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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O.S.B. im französischen Ueberfall etc., [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0067

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lich die Soldaten erhalten. Wirklich war
der Kommandant von Baindt hier — ein
abscheulicher Fraß, fleischlicher Kerl und
Grobian — wollte einem General, der
aber schon abgereist war, seine Aufwartung
machen.
Ueber die Fonrageliefernng kann ich
nun auch eine deutliche Uebersicht geben.
Da die Stände, welche das Unglück hatten,
viele Pferde zu bekommen, an Futter bald
erschöpft worden wären, so gab Pellisard,
der Chef des Generalstabs von der ersten
Division Molitor, den zu Lindau wegen
des Spitals versammelten Beamten den
Auftrag, sie sollten unter sich für beiläufig
2000 Pferde, die im Arrondissement seien,
ans 30 Tage repartieren. Es sollen vier
Magazine errichtet werden, nämlich in
Bregenz, Lindau, Ueberlingen und Ravens-
burg. Das Arrondissement der Division
Molitor ist folgendes: Von Oberstdorf an
der Iller längs des Flusses nach Martins-
zell, von da auf Hellengel st, an dem linken
User der Aitrach bis auf Hazelbnrg, sodann
in einer geraden Linie auf Weingarten,
Königsegg, Großstadelhos, Hagendorn,
Stockack, Radolfszell und längs dem rechten
Ufer des Bodensees bis gegen Bregenz.
Jeder wird im Verhältnis seiner Besitzungen
in diesem Bezirk beigezogen. Weingarten
liefert 80 Säcke Haber und 220 Zentner
Heu nach Ravensburg, da es nur znm Teil
im Arrondissement liegt. — 19. Oktober
abends kommt unser Oberst von Lindau
zurück und sagt, er hätte bewirkt, daß er
mit einer Compagnie hier bleiben könne,
dagegen müßten die Pferde fort. T er T—
verdanke ihm dies — wir würden leichter
gethan haben, 30 Roßknechte zu erhalten
als täglich 12, 16 und noch mehr Offiziers
samt Domestiken und vielem Anhang; Futter
muß doch geliefert werden. Für das Spital
ist soeben einiges Gerumpel ans 6—8
Wägen ans Langenargen angekommen.
Seit einigen Tagen hält sich bei uns
ein Offizier auf, welcher eine Karte aus-
nehmen soll; er war schon längere Zeit
zu gleichem Zwecke in Waldsee.
Vom Konnte erhalten wir heute den
Bescheid wegen Blumenegg, daß die ge-
forderten Artikel für die Reservearmee
Requisition, nicht aber Kontribution seien;
dieser sei nicht ansznweichen — wenn aber
eine Geldkontribmion anserlegt werden

sollte, so solle man sich melden und das
Konnte verspricht in diesem Falle seine
schleunige Verwendung. — Was braucht
man lang Geldkontribntion — man nennt
einen Artikel, heißt ihn Requisition, läßt
accordieren, dann ist alles in der schönsten
Ordnung.
Unser Obrist ließ den Obrist-Lientenant
in Baindt schon znm zweitenmal wissen,
er solle in unserer Senn im Ried nicht
einqnartieren, allein statt 3 Mann schickte
dieser gestern 5 dorthin und diese betragen
sich, vermutlich ex mnrxMto, sehr unartig;
man giebt dem Obrist Nachricht und er
befiehlt, der Kommandant von Baindt solle
die Leute auf der Stelle abrnsen.
Soeben, am 21. Oktober, kommt eine
neue Requisition von 20 000 Kapotröcken;
an Weingarten fordert man 381 Stück.
Ein Lieferant will das Stück für 6 fl. 54 kr.
beischaffen; die eine Hälfte des Geldes
soll in 14 Tagen, die andere bis 15. Dez.
bezahlt werden. Wenn nicht bald eine
Erlösung kommt, so weiß ich mich auf
meinem Posten nicht mehr länger zu
halten I Wien zögert und indessen geht
Schwaben zu Grunde!
Abends kommt noch ein fremder Obrist-
Lientenant mit seiner Frau und einem Kinde
an; alles drängt sich in unfern wenigen
Gastzimmern aufeinander wie die Häringe
im Faß, keiner will weichen, vielmehr
kommen noch frische hinzu.
Am 22. Oktober kommen Kranke ans
Langenargen an samt einiger Bagage.
Am 23. Oktober erhalten wir vom
Konnte die Anzeige, daß zur Demolierung
der Festung Ulm 3500 Tagwerker, dann
500 Maurer samt ihren Handlangern und
Zimmerlente verlangt werden. Weingarten
soll stellen 63 Tagwerker, 4 Maurer, 4
Handlanger und 2 Zimmerlente.
Ueber das Spital in unserm Kloster
hielten die Konkurrenten eine Konferenz,
bei welcher folgende Fragen aufgeworfen
und entschieden wurden: X. Was für ein
Konkurrenzfnß zu bestimmen wäre und
wer davon frei sein solle? Antwort: Es
könne nicht wohl ein anderer als der
Matrikularfnß und jener Maßstab ange-
nommen werden, wonach während der Hen-
rigen französischen Occupation die vorge-
fallenen Kontributionen und Requisitionen
repartiert worden sind — mit einigen
 
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