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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Liebenau, Theodor von: Die Stellung der Grafen von Montfort zur Reformation
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Brinzinger, Adolf: Die Erbauung der katholischen St. Eberhardskirche in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0027

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erstisft vnd gcwidembt seien geprancht
werde», der enden gepürend eiusechen ze
haben, am vordersten znestect vnd gepurt.
Demnach so gepietten und ermancn wir
euch all vnd icd bey den pflichten, damit
Ir vnö verwandt sehen, Ist auch vnser
einstlicher will, Mahnung vnd bevelche, das
ir vmb angeregter vrsachen willen aller
Cleriseh vnd Gahstlichaht zue Costantz won-
hafft an irn Rennt vnd gnlten, so vil sh
deren in vnnsern gepietten vnd oberkahtten
haben, fürohin rnchtzit raichen, werden noch
vervolgen lasset, noch sölchs jemandt ie
ewerm namen ze thon gestattet, besonder
solch nutz und gnlten so vil vnd lang inne
haltet, bis sh irs Christenlichen Glaubens,
auch Priesterlichen Wandel vnd Wesens von
vnserm Gn. Herrn, dem Bischoven zne
Costantz, als irm Ordinarien, oder sehner
Gn. Thnmbcappittel gehäbig knndtschafft
an vns erlangen vnd Ir deshalb wehteren
beschahde von vns oder vnsern Amptlewten
empfahet, vnd dan den vngehorsamen
Pfründen wchter nach rechtlicher gepür be-
setzt vnd verstehen werden, auch snnst aller
dingen notwendige fnrtrachtnng bescheche,
vnd eüch hierynn nit senmig oder varlessig
erzahgen, als lieb eüch seh ewer Er vnd
pflichten an vns ze halten, auch vnser
straff vnd vngnad ze vermchden. Das
mahnen wir ernstlich. Geben vnder vnserm
fürgetrugten Secret. Auf stynstag den
XXXstn TVnno eto. XXVII.
Erünliung der trutholischen
St. EliersturdMirche tu Stuttgart.
Von Stadtpfarrer Brinzingor in Oberndorf a. N.
Im Jahre 1535 führte Herzog Ulrich
die Reformation in Stuttgart ein. Am
2. Februar wurde die Messe in der Stifts-
kirche abgeschafft und am Sonntag Jnvo-
cavit den 14. Februar das Abendmahl zuerst
unter beiden Gestalten ausgeteilt. Seitdem
hatten die Stuttgarter Katholiken keinen
anderen Gottesdienst als den in der Privat-
wohnung des kaiserlichen Gesandten, der
lange Zeit bei Kaufmann Keller an der
Plante, in der damaligen Ludwigsburger
Straße, wohnte. Wenn er abwesend oder
der Gesandtschaftsposten erledigt war,
mußten sie ihre religiösen Bedürfnisse in
den zwei benachbarten katholischen Pfarreien
Hofen am Neckar und Oeffingen zu be-
friedigen suchen. Württemberg war damals

ausschließlich protestantischer Staat, die
evangelische Konfession Staatsreligion. Der
katholische Gottesdienst war verboten, die
Katholiken aber verpflichtet, die evangelische»
Feiertage zu halten und die evangelischen
Kirchen und Schulen zu besuchen. AlleParo-
chialhandlungeu von katholischen Geistlichen
waren ausgeschlossen. Sogar das Be-
gräbnis der Katholiken sollte in der Stille
stattsinden (vergl. L. Golther, Der Staat
und die katholische Kirche in Württemberg.
Stuttgart, Cotta 1874, S. 26). So blieb
es etwa 200 Jahre lang, mit Ausnahme
der vierjährigen Zwischenpause des In-
terims, infolge dessen vom 15. August 1548
bis 13. August 1552 tu der Stiftskirche
die Messe wieder gestattet wurde. Als
aber 1733 Herzog Karl Alexander die
Regierung von Württemberg antrat, der
kaiserlich österreichischer Feldmarschall ge-
wesen und in Wien 1712 katholisch ge-
worden war, nahm er in seinen Religions-
reversalien das Recht zur Haltung von ka-
tholischen Hospredigern und zur Feier
des katholischen Gottesdienstes
in einer Hofkapelle in Anspruch,
mußte aber doch versprechen, die Stutt-
garter Hofkapelle den Evangelischen zu
überlassen und den Gottesdienst der Lud-
wigsburger Katholiken nicht über die
Schranken einer Privatandacht auszu-
dehnen (s. Golther a. a. O. S. 27). Die
jetzige Stuttgarter Hofkapelle im alten
Schloß wurde nie dem katholischen Gottes-
dienst eingeräumt, vielmehr ließ sich Herzog
Karl Alexander seinen katholischen Privat-
gottesdienst im alten Schloß zu Stuttgart
im sogenannten Rittersaal abhalten. Als
aber sein Nachfolger, Herzog Karl Eugen,
seine Residenz von Ludwigsbnrg nach Stutt-
gart verlegte, im Jahre 1775, wurde der katho-
lische Gottesdienst wegen Zunahme der katho-
lischen Kirchenbesucher, unter denen sich
viele Fremde, insbesondere italienische
Künstler, befanden, vom Rittersaal in den
großen Saal des alten Schlosses bei der
Oberhofkasse verlegt, und so blieb es auch
unter den Nachfolgern des Herzog Karl,
während der Regierung von Herzog Ludwig
Eugen und Friedrich Engen. Etwa 44
katholische Geistliche hielten an der her-
zoglichen Hofkapelle den Gottesdienst, den
zu besuchen den Stuttgarter Katholiken
erlaubt war; außerhalb dieser Hofkapelle
 
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