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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Vor 100 Jahren – Aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0127

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119

Division Bonet, welche durch Nördlingen
zog, und anderer Truppen, die noch folgen
würden, Naturalien in das Magazin dieser
Stadl liefern. Wir waren vom Kriegs-
kommissär Eckel cleckien zu dieser Lieferung
requiriert. Wir hatten in dieser Zeit fol-
gende Quartiere: Vom 19. auf den 20.
den General EHantpoul und den General
Lauer, mit ihrer 5uite, Bagage, Pferden,
Wachen :c. Ein Teil des zweiten Kara-
Linierregiments lag in unserer Nachbar-
schaft verteilt und machte viele Exzesse, be-
sonders in Neresheim, wo der Kommandant
des Regiments war, der seiner Nation die
Ehre machte, im Pfarrhos daselbst, wo er
sein Quartier hatte, ein Pult zu erbrechen
und Geld daraus zu stehlen. Vom 28.
ans den 29. den Bataillonschef von der
32. Halbbrigade Grenier (Bruder des
Generals Grenier). mit seinem Stabe,
Pferden, Bedienten, Wachen re. Die
Offiziere dieses Stabes zeichneten sich durch
eine Führung der Lunsculotte3 aus. Vom
30. auf den 31. den Chef der 42. Halb-
brigade Huart mit noch einigen Offizieren,
lauter vortrefflichen Männern, deren Bil-
dung und Betragen vorzüglich, was den
Chef selbst betrifft, von jenem vom Stabe
des Grenier, sehr abstechend war. Unsere
Ortschaften hatten während dieser Zeit fast
gar keine Einquartierungen, da indessen in
der Nachbarschaft alle Ortschaften über-
mäßig besetzt waren.
Den 1. April. Schon vor einiger Zeit
erhielt ich Briefe von der Frau von Jm-
hos und vom Baron Bernhausen, in welchem
beide mir meldeten, daß der Fürst Taxis
unsere Klage gegen ihn beim Neichshofrat
in Wien sehr empfindlich ausgenommen
habe, daß ihn dieser Schritt um so mehr
befremde, da er doch eiu so höfliches und
verbindliches Schreiben an den Herrn
Neichsprälaten hätte ergehen lassen, iu
welchem er demselben versprach, nach her-
gestellter Ruhe durch einen freundschaft-
lichen Vergleich allen gegenwärtigen Zwistig-
keiten ein Ende zu machen, daß es bei
Hof gewiß übel gesinnte Leute gebe, die die
Empfindlichkeit des guten, friedliebenden
Fürsten noch mehr zu reizen suchten, daß
hingegen gutgesinnte die Sache wieder ins
rechte Geleise zurückzuführen und die gute
Nachbarschaft mit Dischingen und Neres-
heim zu erhalten wünschten. In diesen

Rücksichten ersuchten sie mich um eine kurze
Darstellung der Beschwerden, welche uns
bewogen hätten, gegen den Fürsten bei dem
Reichsrate Klage zu erheben, um davon
zur Herstellung der Harmonie und guter
Nachbarschaft, bei dem Fürsten oder wo
es sonst dienlich und nützlich wäre, einen
zweckmäßigen Gebrauch zu machen. So
wie ich beide Schreiben als Beweise der
Freundschaft und der guten Gesinnungen
von seiten der Frau von Jmhof sowohl
als des Baron von Bernhausen gegen
unser Kloster ansehen und mit Dank er-
kennen mußte, so lud ich auch nuseru
Herrn Oberamtmaun eiu, mir eine der-
gleichen kurze Darstellung der Sache anf-
zusetzen, welche ich auch heute sogleich in
Form eines Brieses an Herrn Baron von
Bernhausen zu einem guten Gebrauch nach
Gunzenhausen abschickte. Am 3. April.
Eiu uicke-äe Camp des Generals Joba
lag verflossenen Herbst lange krank indem
Schlosse zu Dischingen. Bei seiner Wie-
dergenesung kam er öfters hierher und
wurde mit mir und anderen Herren sehr-
gut bekannt. Heute kam er von Dillingen
her, um uns zu besuchen und Abschied von
uns zu nehmen. Sein Name ist de Darete.
Den 4. April. Ick habe schon oben ge-
sagt, daß ich am 20. Febr. zur nämlichen
Zeit, wo ich an General Moreau und an
General Desprnslys nach Straßburg
schrieb, auch eiu Schreiben an den General
Desolle nach Paris ergehen ließ, um ihm
unser Kloster zu empfehlen. Heute erhielt
ich von ihm Antwort aus Paris.
Ich habe auf diesen Brief geantwortet,
dafür gedankt und unser Kloster aufs
neue einem Manne empfohlen, der für
dasselbe so gut gesinnt ist und dessen An-
sehen bei seiner Negierung von so großem
Gewichte ist. Am 5. April: nach vielem
Hin- und Herschreiben kam endlich heute
der Platzkommandant Laporte von Dil-
lingen selbst hierher und zeigte mir seine
legale Papiere vor, um zu beweisen, daß
die Abtei Neresheim, sowohl nach der Ver-
ordnung des Kriegskommissärs Eckel cleckien,
als der Repartitiou des Konnte selbst zu
seinem Arrondissement gehöre, daß er also
mit Recht Pferde und Wägen von uns
fordern könne. Ich sagte ihm, daß wir
seiner Forderung ohne Widerrede ent-
sprechen würden, wenn er uns nur von
 
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