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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Joseph Furtenbachs außer-Ulmische Thätigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0092

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eine Reihe von Jahren nach Italien, wo-
selbst er sich nicht nur in der Kaufmann-
schaft, sondern auch, einer ansgesprochenen
Neigung znr Technik entsprechend, in den
mathematischen Fächern, in der Zivil- und
Militärbanknnst und den Kriegswissen-
schaften, namentlich im Festungöban und
der Geschützknnde fleißig nmsah. In Genua,
wo er längere Zeit verweilte, fand er bei
einem Netter, Christoph v. F. (ch 1643 das.),
welcher daselbst eine bedeutende Handlung
hatte, Ansprache. Unter den vielen Be-
kanntschaften, die er im Süden machte,
muß die mit dem berühmten Astro-
nomen Galliläi, welcher ihm ein durch ihn
verbessertes Modell einer Schraube ohne
Ende verehrte, in Florenz hervorgehvben
werden. Eine spezielle Frucht seines italie-
nischen Aufenthaltes ist sein, allerdings
nur Ober- und Mittelitalien umfassendes
nachverzeichnetes „Ikinernriuna Haline",
ein Badeker des 17. Jahrhunderts. Nach
seiner Rückkehr ans Italien im Jahre 1620
ließ er sich in Ulm nieder, woselbst er
sich mit Anna Katharina Strauß ver-
ehelichte. Nachdem er im Jahre 1627 —
neben Beibehaltung seines kaufmännischen
Verhältnisses — von der Reichsstadt Ulm
znm Lieutenant und das Jahr darauf zum
„Lapo der reichsstädtischen Artillerie" be-
stellt worden war, rückte er im Jahre 1631
znm Bauherrn, d. i. znm zweiten Depu-
tierten des Banamts vor, im Jahre 1636
znm Natsmitglied. In allen diesen Stel-
lungen, namentlich aber über die lange
Dauer der Einschließung der Stadt durch
die Kaiserlichen im Jahre 1634/35, hat
er seiner zweiten Vaterstadt während schwerer
gefahrvoller Zeitläufe die wichtigsten Dienste
geleistet. Von Festungsbauten in Ulm
führte er außer Ver- und Ausbesserung
bereits bestehender Werke zwei Redonten
oberhalb der Stadt an beiden Ufern ans,
zwischen denen der Fluß durch eine Kette
gesperrt wurde; weiter ein Ravelin eben-
falls an der Donau unterhalb der Stadt
und ein solches vor dem jetzigen Donau-
thor. Seine hauptsächlichsten bürgerlichen
Bauwesen waren die aus Anlaß einer hef-
tigen Pest in den Jahren 1634/36 er-
folgte Errichtung eines nach italienischer
Manier hergestellten „Brechhauseö" (La-
zaret) ans der Ostseite außerhalb der Stadt,
dessen bequeme und.zweckmäßige Einrich-

tung allgemein Anklang fand, eines fünften
BrnnncnwerkeS am Seelengraben (1638),
zweier Theater und einer d. Schule „in
der Eich" (1641) re.; und — nicht die
geringste unter seinen baulichen Schöpf-
ungen — sein eigenes ans einem alten
Hanse im Jahre 1640 kunstvoll im Renais-
sancestil umgebantes, schon von Merian
in seiner „DopoArapIrin Luevinn", „wegen
seines bequemen Lagers, künstlichen Er-
bauung, sehr guten Kommoditäten und
Gelegenheiten.... item wegen der Nüst-
und Knnstkammer, mit mancherlei Modellen,
Instrumenten, architektonischen Handrissen,
raren und wunderlichen Natur- und künst-
lichen Sachen besetzt und geziert, wie auch
und sonderlich wegen des schönen Blumen-
gärtleins und anmutigen Grvttem und
Wasserwerks" beschriebenen, bezw. gerühmten
Anwesens beim „Erbsenkasten", das sogen.
„Furtenbach - Schlößle" , ein sprechendes
Beispiel seines Geschmacks und praktischen
Verständnisses, dessen Glanzpunkt die eben-
erwähnte von auswärts viel ausgesuchte
Rüst- und Knnstkammer mit vielen Waffen,
Modellen, mathematischen, astronomischen,
mechanischenJnstrnmentenallerArt, Drucken,
(Jncunabeln) und Schriften, Gemälden,
Kupferstichen, Zeichnungen, Gläsern, Kurio-
sitäten, Kunstgegenständen jeglicher Sorte
bildete. F., selbst Allerwelts- und Tausend-
künstler, hat darüber ein eigenes mit vielen
Plänen und Zeichnungen, znm Teil durch
den U. Maler Hans Jak. Campanns und
den Kupferstecher Matthäus Rembold illu-
striertes, mit einem genauen Verzeichnis
(Inventar) versehenes Werk unter dem
Titel: „^rclrikecturn krivntg" im Jahre
1641 zu Augsburg in Folio heransgegeben.
Nach Weyermann rc. (I, S. 258) sollen
Buchdrucker Joh. Schuttes und Kupfer-
stecher M. Rembold in Augsburg im Jahre
1660 ein Inventar dieser Knnstkammer
mit vielen von F. erfundenen, von Cam-
panns gezeichneten und Rembold gestochenen
Kupfern heransgegeben haben; derselbe
Weyermann verzeichnet II, S. 119 fol-
gendes Werk: „Joh. B. und Gabriel F.
(Bruderssöhne von alt Jos. F.) Inven-
larium vieler nutzbaren, sowohl von Mili-
tär-, als Civil-, auch Navalischen Gebäuen,
u. dergl. Architektonischen Modellen u. s. w.,
so in Herrn Jos. Furtenbachs des ältern
Rüst- und Knnstkammer in Saturn zu
 
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