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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Ein Seelsorger über die Jesuiten als Prediger 1633
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0080

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dieweil ein dem wösen vieler seelen hail und
nndeigang ligt; canllille et sincers fa-
teor, daß diß zur größeren ehren Goltes
und vieler seelen hail dienen wirdt. Zu-
vor do ich in keiner statt Pfarrer gewesen, ')
Hab ichs auch nit sonderlich in acht ge-
nommen, da ich schon zne zeiten zne Min-
delhaimb oder Landsperg znegehört, mich
zwar verwundert ab dem schlechten anfzueg,
daß man so gar dem Volk nit znm Herzen
greift oder redt, weder in gnltem noch
bösem. Sie vermainen gleich, wan einer
ein Jesniter sehe, so seye er ein Prediger,
do doch nnder ihnen, der societet, der
möhrerthail jung in die societet kommen,
der welt brauch und manier ohnerfaren
— lind mör schier die predigen anß der
welt manier, als ans bnechern genommen
werden müssen — und ob sie woll etwan
gnlte oratores in schltelen seyn und woll
perorieren tönden, so dienet doch dasselbig
nit alzeit zur canzell. b!t noster bic
concionator mollo oratorio proceelit,
omnibus in^ratus et sine ullo Iructu,
sieut et feie priores ctuo, Quorum unus
aetbuc bic resillet, alter transiit lVlinllel-
bairnium, omnibeis catbolicis concfue-
rentibus et ro§antibus, nt e^o catbe-
clram conscenclerem.
Dreimal Hab' ich gepredigt und vergun-
nen mir die canzel nit gern. Hab sie cm-
geredt, ob sie mir die canzel zue morgen
zne besten; dem ich förckte mir-zuvil zue
geschehen, wan ich allererst solle nachmittag
predigen, do ich doch sovil iahr alzeit vor-
mittag gepredigt . . . Zne dein so habe
ich das Volk niewalen beysamen nachmittag
und könde also kein rechte gleichfermigkeit
aingefiert weiden. Wan sie waß zur ehr
Gottes Ihon wollen, so tönden sie solches
nachmittag et in proprio ternplo ^ gleich
so woll thon und den pfarrer mit seinen
piari tnnderen nmbgehen lassen. Uespon-
6it pater superior ss abse^ue orcli-
narii et patris provincialis licentia
') Wall war bis Okt. 1633 Pfarrer und Dekan
in Kirchdorf bei Mindelhenn gewesen.
2) Die canzel zue morgen — die zum sonn-
und feiertägigen Pfarrgottesdienst gehörige Predigt.
^ i Ten Jesuiten in Kaufbeuren war 1628 die
dortige Nebenkirche U. L. F. eingeräumt worden.
4) Das ist richtig; denn Bischof Heinrich hatte
durch oberhirtliche Verfügung vom 20. Dkt. 1620
das Predigtamt in der Pfarrkirche zu Kaufbeuren
vpm Pfarramt getrennt und es oauernd den
Jesuiten übertragen.

^ facere non posse nec andere; puamvis
et per se satis invitns. Lonrper iactant
bonorem lllei et tarnen snon^ animacl-
- vertnnt baec ins^ni facere all Del §Io-
riam. Die größte noth treibt mich, solches
zu berichten; dem die cura anirnarum mir
obliegt, und waß zur selbigen dienlich oder
verhillderlick, zu vermörken; gedraue mir
ans dise weyß, wan die canzel mir vor-
mittag nit znegelassen, sovil als nichts anß-
znrichten; es gehet ein Pfarrer in der statt
nmb, als wäre er ein srembling, der nit
selber prediget, er wirdt dem Volk nie recht
bekannt und angenem und erkennen ein-
ander nie recht.
Eß sitzt zne Landsperg der Herr dechcmt H
in der predigt, ist sindt und schadt, daß
seine talenta sollen vergraben ligen. Waß
köndt selbiger Herr sir srncht und nutz
schassen! In rei veritate der gelingst
Pfarrer ans dem landt, so wenig ein Pre-
diger ist, thuets ihnen weit bevor. Halt
also genzlich darvir, neben dem daß ich in
meinem gewissen mich schuldig befindt, disen
großen, bey mir special, aber allgemainen
Mangel zne berichten. Also wan ihr fnrstt.
- gn. den wahren grundt in der» sachen er-
faren wörden, auch die billigkeit zne ver-
! schaffen angedriben wörden, wäre also vil
danglicher und zur ehr Goltes dienlicher,
daß die Pfarrer in stötten, so etwan §ra-
tiarn praeclicancli habendt . . . und zne
predigen begeren, daß ihnen die canzel zne-
gelassen wörden, die reli§iosi aber nach-
mittag die predig halten; si boni con-
cionatores tuerint, babebunt etiam a
prancbo concursuin populi; si non lue-
rint tales, non tanturn nocere vel obesse
populo pokerunt, ac si nrane clocuissent.
Und man mießte in der sachen kein gene-
ral machen, sondern pro statu et cfuali-
tate personarum clecernieren.
So eß dem euer gnaden in der mai-
nnng vernemmen, wie ichs geschrieben, also
will ich auch gebölten haben, die sachen
in der still zu halten, damit es nit bey
ihnen verbitterte gemieter causiere. Diß
ist auch noch woll zue mörken, daß, wan
schon etwan einmal wenig ein Prediger —
dem wenig bey ihnen gibts excelleuter,
vix in aulis principurn — an eim orl
vorhanden ist, so haben sie doch kein ver-
H Johann Weiß, Nc. Meol , von 1625 - 36
j Pfarrer und Dekan zu Landsbcrg.
 
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