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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Diemand, Anton: Die Kapelle und ehemalige Klause auf der Altenbürg
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0052

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Gottesdienst verrichten solle. Dem Meiner
oder Schulmeister wurden jährlich 2 fl.
angewiesen. 1668 ließ Wolfgang in die
Kapelle ein neues Altärchen mache», wel-
ches 54 fl. 51 kr. kostete, wovon der
Schreiner 20 sl. 51 kr. und der Maler
Johann Jakob Brenner 34 fl. erhielt.
Dieses mit den Wappen des Grafen
Wolfgang und seiner Gemahlin Anna
Dorothea, geb. Gräfin von Wolckenstein,
gezierte Altärchen steht gegenwärtig nock
in der Kapelle. Wahrscheinlich schon 1677
erhielt eie Kapelle eine Glocke, wenigstens
richtete im August dieses Jahres der Bau-
meister ans der Altenbürg an den Waller-
steiner Oberamlmann Violeth die Bitte,
die Kapelle mit einem Glöcklern zu ver-
sehen zur Erweckung christlicher Andacht
und Beförderung vieler Vaterunser. 1782
zersprang die ungefähr 120 Pfund schwere
Glocke und wurde daher 1787 nmge-
gossen. 1822 wurde sie gestohlen. Wahr-
scheinlich war es gleichfalls Graf Wolf-
gang, welcher die auf Gipskonsoleu stehen-
den Statuen der 14 hl. Nothelfer in die
Kapelle stiftete.')
Die wiederhergestellte Kapelle wurde
bald von zahlreichen Wallfahrern besucht.
In besonders festlicher Weise wurde das
Fest des hl. Hippolyt (13. August) be-
gangen. Fiel das Fest ans eine» Werk-
tag, so wurde es auf den folgenden
Sonntag verschoben. Am Sonntag den
14. August 1678 fanden sich sieben Orte
mit Kreuz und Fahnen auf der Altebürg
ein, nämlich Wallerstein, Birkhausen,
Geislingen, Deiningen, Reimlingen, Kö-
singen und Utzmemmingen; auch von an-
deren Dorfschaften strömten viele Wall-
fahrer herbei, so daß über 1000 Personen
zugegen waren. Die Predigt hielt Herr
Schweikarth, das Amt wurde vom Pfarrer
von Wallerstein außerhalb der Kapelle,
wo zwei Altäre errichtet worden waren,
in hvchfeierlicher Weise celebriert; in der
Kapelle selbst wurden gleichfalls Messen
gelesen, 543 Personen beichteten und em-
pfingen die Kommunion. An Opfergeld
0 Diese 14 Statuen samt den Wappen des
Grafen Wolfgang und seiner Gemahlin befinden
sich zurzeit in provisorischer Weise in den fürst-
lichen Sammlungen zu Maihingen, bis die im
Gange befindliche Restaurierung der Kapelle voll-
endet ist.

fielen 5 fl. 20 kr. und zwei weiße und
eine gelbe Wachskerze. Als die Prozes-
sionen zum Alten bürger Hippolytfeste
spärlicher wurden, da erhielt der gräfliche
Hofbau- und Bränverwalter zu Waller-
ftein 1385 den Befehl, sowohl bei dem
Herrn Kamerer zu Wallerstein als bei
dem Pfarrer zu Utzmemmingen dahin zu
wirken, daß solche wieder angestellt und
die Priester der Umgegend dazu Unge-
laden würden; damit aber die Wallfahrer
nach Belieben um Bezahlung Speise und
Trank fänden, hatte der Bränverwalter
die Altebürg auf das Fest mit Bier, Brot-
^ Fleisch und auch einem Trunk Wein zu
versehen. Zur Hebung der Altenbürger
Wallfahrt verlieh Papst Jnnocenz XII.
am 24. März 1698 denjenigen, die am
Patronatsfeste dort ihre Andacht verrich-
teten, einen vollkommenen Ablaß.')
Nach dem Tode des Grafen Wolf-
gang IV. von Oellingen (ch 6.Okt. 1708),
des Wiederherstellers der Kapelle und
eifrigen Beförderers der Wallfahrt, nahm
der Znlanf znr Altebnrg mehr und mehr
ab. Zwar scheint noch während des
18. Jahrhunderts lange Zeit jeden Sams-
tag vom Pfarrer von Utzmemmingen eine
Messe in der Kapelle gelesen worden zu
sein,") dagegen hörten die auswärtigen
Prozessionen znm Feste allmählich auf.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts be-
stand die Wallfahrt längst nicht mehr,
auch das Fest wurde nicht mehr gehalten.
Nur die Gemeinde Utzmemmingen machte
noch alle Jahre einen Bittgang dahin,
und die Inwohner und Dienstboten zu
Altenbürg beteten alle Samstage in der
Kapelle einen Rosenkranz. Bald geschah
auch das nicht mehr. Die Kapelle war
aber nachgerade so baufällig geworden,
daß man daran dachte, sie abznbrechen.
Prinz Karl zu Oettingen-Wallerstein, der
zu jener Zeit die Vormundschaft über
seinen Neffe», den jetzigen Fürsten Karl
Friedrich, führte, war indes hiemit nicht
einverstanden und traf die nötigen Maß-
regeln, um dem völligen Ruin der Kapelle
vorznbengen. So blieb die Kapelle be-
stehen, wenn auch einsam und verlassen.
Dank der Fürsorge des gegenwärtigen
0 Orig.-Urk.
Es verpflichtet sich hiezu u. a. am I. Aug.
I7l4 der Pfarrer David Bauer.
 
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