seinen Werken hauptsächlich durch die Gegen-
sätze wirken muß und Erfolg erzielen kann.
Man denke nur an die häßlichen Gesichter,
welche die Maler und Bildhauer in den
Passionsbildern Christi den Juden und
Henkersknechten gegeben haben. Hierin
sind dem Künstler keine engen Grenzen
gesetzt. So entstanden mit der Zeit kon-
ventionell, oder durch die Phantasie der
Künstler und im Anschlüsse an die heilige
Schrift gewisse Gestalten und Figuren als
Sinnbilder des bösen Prinzipes. In Bd. l,
S. 36—39 von Detzels Ikonographie
werden nur folgende acht anfgezählt: Der
Affe, die Antilope, der Basilisk, der Centaur,
die Eidechse, der Fuchs, der Hase, der
Phönix. Damit bat er jedoch jene Ge-
stalten nicht vollständig und erschöpfend
namhaft gemacht.
Die pädagogische Ueberarbeitung des
Physiologus vom 17. bis ins 19. Jahr-
hundert hätte in der „christlichen Ikono-
graphie" ebenfalls genannt werden sollen.
Im Jahre 1605 erschien bei Johann Boel
in Antwerpen das corckolirim (Herzenleid),
d. i. cor )esu nmnrcki sncrum, welches
dem Abte von Villars Heinrich von der Hey-
den gewidmet ist und in 18 Kupferstichen
mit lateinischen Versen den Kampf um das
menschliche Herz (die Seele) darstellt. Fast
gleichzeitig haben Matthäus und Jean
Messager eine ähnliche Schrift mit Nahezu
denselben Kupfern, in welchen die Sorge
des sakramentalen Christus um die Seele
des Menschen geschildert wird, drucken
lassen. In jenen beiden Bilderbüchern
zum betrachtenden Gebete wird die richtige
Definition von christlicher Ikonographie in
Versen und im Bilde in folgender Weise
gegeben. Das Christuskind malt in die
Innenwände des menschlichen Herzens vier
Bilder; (jüngster Tag, Krönung Mariä,
der geschlossene Sarg und das Fegfetter),
lieber dem Herzen schwebt der heilige Geist
als Taube. Unten liest man die Verse:
Zuname jesu penicilln
corcxue tokum conscribilln
xnis imn§inibus.
DaS betrachtende Gebet ist hier darge-
stellt unter der Figur des sakramentalen
Jesu, der das menschliche Herz innen ans-
malt. Der Fürstbischof von Würzburg
Friedrich Karl von Schönborn ließ 1732
die französische Bearbeitung jenes Büch-
leins ins Deutsche übertragen und mit
zehn Kupfern illustriert unter dem Titel:
Herz des Menschen ein Tempel Gottes
oder eine Werkstätte des Satans herans-
geben. Von 1732—1860 hat diese kleine
Schrift viele Auflagen erlebt; die jüngste
in Basel bei C. Detloff um 1860. Für
die moderne Kunst braucht man znm Ver-
ständnis ihrer Produkte weder einen Phy-
siologns, noch das Buch von Johann
Boel. Denn sie geht wie die religiöse
Malerei und Plastik nicht mehr aus dem
betrachtenden Gebete hervor, sondern ist
Historienmalerei, die nach Naturwahrheit
in der Gesichtsbildnng, Kleidung und Staf-
fage strebt und die nur eine scharfe/kritische
Beobachtungsgabe des Künstlers voraussetzt.
In den Kupferstichen jenes Büchleins sind
als Diener des Teufels folgende Tiere
im Herzen des Menschen abgebildet: der
Pfau (Hoffart), die Kröte (Geiz), der
Ziegenbock, das Schwein (Fraß und Völ-
lerei), die Schlange (Neid), der Tiger
(Zorn), die Schildkröte (Trägheit). Auf
anderen Bildwerken des Mittelalters und
der Neuzeit kommen noch, besonders an
den Oelbcrgen, vor: die Maus, die
Schnecke (Sinnbild der nceclin, Energie-
losigkeit, clebikitns volunknkis), dcrHöllen-
hnnd (am Oelberg in Speyer), der Bär,
der Wolf, das Eichhörnchen, das Schwein,
— die Syrcne, — der Ziegenbock, — die
Trauben naschenden Vögel, die Schwalbe,
— der Ziegenmelker (cnprimulAus, Nacht-
schwalbe), Chamäleon, Eidechse, Molch
(skelliorrLtus Heuchelei, ränkevoll), Schild-
kröte, — der gemeine Wels (silurus Zlarus,
Seeteufel), — die Schlange, — das
Krokodil (der Lindwurm) n. a. m.
Mit dieser eigentümlichen Fauna der
Mystiker muß man sich etwas bekannt
machen, weil man diesen und ähnlichen
Tiergestalten an den Oelbergen, wie an den
Kapitalen und Ornamenten der Kirchen,
an den Chorgestühlen, an den Portalen,
Fensternmrahmungen, ans Grabsteinen,
Bodenfließen, an den Sockeln der Säulen,
an Friesen, an den Lichtstöcken, in den
Bogenseldern und an Bogenfriesen, in
Initialen, Miniaturen und Randillu-
strationen und in Wappen und Emblemen
wieder begegnet. Das Erfinden von alle-
gorischen Figuren für die Laster, Sünden,
bösen Gedanken, für Versuchungen aller
sätze wirken muß und Erfolg erzielen kann.
Man denke nur an die häßlichen Gesichter,
welche die Maler und Bildhauer in den
Passionsbildern Christi den Juden und
Henkersknechten gegeben haben. Hierin
sind dem Künstler keine engen Grenzen
gesetzt. So entstanden mit der Zeit kon-
ventionell, oder durch die Phantasie der
Künstler und im Anschlüsse an die heilige
Schrift gewisse Gestalten und Figuren als
Sinnbilder des bösen Prinzipes. In Bd. l,
S. 36—39 von Detzels Ikonographie
werden nur folgende acht anfgezählt: Der
Affe, die Antilope, der Basilisk, der Centaur,
die Eidechse, der Fuchs, der Hase, der
Phönix. Damit bat er jedoch jene Ge-
stalten nicht vollständig und erschöpfend
namhaft gemacht.
Die pädagogische Ueberarbeitung des
Physiologus vom 17. bis ins 19. Jahr-
hundert hätte in der „christlichen Ikono-
graphie" ebenfalls genannt werden sollen.
Im Jahre 1605 erschien bei Johann Boel
in Antwerpen das corckolirim (Herzenleid),
d. i. cor )esu nmnrcki sncrum, welches
dem Abte von Villars Heinrich von der Hey-
den gewidmet ist und in 18 Kupferstichen
mit lateinischen Versen den Kampf um das
menschliche Herz (die Seele) darstellt. Fast
gleichzeitig haben Matthäus und Jean
Messager eine ähnliche Schrift mit Nahezu
denselben Kupfern, in welchen die Sorge
des sakramentalen Christus um die Seele
des Menschen geschildert wird, drucken
lassen. In jenen beiden Bilderbüchern
zum betrachtenden Gebete wird die richtige
Definition von christlicher Ikonographie in
Versen und im Bilde in folgender Weise
gegeben. Das Christuskind malt in die
Innenwände des menschlichen Herzens vier
Bilder; (jüngster Tag, Krönung Mariä,
der geschlossene Sarg und das Fegfetter),
lieber dem Herzen schwebt der heilige Geist
als Taube. Unten liest man die Verse:
Zuname jesu penicilln
corcxue tokum conscribilln
xnis imn§inibus.
DaS betrachtende Gebet ist hier darge-
stellt unter der Figur des sakramentalen
Jesu, der das menschliche Herz innen ans-
malt. Der Fürstbischof von Würzburg
Friedrich Karl von Schönborn ließ 1732
die französische Bearbeitung jenes Büch-
leins ins Deutsche übertragen und mit
zehn Kupfern illustriert unter dem Titel:
Herz des Menschen ein Tempel Gottes
oder eine Werkstätte des Satans herans-
geben. Von 1732—1860 hat diese kleine
Schrift viele Auflagen erlebt; die jüngste
in Basel bei C. Detloff um 1860. Für
die moderne Kunst braucht man znm Ver-
ständnis ihrer Produkte weder einen Phy-
siologns, noch das Buch von Johann
Boel. Denn sie geht wie die religiöse
Malerei und Plastik nicht mehr aus dem
betrachtenden Gebete hervor, sondern ist
Historienmalerei, die nach Naturwahrheit
in der Gesichtsbildnng, Kleidung und Staf-
fage strebt und die nur eine scharfe/kritische
Beobachtungsgabe des Künstlers voraussetzt.
In den Kupferstichen jenes Büchleins sind
als Diener des Teufels folgende Tiere
im Herzen des Menschen abgebildet: der
Pfau (Hoffart), die Kröte (Geiz), der
Ziegenbock, das Schwein (Fraß und Völ-
lerei), die Schlange (Neid), der Tiger
(Zorn), die Schildkröte (Trägheit). Auf
anderen Bildwerken des Mittelalters und
der Neuzeit kommen noch, besonders an
den Oelbcrgen, vor: die Maus, die
Schnecke (Sinnbild der nceclin, Energie-
losigkeit, clebikitns volunknkis), dcrHöllen-
hnnd (am Oelberg in Speyer), der Bär,
der Wolf, das Eichhörnchen, das Schwein,
— die Syrcne, — der Ziegenbock, — die
Trauben naschenden Vögel, die Schwalbe,
— der Ziegenmelker (cnprimulAus, Nacht-
schwalbe), Chamäleon, Eidechse, Molch
(skelliorrLtus Heuchelei, ränkevoll), Schild-
kröte, — der gemeine Wels (silurus Zlarus,
Seeteufel), — die Schlange, — das
Krokodil (der Lindwurm) n. a. m.
Mit dieser eigentümlichen Fauna der
Mystiker muß man sich etwas bekannt
machen, weil man diesen und ähnlichen
Tiergestalten an den Oelbergen, wie an den
Kapitalen und Ornamenten der Kirchen,
an den Chorgestühlen, an den Portalen,
Fensternmrahmungen, ans Grabsteinen,
Bodenfließen, an den Sockeln der Säulen,
an Friesen, an den Lichtstöcken, in den
Bogenseldern und an Bogenfriesen, in
Initialen, Miniaturen und Randillu-
strationen und in Wappen und Emblemen
wieder begegnet. Das Erfinden von alle-
gorischen Figuren für die Laster, Sünden,
bösen Gedanken, für Versuchungen aller