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endlich mit ihm auf drei Louisdor; anck
muß man ihm einen neuen Mantelsack
machen lassen und Herr Oberamtsrat ver-
spricht ihm von seiten der Konkurrentschaft
sechs Hemden anszuwirken. Alles wird in
Gnaden angenommen.
Am 25. Jan. kommt vom Konnte ein
Zirkular, nach welchem die Stände ihre
Erlittenheiten wegen der Spitäler eingeben
sollen, damit man eine Uebersicht bekomme.
Malhien Favier hat cs selbst verlangt und
Regeln über solche Rechnungen vorge-
schrieben. Der ganze Effekt wird sein — 0.
Zugleich erscheint die neue Naturalien-
rcqnisilion, „um daraus während des
zweiten Trimesters vom gegenwärtigen
Jahre nicht nur die Truppen zu ernähren,
sondern auch nach der Absicht des Ober-
generals die nötigen „Vorräte zu bilden".
Diese Stelle ist eiir blauer Dunst vor den
Angen, denn die Franzosen essen, wo sie
sind; haben in Lindau so viele Früchte,
daß beinahe kein Platz mehr für selbe zu
finden ist. Die Schweizer kaufen den
Franzosen znm Glück nicht so viel ab,
als diese gern anbringen möchten, indem
die Schweiz schon mehr als hinlänglich
mit Früchten um einen Spottpreis ver-
sehen ist.
Das erste Drittel soll eingeliefert sein
am 30. Nivose (20. Jänner, und heute
ist der 25. Jänner!), das zweite Drittel
am 25. Pluvios (5. Hornung), das dritte
am 30. Pluvios (20. Hornung).
Die Requisition ist folgende:
Kern
Roggen
Heu
Stroh
Haber
nach
Ztr.
Ztr.
Ztr.
Ztr.
Säcke
Augsburg
Mein-
12 000
4 000
6000
6 000
10000
mingen
6 000
2 000
4 000
4 000
8 000
Kempten
6 000
2 000
2 000
2 000
3 000
Ulm
6 000
2 000
4 000
4000
6 000
Lindau
6 000
2 000
4000
4000
3 000
36000
12 000
20 000
20 000
30000
Weingarten muß hieran liefern und
zwar alles nach Kempten Kern 687 Ztr.
28 Pfd., Roggen oder Gerste 229 Ztr.,
Heu 381 Ztr. 76 Pfd., Stroh 381 Ztr.
76 Pfd., Haber 572 Säcke.
General Jardon ist ans Urlaub gereist,
man sagt auf zwei Monate lang; die
Tafelgelder hören also für ihn auf pro
luturo, aber pro prneterito verlangten
die Herren Lindaner 19 Louisdor. Diese
Herren können warten — sie machen den
Ständen eine saubere Zeche für zwei oder
höchstens drei Wochen. Aus diese Art würden
die Lindauer weit über 200 Louisdor
eintreiben.
Am 28. Jänner reist unser Spital-
kommandant ab, er bekam gestern unver-
mutet die Ordre, mit seinen Leuten zum
Regiment zu gehen. Die Franzosen sagen,
es seien von der Rheinarmee 25 000 Mann
und ebensoviele von der italienischen be-
ordert worden, nach Frankreich zurückzu-
marschieren; sie setzen bei, diese Truppen
seien gegen Portugal bestimmt.
Von Ravensburg kamen 1 Sergeant,
2 Korporale und 16 Mann als Spital-
wache. Sie sind von Nr. 83 und scheinen
lauter Invaliden zu sein. Der Oberst
dieser Halbbrigade, Rennant, soll zu Hallein
und dessen Major zu Mittersill stehen. In
unserer Gegend sind noch immer bei 400
Pferden, welche den Landmann fürchterlich
plagen. Hofen und Hagnau sind in letzter
Zeit ganz verschont geblieben, wenige
Durchmärsche abgerechnet; auch das Amt
Ausnang sowie die von Ravensburg etwas
entfernteren Aemter sahen wenige Fran-
zosen. Desto stärker aber ging das Fuhr-
werk, bis endlich abermals Waffenstillstand
eintrat. Ich muß jedoch gestehen, daß die
österreichische Armee ungleich mehr Fuhr-
werk verursacht habe als die französische.
Heute mußten aus unfern Aemtern acht
Wagen nach Memmingen, um dort Fourage
zu holen. Die einen müssen es hinab-
führen, die andern wieder abholen, wenn
nur bessere Ordnung und Einteilung wäre!
Wir sind an der letzten Fleischrequi-
sition noch 37 Zentner schuldig; nun hat
das Konnte auf unfern Konto mit dem
Jud Levi accordiert, ohne uns ein Wort
zu sagen. Wir accordierten schon vor drei
Wochen an diesem Ausstand 17 Zentner;
warum das Konnte so eile, wissen wir
nicht, aber soviel sehe ich leicht voraus,
daß diese Herren uns werden bereden
wollen, sie meinten es mit uns sehr gut.
Es ist aber bekannt, daß manche dieser
Herren, leider! selbst Lieferanten machen.
Am 31. abends kommt von Lindau der
Befehl, man solle sogleich dorthin 40 zwei-
spännige Wagen stellen, um Munition
nach Neubreisach und Hüningen zu führen.
Entsetzliche Plage! Ausnang wird zum
endlich mit ihm auf drei Louisdor; anck
muß man ihm einen neuen Mantelsack
machen lassen und Herr Oberamtsrat ver-
spricht ihm von seiten der Konkurrentschaft
sechs Hemden anszuwirken. Alles wird in
Gnaden angenommen.
Am 25. Jan. kommt vom Konnte ein
Zirkular, nach welchem die Stände ihre
Erlittenheiten wegen der Spitäler eingeben
sollen, damit man eine Uebersicht bekomme.
Malhien Favier hat cs selbst verlangt und
Regeln über solche Rechnungen vorge-
schrieben. Der ganze Effekt wird sein — 0.
Zugleich erscheint die neue Naturalien-
rcqnisilion, „um daraus während des
zweiten Trimesters vom gegenwärtigen
Jahre nicht nur die Truppen zu ernähren,
sondern auch nach der Absicht des Ober-
generals die nötigen „Vorräte zu bilden".
Diese Stelle ist eiir blauer Dunst vor den
Angen, denn die Franzosen essen, wo sie
sind; haben in Lindau so viele Früchte,
daß beinahe kein Platz mehr für selbe zu
finden ist. Die Schweizer kaufen den
Franzosen znm Glück nicht so viel ab,
als diese gern anbringen möchten, indem
die Schweiz schon mehr als hinlänglich
mit Früchten um einen Spottpreis ver-
sehen ist.
Das erste Drittel soll eingeliefert sein
am 30. Nivose (20. Jänner, und heute
ist der 25. Jänner!), das zweite Drittel
am 25. Pluvios (5. Hornung), das dritte
am 30. Pluvios (20. Hornung).
Die Requisition ist folgende:
Kern
Roggen
Heu
Stroh
Haber
nach
Ztr.
Ztr.
Ztr.
Ztr.
Säcke
Augsburg
Mein-
12 000
4 000
6000
6 000
10000
mingen
6 000
2 000
4 000
4 000
8 000
Kempten
6 000
2 000
2 000
2 000
3 000
Ulm
6 000
2 000
4 000
4000
6 000
Lindau
6 000
2 000
4000
4000
3 000
36000
12 000
20 000
20 000
30000
Weingarten muß hieran liefern und
zwar alles nach Kempten Kern 687 Ztr.
28 Pfd., Roggen oder Gerste 229 Ztr.,
Heu 381 Ztr. 76 Pfd., Stroh 381 Ztr.
76 Pfd., Haber 572 Säcke.
General Jardon ist ans Urlaub gereist,
man sagt auf zwei Monate lang; die
Tafelgelder hören also für ihn auf pro
luturo, aber pro prneterito verlangten
die Herren Lindaner 19 Louisdor. Diese
Herren können warten — sie machen den
Ständen eine saubere Zeche für zwei oder
höchstens drei Wochen. Aus diese Art würden
die Lindauer weit über 200 Louisdor
eintreiben.
Am 28. Jänner reist unser Spital-
kommandant ab, er bekam gestern unver-
mutet die Ordre, mit seinen Leuten zum
Regiment zu gehen. Die Franzosen sagen,
es seien von der Rheinarmee 25 000 Mann
und ebensoviele von der italienischen be-
ordert worden, nach Frankreich zurückzu-
marschieren; sie setzen bei, diese Truppen
seien gegen Portugal bestimmt.
Von Ravensburg kamen 1 Sergeant,
2 Korporale und 16 Mann als Spital-
wache. Sie sind von Nr. 83 und scheinen
lauter Invaliden zu sein. Der Oberst
dieser Halbbrigade, Rennant, soll zu Hallein
und dessen Major zu Mittersill stehen. In
unserer Gegend sind noch immer bei 400
Pferden, welche den Landmann fürchterlich
plagen. Hofen und Hagnau sind in letzter
Zeit ganz verschont geblieben, wenige
Durchmärsche abgerechnet; auch das Amt
Ausnang sowie die von Ravensburg etwas
entfernteren Aemter sahen wenige Fran-
zosen. Desto stärker aber ging das Fuhr-
werk, bis endlich abermals Waffenstillstand
eintrat. Ich muß jedoch gestehen, daß die
österreichische Armee ungleich mehr Fuhr-
werk verursacht habe als die französische.
Heute mußten aus unfern Aemtern acht
Wagen nach Memmingen, um dort Fourage
zu holen. Die einen müssen es hinab-
führen, die andern wieder abholen, wenn
nur bessere Ordnung und Einteilung wäre!
Wir sind an der letzten Fleischrequi-
sition noch 37 Zentner schuldig; nun hat
das Konnte auf unfern Konto mit dem
Jud Levi accordiert, ohne uns ein Wort
zu sagen. Wir accordierten schon vor drei
Wochen an diesem Ausstand 17 Zentner;
warum das Konnte so eile, wissen wir
nicht, aber soviel sehe ich leicht voraus,
daß diese Herren uns werden bereden
wollen, sie meinten es mit uns sehr gut.
Es ist aber bekannt, daß manche dieser
Herren, leider! selbst Lieferanten machen.
Am 31. abends kommt von Lindau der
Befehl, man solle sogleich dorthin 40 zwei-
spännige Wagen stellen, um Munition
nach Neubreisach und Hüningen zu führen.
Entsetzliche Plage! Ausnang wird zum