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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0179

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171

ein neuer Waffenstillstand geschlossen sei
und zwar ans drei Monate. Wenn sich
dies in Rücksicht auf die Zeit bestätigt,
so ist unsere ganze Gegend ruiniert. Wir
machen jetzt schon vorläufig mit Oesterreich
die Verabredung, daß man gemeinschaftlich
um eine andere Dislokation bei den be-
treffenden Stellen einkomme.
Nachmittags steigt ein Obristlentnant
von der 83. Halbbrigade hier ab, welcher
soeben von der Armee kommt; er behauptet,
daß bei Freisiug 80 000 Franzosen stehen
und daß am 26. die Feindseligkeiten an-
saugt n, es sei gar kein Gedanke von einem
Waffenstillstand -— wer hat recht?
Heute am 24. Novbr. starb unser wacke-
rer, rechtschaffener und wohlverdienter Hof-
meister Franz Joseph Sonntag in Hagnau.
Ich reise also morgen dorthin, um Ordnung
wegen der neuen Verwaltung des Hofes
zu machen. — Am 26. wurde der Hof-
nuister begraben und ich stellte darauf den
Bruder der Wittib, Franz Joßph Frühe
als Hofmeister auf. Ich betrieb auch die
Eintreibung der allen Anlage-este mii
vollem Ernst, denn der Amtmann getraut
sich nicht anzupacken. Die dort'ge elende
und schwachköpfige Beamtnng ist die eigent-
liche Ursache, warum dort die Geschäfte sowohl
als die Polizei große Not leiden und
Zerrüttungen, Hader, Zank und manches
Unheil entstehen, was irr Zukunft mit vieler
Mühe kaum wird verbessert werden können.
29. Novbr. Gestern abend kam der
Oberst Grandean von seiner Reise zurück
und heute geht er mir Sack und Pack zur
Armee ab; seinem Sekretär muß iä zwei
Louisdor geben, für sich aber fordert er
jene 13 Louisdor, welche ihm seit seiner
13tägigen Abwesenheit verfallen seien —
wir müssen bezahlen. Auch steht er noch
auf andere Douceurs, man sagt ihm aber,
daß wir nicht im stänke seien — er geht.
AZ unsere Besorgnisse (oben 22. Novbr.),
daß nach Hagnau ein Spital verlegt wer-
den möchte, erhalten wir vom Konnte die
Antwort, daß dasselbe weder über die Plätze
für die Spitäler zu bestimmen habe noch
sonst einen Einfluß dabei ansüben könne;
auch sei ihm nichts bekannt, daß das Spital
von Kreuzliiwen nach Hagnau verlegt
werden solle. — Indessen hat sich in Hag-
nau niemand sehen lassen, der ein Spital
einrichten wollte.

Heute kommt von Lindau der Befehl,
daß man bis morgen den 30. Novbr. vier
Ochsen liefern soll; man liefert sie ans
einigen Aemtern, hoffentlich werden sie
von der Requisition abgerechnet.
Schon unterm 16. Oktober wurden 9000
halb leinene halb drillchene Frnchtsäcke ge-
fordert, sie wurden aber nicht betrieben;
nun aber fordert man sie mit Ernst.
Weingarten soll 137 Säcke liefern. Die
Schnellersche Compagnie in Augsburg ver-
spricht das Stück für 44 M. Wir haben
kein anderes Mittel als Herrn Frings zu
schreiben, er solle aus unseru Konto liefern
lassen.
Ferner forderte der Kriegökommissär zu
Lindau von uns 290 Pintes echten guten
Branntwein, welcher 20 Grad wägen
müsse; solche Ware findet man hier äußerst
selten und ist sehr teuer, wir übertragen
also Herrn Pfister in Lindau die Ein-
liefernng. — Man fordert also alle Tage
andere Artikel, die man nur mit Geld
bestreiten kann. Voir den Uuterthanen ist
es beinahe unmöglich, zu solchen Artikeln
etwas zu erhalten, indem sie die Ansgalen
bei 'ein ewigen und sehr vielfältigen FrUr-
we'en kaum bestreiten können. Zudem sind
sie wirklich mit Getreideliefernng nach Lin-
dau und mir der Heu-, Stroh- und H..ber-
Requisilion nach Kempten beschäftigt;
diese letztere Requisition bestreiten schier-
alle Uuterthanen dadurch, daß sie Re
Früchte unter sich Zusammenlegen, ver-
rufen und mir dem erlösten Gelde für
ein Zentner Stroh 1 fl. 40 M., für ein
Zentner Herr 3 fl. 30 chr., für 1 Sack
Haber 7 fl. an den Lieferanten Schwanen-
mayer in Memmingen zahlen. So gehen
die Naturalien samt dem Geld dahin.
Am 9. Dez. verlangt der Spitaldirektor,
man soll in dem großen leeren Saal
Oefen errichten, weil viele Kranke an-
kommen werden. Wir müssen uns also
um vier eiserne Oefen umsehen, man glaubt,
daß es warm genug werde, indem der
Direklor 120 Kranke hinenrlegen will.
Auf den 16. d. M. muß Weingarten
26 Wagen nach Lindau stelle», um von
dort nach Kempten Früchte ri. s. w. zu
führen.
Am 10. Dez. abends bringen zwei
Kanoniere den Befehl, daß man in Zeit
von 24 Stunden 20 zweispäunige Wagen
 
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