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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0042

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welchen er ablehnen zu sollen glaubte;
eine theologische Staatsfaknltät war ihm
eben nicht sympathisch. Nicht lange daraus
wurde sein und seines Herrn Name mit
einer fulminanten Flugschrift in Verbindung
gebracht, welche unter dem Namen des
„Alten vom Berge" wie eine Bombe
in das Lager der ans der kath. Kirche
Württembergs lastenden Schlayerschen
Bnreankratie fiel, wobei man indes nicht
ans der richtigen Fährte war, sosein die-
selbe den bekannten unerschrockenen ritter-
schaftlichen Abg. Freiherrn Ang. v. Horn-
stein znm Verfasser, und L., wie sein
Herr, nichts damit zu thnn hatte. Den Be-
wegungen des hereinbrechenden I. 1848
konnte natürlich eine so erregbare Natur
wie L. nicht ferne bleiben; mehr als ein
mal bekam er Gelegenheit, sein Talent
auch als politischer Redner in hocherregten
Volksversammlungen zu zeigen; sein deut-
sches Herz schlug mächtig, als plötzlich die
Zeit anznbrecheu schien, wo das zerrissene,
nnmächtige und unfreie Vaterland sich unter
einem Kaiser zu einem großen und freien
Reiche wieder einigen sollte; und diese
Sehnsucht blieb ihm, auch als Hoffnung
aus Hoffnung scheiterte, bis in seine letzten
Lebenslage. Mittlerweile hatte er seine
Aufgabe als Erzieher der Fürstensöhne,
welche ihm noch Muße znm Privatstndinm
gewährte, gelöst, und sah er sich nach
anderweitiger, ihm zusagender, womöglich
selbständiger Lhätigkeit um. Die um jene
Zeit immer lauter werdenden und nicht
ohne Absicht vornehmlich an seine Adresse
gerichteten Wünsche nach einer kathol. Lehr-
nnd Erziehungsanstalt in Südwestdeulsch-
land kamen ihm daher nicht unaeleaen;
und so gründete er denn i. I. 1848 im
Verein mit anderen namhaften Kräften,
wie IN. Franz Schreiber, dem lieb-
reichen Freunde der Jugend, dessen freund-
liches, offenes, Zutrauen erweckendes Wesen
das Lichtensteinsche glücklich ergänzte, bezw.
ansglich, IN. Th. Bischofberger u. a. ein
solches Institut (mit Gymnasialorganisalion,
zweierlei Pensionaten und Epternat), ein
„freies" Gymnasium, wie es ihm vor-
schwebte, in dem gesund und hübsch in den
Allgäuer Vorbergen gelegenen Neutra n ch-
bnrg bei Jsny, welches in verhältns-
mäßig kurzer Zeit einen raschen Aufschwung
nahm und nachgerade einen Zuzug bei- !

^ nahe aus aller Herren Länder, bis ans
dem fernen Spanien, insbesondere aus
^ aristokratischen Kreisen erhielt. Lichten-
stein war aber auch von seiner wichtigen
Aufgabe als Jnstitntsdirekior ganz ein-
genommen und, dieselbe von einem hohen
Gesichtspunkte ans ansfassend, mit Eifer
und rastlos ans Werk gegangen und hatte
sich alsbald in den Beruf eines Pädagogen
und Philologen gefunden, wenn er auch
dann und wann etwas zu rasch verfahren
sein mag. Mitten in der schönsten Blüte
wurde dasselbe auf einmal im Herbste 1856
infolge eines Zerwürfnisses Lichtensteins
mit dem Fürsten Zeil, dem Eigentümer
der hiezu überlassenen Gebäulichkeiten
(Schloß ii. s. w.) zu Trauchburg, aber
auch in Anbetracht der vielen damals mit
einem Privatgymnasium verbundenen
Schwierigkeiten sowie um der im selben
Herbste ins Leben gerufenen Jesuitenanstall:
5teIIu mLtutinu in Feldkirch Platz zu
machen, zur Ueberraschung vieler und unter-
großem Bedauern weiter Kreise aufgehoben.
In allen diesen Stellungen hatte L. zahl-
reiche, zum Teil einflußreiche Verbindungen,
vornehmlich mit hocharistokratischen Kreisen
angeknüpft, welche aber mit der Zeit mehr
oder weniger, nicht ohne Enttäuschungen
für L., wieder auseinander gingen. L.
ging jetzt abermals auf Reisen, so nach
England, Frankreich, Italien, brachte n. a.
ein halbes Jahr in Nom zu, kehrte 1858
etwas weltmüde und um viele Erfahrungen
reicher heim und trat in den w. Kirchen-
dienst zurück, entschlossen, fortan nur seinem
Priesterberuse zu leben. Allein — eS sollte
etwas anders kommen: eine so lebhafte
feurige Natur wie L. konnte dem öffent-
lichen Leben nicht ganz ferne bleiben;
nachdem er einige Zeit aus dem Lande in
der Pastoration, u. a. als Pfarrer von
Merazhofen, gewirkt, wurde er i. I. 1860
durch Bischof Lipp ans die Pfarrei Wein-
garten, diesen altehrwürdigen Benedik-
linersitz mit berühmter Wallfahrt, und nicht
lange hernach vom Landkapitel Ravens-
burg zur Dekanatswürde berufen. Den
nächsten Anlaß zum öffentlichen Hervor-
treten gab die bekannte „Erbacher Ver-
sammlung des Notteuburger Diöcesan-
Klerus" vom 1. März 1861, welche nach
dem Fall der w. Konvention mit dem hl.
Stuhle ans seine und des Dekan Dr. Schwarz
 
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