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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Beck, Paul A.: Beziehungen des württembergischen Herzogshauses zum englischen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0107

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druckt bei Joh. Carolo, 1612", welche über
anderwärts als eine etwas plagiarische
Arbeit bezeichnet wird . . . „Relation über
seine Sendung nach England i. I. 1595,
von Aug. Schloßberger, 81. Pudlik. des
litt. Vereins, Stuttgart 1865"; „ein
schwäbischer Diplomat am Hofe . . . von
England" indem „Grenzbolen" von 1867,
I. Halbjahr, 2. Heft, S. 3—24), mit
einem Begleiter, dem edlen, festen Ben-
jamin B o u w i n g h a u s en v. Wallmerode,
nachmaligem württ. Hosrat, an die jung-
fräuliche Königin adordnete, um durch
diese den ihm, wie er vorgab, versprochenen
Orden vom blauen Hosenband zu erwirken.
Elisabeth machte indes dem schwäbischen
Diplomaten und Ordensweiber ein la-
teinisches Kompliment und wollte sich ab-
solut nicht erinnern, dem Herzog jemals
den Orden in Aussicht gestellt zu haben,
und fand diese ewige Erinnerung an ein
angebliches Versprechen für rein unbe-
greiflich, die früheren Gesandten müssen
ihre Antwort nicht recht ausgerichlet haben,
sonst würde man nicht immer wieder auf
diese Sache zurückkommen. Dabei, gab
sie weiter zu verstehen, sei bei Ordens-
wahlen die Reihe zuerst an den römischen
Kaisern, dann an den Königen, hernach
an den Kurfürsten u. s. w. „Dem König
aus Frankreich und dem König aus
Schotten", fuhr sie fort, habe man, ob-
gleich sie längst „von dem Orden eligiert
seien", die Insignien noch nicht über-
schick'. Zn allem Unheil spielte eine andere
ungeschickte, bei Kurz a. a. O. S. 33 bis
58 gar behaglich und ergötzlich erzählte
Geschästsmission eines cewissen, nicht über
alle Zweifel erhabenen Agenten, Johann
Heinrich Stam m l e r aus Augsburg, dessen
Vater herzogl. w. Ober Vogt in Stettenfcls
gewesen sei, und welcher schon zwei Jahre
vorher, merkwürdigerweise ohne alles Wissen
des eigentlichen Gesandten Breuning, vom
Herzog den Auftrag zum Ankauf von 1000
Stück (lüudisch) Tuch in England neben
zollfreier Ausfuhr erhalten hatte, in die
Sache herein; nicht nur sielen über die
Handelsprämien und das Geschäftsinteresse
des sebwäb. Herzogs, obwohl dieser in
dieser Richtung eben nnr das that, was
die große Königin, böse Reden, sondern
Stammler selbst wußte sich nicht Achtung
zu erringen und scheint verschiedene Stänke-

reien verübt zu haben und soll in einen
unsauberen Roßhandel verwickelt und
schließlich mit einem Pferde durchgegangen
sein w., so daß die Behauptung Breu-
nings, dieser Zwischenfall habe ihm vol-
lends das Spiel verdorben, nicht ganz
ohne Grund ist. Selbst der so ehrenhafte
Breuning blieb nicht von den bösen Mäu-
lern verschont, war ihm doch in seiner
ersten, an die Königin italienisch (weil
deren Lieblingssprache) gehaltenen Anrede
das Mißgeschick begegnet, stecken zu bleiben,
wobei man garvonAngetrnnkenheit munkelte.
Hat auch der Gesandte hoch und teuer
versichert, daß dem nicht so gewesen sei,
und kann man also eine solch' unhösische
Aufführung als erwiesen nicht ansehe»,
so wird mau immerhin mit der Annahme
nicht fehlgehen, daß er mit seiner italie-
nischen Ansprache zu hoch hinaus wollte
und dann, wie es in solchen Fällen zu
gehen Pflegt, seine Sache nicht fertig ge-
bracht hat. Zu „guter Letzt" ging ihm auch
noch das nötige „kleine Geld" aus und ein
sauberer Landsmann, ein Geschäftsmann
namens Speidel auS Weil der Stadt, „ein
halber Württemberger", den er in seiner Ver-
legenheit „angepnmpt", und welcher ihm
auszuhelfen anfänglich halb und halb ver-
sprochen, stellte ihn schließlich noch bloß
und ließ ihn sitzen. So verlief denn diese
ursprünglich mit so viel Pomp unternom-
mene Gesandtschaft nicht besonders rühm-
lich und mag den aus andere Nationen
ohnehin gerne herabsetzenden Briten manchen
Anlaß zu Hohn und Spott (auf „Schwaben-
streiche") gegeben haben und mußte Breu-
ning trotz aller Mühe, trotz der von ihm
in Anspruch genommenen Unterstützung des
französischen Gesandtschaftsattaches 6e In
Uontmine und des schwäbischen Landsmannes
Johann Spielmann aus Lindau, des
vielvermögendeu Juweliers der Königin,
unverrichteter Dinge abziehen; statt des
Hosenbandordens brachte er immerhin dem
Herzog bloß 12 Paar seidene Strümpfe
mit, wozu letzterer kein gutes Gesicht und
die elegische Bemerkung machte: „Ist das
alt Lied!" Ebensowenig war die 3 Jahre
später, i. I. 1598, erfolgte abermalige
Mission B o uw i u gh a us e n s Hs. darüber
„w. Gesandtschaften w." in der „Besond.
Beil, des Staatsanzeigers s. Württemberg"
Nr. 3 ff. von 1884, insbes. S. 42, 72/73,
 
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