altäre der von ihm gestifteten Kapelle be-
graben. Einer seiner Schüler hieß Joh.
Bapt. Stern, von welchem sich nach
Holzherrs Gesch. von Zwiefalten (S. 170)
ein gutes Porträt des Papstes Benedikt XI V.
im dortigen Kloster befand. Spieglers Toch-
ter ehelichte den 1728 zu Thann i. A. ge-
borenen Maler Konr. Wengner. Letz-
terer, ein tüchtiger Porträt- und guter
Historienmaler, fand viele Arbeit am
bischöflichen Hof, erhielt den Titel bischöf-
licher Hofmaler, weilte oft zu Meeröbnrg
und starb, bis in sein hohes Alter noch
fleißig und thätig, 1806 zu K. Er ver-
 
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