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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Schön, Theodor: Schultheater in den Reichsstädten Reutlingen, Heilbronn und Etzlingen und anderen unterländischen Orten
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0014

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lesen, weil wir gestern abend in der Schnle
dcö Teufels gewesen seien. (!)
F. A. Mein min g er in seinem Versuch
einer Beschreibung der Stadt Reutlingen.
Reutlingen, 1805, S. 130, sagt: Man
bat weder Alleen znm Spazierengehen, noch
Comoedien und Casfeehänser.
Auch in der Reichsstadt Heilbronn gab !
es ein Schnltheater. 1514 wurde den ^
Schülern für die Aufführung einer la- .
teinischerr Komödie an Fastnacht 4 fl. der-- ^
ehrt. 1563 hat man ans dem Marti eine
Komödie über Holofernes nnd Judith anf-
gefübrt. Am 6. Juli 1606 ist arrf drin
ÖRarkt die Komödie von Jndiih gebalten
worden. In den Jahren 1630—1633
verbot der Rat wegen tra n rige r Zeiten
die Ausführung von geistlichen Komödien
durch die Schuljugend. Bei der Feier des i
100jährigen Bestehens des Gymnasiums
23, Okt. 1720 entschnldigtenIk sich die
Primaner nnd Sekundaner, daß/sie die ^
vorgehabte Komödie wegen mangels an
Zeit nicht anfsühren könnten. 1785 ver-
ordnete der Rat, daß wegen FenerSgefahr
nicht mehr ans dem, Matshanse Komödie
gespielt werden dürfe. 1786 empfahl sich
bereits ein Bernfsschanspielcr, Schanspiel-
direktor Schmidt im Wochenblatt.')
In der Reichsstadt Eßlingen führte
man häufig Schauspiele ans, deren Gegen- ^
stand gewöhnlich vor der Reform ation ans
der biblischen Geschichte oder einer Heiligen-
legende entnommen ward.^ Dieser Brauch !
dauerte auch nach der Reformation fort.
Am 4. August 1549 vergönnte der Rat
dem Schulmeister das „Spiel Lazari" in
der Frauenkirche zu halten. 1550 befahl
er ihm, sein Spiel zuerst vor ihm nnd
seinen Angehörigen im Barsüßerkloster,
dann auf dem Markt vor der ganzen Ge-
meinde zu halten, nnd schenkte ihm Brot
nnd zwei Jmi Wein.^) 1594 erlaubte
der Rat den Meistersängern nicht, ans der
Bürgerstnbe eine,,Singschnle nnd Komödie"
zu halten, sondern wies sie an, dies nach
altem Brauch ans einen, der Znnfthänser
zu thnn. b) Am 20. Januar 1568 erhielten
Schulen nnd Lehrer für Aufführung der
0 Fr. Dürr, Hellbrauner Chronik, 101, 117
138, 101, 248, 287.
^ 0 K. Pfaff, Geschichte der Reichsstadt Eßlingen,
S. 106.
Ebenda S. 233.

Geschichte von Esther 12 Thaler, 1569
der Schulmeister für fein Spiel 2 Thaler,
1570 die Erlaubnis, bis Ostern eine Komö-
die anfznführen, am 21. August 1616
bitten die Schüler, ihre Komödie Tobias
ans Banholomäi (24. August) im Prediger-
Hof geben zu dürfen, da eS Wunsch der
Bürger sei. Von 1654 an wurde regel-
mäßig, wenigstens ein Stück, alle Jahre
anfgesührt, am 24. Februar 1660, als
die Stadt dem Kaiser Leopold I. huldigte,
ein Singspiel: Apollinis nnd der nenn
Musen glückwünschendeö Friedensgeschenk.
Als am 16. September 1670 die Bürger
baten: „ein sehr bewegliches Mischsviel
von der hl. Katharina" nnd ein schönes
Frendenspiel, „durch nnd durch mit herz-
beweglichen, traurigen Fällen nnd Unglücks-
Verfügungen angefüllt von Cardinio nnd
Philoseba anfführen" zu dürfen, wurde es
ihnen abgeschlagen. 1657 wurde zu den
Aufführungen von Schauspielen durch die
Zöglinge der lateinischen Schnle der Speise-
saal im Barfüßerkloster besonders einge-
richtet, den Zuhörern bekohlen, „nicht so
unverschämt zu schreien, zu lärmen nnd
sich einzndrängen, sondern sich künftig aller
Bescheidenheit zu befleißigen, weil man sie
sonst durch die hiezu ausgestellten Personen
mit Schimpf nnd Spott werde fortführen
lassen". Das Eintrittsgeld war anfangs
für Erwachsene 4. für Kinder 2 chr. 1662
wurde es ans die Hälfte herabgesetzt nnd
1669 ganz aufgehoben.
Auch die Bürger führten Schallspiele
ans. 1559 führten sie die Geschichte der
Jndiih auf dem Brückenwasen mit großem
Beifall ans, und wiederholten sie im Mai
1579 bei einem Pfenning Eintrittsgeld.
Fremde erhielten bisweilen die Erlaubnis,
theatralische Vorstellungen zu veranstalten.
Jakob Frisch lin, lateinischer Schul-
meister in Waiblingen, durfte 1589 seine
Komödie „Snsanna" anfsühren lassen, nnd
1592 gaben etliche fremde Schauspieler
das Trauerspiel „Nebnkadnezar". 1673
hielt sich eine Schanspielergesellschast ans
Wien einige Zeit in Eßlingen ans, 1698
nnd in den folgenden Jahren erschien bald
diese, bald jene Gesellschaft. Der Schau-
platz war lange Zeit im Barfüßerkloster,
zuletzt in der Aegidius - Kapelle. Ein
stehendes Theater erhielt die Stadt nie.')
') Ebenda S. 642—643.
 
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