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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0027

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19

reits als Prior von Neichenbüch erwähnte
Ernest Fabri oder Faber, latinisiert
Schmied, gewählt, der jedoch nur drei Jahre
regierte und durch die Anmaßungen des
Grafen Albert Fugger viel zu leiden hatte.
Er legte vor seinem Tode die Würde
nieder und starb am 26. Mai 1666. Sein
Nachfolger wurde der von Wiblingen ge-
bürtige Maurus Falkner. Er hatte
sich schon vorher mit den Gerechtsamen des
Stifts durch eifriges Studium vertraut
gemacht und von allen alten Urkunden
hierüber Abschriften genommen, weshalb er
am besten den unberechtigten Ansprüchen
des Kastenvogts entgegentreten konnte. Trotz
der größten Sorgen und Verdrießlichkeiten
führte er ein festes Regiment und brachte
das Kloster wieder in geordnete Verhält-
nisse. In seinem Eifer für die Ehre
Gottes verschönerte er die Kirche durch
neue Altäre und baute die Einsiedelkapelle
zwischen Wiblingen und Unterkirchberg,
nahe an der Weihung und dem Jllerholz,
so genannt, weil sie der berühmten Wall-
fahrtskapelle in der Schweiz genau nach-
gebildet war und das darin anfzustellende
Muttergottesbild am Gnadenbild in Ein-
siedeln berührt worden war. Schon seither
sei an diesem Ort auf dem sogenannten
Weinberg ein Heiligtum gewesen und am
Fuß des Hügels seit alten Zeiten eine
(jetzt noch vorhandene) Quelle der seligsten
Jungfrau, das Marienbrüunele. Zur Er-
bauung der neuen Kapelle sei Abt Maurus
durch einige wunderbare Begebenheiten ver-
anlaßt worden. Zwei Scholaren hätten
bei der Rückkehr von Unterkirchberg aus
dem nahen Ille»Holz eine Schar mit Kreuz
und Fahnen an diesen Ort ziehen sehen,
die dann hier verschwunden sei. Auch habe
man sonst oft Lichter wie Sterne an diesem
Orte gesehen, und es seien auffallende Ge-
betserhörnngen vorgekommen. Die Kapelle
wurde von Weihbischof Georg Sigismund
von Heliopolis in Konstanz am 16. Juli
1681 geweiht, und in einer feierlichen
Prozession, die sich jetzt noch auf einem
Bilde abgezeichnet findet, und an der sich
vornehme Adelige und Prälaten ans der
Umgegend beteiligten, wurde das Gnaden-
bild von der Nikolauskirche in die Ein-
siedelkapelle übertragen. Nicht weniger
Lob verdient Abt Maurus durch seine
Liebe und Sorgfalt gegen die Arenen,

die ihm den Ehrennamen ..Unter pau
x>erum" verschaffte, indem er täglich vielen
Witwen, Waisen und Verlassenen des Klo-
stergebiets Brot, Speisen und Geld reichen
ließ.
Im Jahre 1668 erhielt ein Kloster-
beamter in Steinberg, der vorher den
Namen krnelectus hatte und zugleich einige
Gerichtsgewalt besaß, den Titel „Ober-
ambtmann", der vorher nicht gebräuchlich
gewesen zu sein scheint. -— Im September
des Jahres 1687 wurde Abt Maurus von
den zu Ochsenhausen versammelten Prä-
laten einstimmig zum Präses und Visitator
der gesamten Benediktiner-Kongregation
Schwabens erwählt. — Im folgenden
Jahr fielen die Franzosen in die Gegend
ein und General Monetär habe Neiter-
schareu ansgesandt, um alle Städte in
Brand zu stecken, so daß allenthalben riesige
Feuersbrünste zu sehen waren. Das Kloster
hatte alle Kostbarkeiten und das hl. Kreuz
nach Ulm geschafft, jedoch wurde es dies-
mal verschont.
Das wichtigste Ereignis unter des Abtes
Maunis Regierung war die Einleitung der
Separation von der Grafschaft Kirchberg.
Die Streitigkeiten mit den Grafen Fugger
hörten nicht ans, und das Verhältnis zu der
Klostervogtei war unerträglich geworden,
besonders unter Graf Albert Fugger, deu
der Annalist »Turbator uv8ter« nennt.
Hunderte von Seiten in den Annalen handeln
von den gegenseitigen »Oravumina et
^uerelus«, von immer neuen »contractis
cum Uu§§eri8«, die dann wieder Anlaß
zu neuen Reibungen gaben, von »tur-
datioue8 et pl'ueteu8ione3«, von einer
»in3o1eu3 p>03tuiutio TVIberti«, dann
wieder von einem »atteutatum Eu§§eri-
auumL, auch von »U5urp3tioue3 cL3teHuui
UuAAerorum«, von »atrox injuria« re.
Einmal gab es auch »^ravumina rebelliuna
XVibiinAsnmum«, indem die Bewohner des
Orts Wiblingen sich gegen die Bedrückungen
erhoben. Abt Maurus sah iu der Scheidung
und Trennung von Kirchberg schließlich
das einzige Heilmittel. Er reiste daher
in dieser Angelegenheit nach Wien, und
bereits i. I. 1682 kommt zum erstenmal
die Bezeichnung vor ,,Kaiserlich vorder-
österreichisches Gotteshaus Wiblingen".
Zwar erhob Albert von Fugger den heftigsten
Widerspruch, da Wiblingen durch Jahr-
 
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