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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0098

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dazu kam, alle übrigen wurden znrückge-
schickt. Der Kommissär war impertinent
grob, drohte, er wolle schon bessere Ware
herbeischaffen lehren n. s. w. Alles deutet
wieder ans Accorde statt der Natnralliefe-
rnng. Warum? DaS versteht man schon
ex nsu et praxi. Weil der Zeitraum zu
eng und das erste Drittel schon eingeliefert
sein sollte, so wird sogleich per Estasfette
eine Vorstellung an Malthien Faviers oder
ait Giron abgesertigt und jenes wiederholt,
was man erst neulich an das Konnte er-
lassen hat.
4. November. Es wird die Anzeige ge-
macht, daß gestern abend von den Pfer-
den, welche hier fortgingen, 41 Stück zu
Oppolts- und Nlberatshofen eingerückt seien.
Neben diesen ist dort schon eine Einquar-
tierung von Fußvolk. Es ist in unserer
Gegend alles entsetzlich übersetzt, die mehr-
sten Aemter haben 50—80 Mann und
doch soll nichts an der Requisition abge-
rechnet werdet! dürfen. Fonrage brachten
die Kerls keine mit, ob sie gleich selbe hier
mit nach Ravensburg auf zwei Tage ge-
nommen hatten. Die Bauern wollten zu
Ravensburg Futter holen, erhielten aber
dort zur Antwort, es sei nichts da. Ueberall
lauteres Elend!
6. November. Der Brigadechef Grandean
von Nr, 10 torqniert uns ans den letzten
Kreuzer! Heute muß ich ihm für zwölf
Tage zwölf Louisdor selbst bestimmtes
Tafelgeld bezahlen, zehn Louisdor hat er
schon vorher erhalten und ob er gleich ver-
sprochen hatte, keine Offiziere einznladen,
so haben wir doch gewöhnlich 8—10 bei
der Tafel, ohne die etlich 20 Mediziner
und Apotheker, welche an einer besonderen
Tafel speisen. Ferner zwang uns Grandean,
ihm ein Zugpferd um 25 Louisdor abzu-
kanfen; der Stallmeister schlägt es höchstens
ans 11 L. an — alle Vorstellungen helfen
ganz und gar nichts. Dies heißt aber
nicht „requirieren". U. Athanas gab dem
Oberst eine Stichrede, daß man für dieses
Geld hätte Ochsen kaufen können, woran
man Mangel habe — der Oberst spöttelt
darüber und lacht über unsere Armut.
Ueberhanpt lassen sich die Franzosen die
Meinung nicht nehmen, daß die Neichtümer
unserer Klöster unerschöpflich seien und
daß wir irgendwo das Geld klafterhoch
ausgehänft hätten. Diese Idee bringen

ihnen die großen Gebäude der Klöster bei.
Ich kann nicht leugnen, daß die Klöster in
diesem Punkt seit einem Jahrhundert hierin
sich selbst einen in vielen Rücksichten nach-
teiligen Streich gespielt haben.
7. November. Wie doch die Franzosen
mit den gutmütigen Schwaben spielen! Ein
Befehl ergehtnach dem andern aus demHanpt-
qnartier, sie zwecken dahin ab, alle Miß-
bräuche, alle Erpressungen, alle Partiknlar-
reqnisitionen n. s. w. abznschassen. So einen
Befehl erhielt ich kürzlich, es steht darin: „Da
dem general en clrel verschiedene Klagen
und Beschwerden in Betreff übertriebener
militärischer Forderungen zugekommen n. s. w.
wird verordnet — höret den ersten Artikel!
—- 1. Die Offiziere dürfen bei beglückten
Feldzügen keiner Bequemlichkeit beraubt
sein re." Was wird nach diesem Vorsprnch
die ganze folgende Predigt nützen? .... „Die
Offiziere sollen sich bei Herrschaften,
Abteien oder bei reichen Partikularen mit
der Tafel begnügen, aber die Großmütig-
keit nicht mißbrauchen. Wenn Offiziere
ans Kosten der Gemeinden in Wirtshäusern
logieren, darf sich die tägliche Zehrung
für jeden nicht höher belaufen als zehn
Livres für einen Brigadechef, sieben L. für
einen Bataillons- oder Eskadronschef,
secbs L. für einen Hanptmann, fünf L. für
einen Leutnant, vier L. für einen Unter-
leutnant. Die Unteroffiziere und Soldaten
sollen sich mit der Tafel ihres Gastwirtes
begnügen und sollen nicht mehr fordern
als die vollständige Feldnahrnng. In Wein-
und Bierländern soll ihnen ein Bonteille
für den Tag gereicht werden."
Um zu zeigen, wie genau sich die Fran-
zosen an solche Verordnungen halten, kommt
heute abend spät ein Brief unter der Adresse
der Abtei Weingarten (französisch) an, innen
ist alles deutsch, mit der Aufschrift Wohl-
geborner rc., unterschrieben ist Ebnetter,
soviel man heransbringen kann. Der In-
halt kantet, General Jardon habe sich ent-
schlossen, nächsten Montag einen Ball zu
geben, Seine Wohlgeboren sei hiezu ein-
geladen, möchte aber ein leuills echten Bur-
gunder schicken.
Abends spät kommt noch ein Befehl vom
Kommissär zu Lindau, daß man ans der
Stelle Haber, Heu und Stroh nach Ueber-
lingen führen soll, weil dort viele Pferde
seien. Man giebt einigen Aemtern z. B.
 
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