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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Brinzinger, Adolf: Die Erbauung der katholischen St. Eberhardskirche in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0028

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durften sic keine Kulthandlungen vornehmen.
Diese Hofkapellc, deren Geschichte wir im
„Diöcesanarchiv" (1884 Nr. 3 —8) ausführ-
lich behandelt haben, wurde »ach dem Tode
des letzten katholischen Herzog Friedrich
Engen im Frühjahr 1798 aufgehoben.
Herzog Friedrich II. gestaltete jetzt den
Stuttgarter Katholiken, daS ehemalige
Auditorium der Akademie als Privatbet-
hans zu benutzen, und am Pfingstfest 1798
hielten sie daselbst ihren ersten Gottesdienst.
Als erster Stadtpfarrer der neu errichteten
katholischen Gemeinde wurde ernannt Peter
Wiehn (geb. 1766, gest. 1852, als Senior
des katholischen Klerus in Württemberg).
Die Akademiekirche wurde im September
1806 oon den Katholiken verlassen und
ihnen zuerst die reformierte, sogenannte
französische Kirche im ehemaligen Land-
haus (Langestraße 51) als Betsaal an-
gewiesen; weil sie aber zu klein war,
wurde durch königliches Dekret vom 17.Sep-
tember 1806 die von Herzog Karl 1776
erbaute Garnisonskirche den Katholiken als
Gotteshaus überlassen. Sie stand neben
dem neuen Bauhof in der Kanzleistraße. '
1886 wurde sie abgebrochen und das
Landesgewerbemusenm daselbst errichtet.
Am 12. Oktober 1806 wurde daselbst der
erste katholische Gottesdienst gehalten.
Seit 1. Oktober 1811 wurde dann die
St. Eberhardskirche erste katholische Stadt-
pfarrkirche von Stuttgart. Seit Emana-
tion des sogenannten Religionsedikts vom
15. Oktober 1806 plante König Friedrich
den Bau einer eigenen katholischen Stadt- und
Garnisonskirche unv 1808—11 erfolgte der-
selbe in der unteren Königsstraße, an dem
Platze, wo sie heute noch steht. In der Registra-
tur der St. Eberhardsstadtpfarrei fanden wir
im Dekretenbuch (Nr. 50) folgendes seither
unbekanntes königliches Dekret hierüber,
datiert vom 30. Oktober 1806.
,,Zeins Uiöni^licUe iVlajegtüt haben
Sich gnädigst entschlossen, zum Behuf der
immer zunehmenden und zahlreicher wer-
denden katholischen Gemeinde zu Stutt-
gart, die ans der Lolikucle stehende Kirche
abbrechen, und hieher in die Königsstraße
auf den — von /i.UerllöclrslUenenselbeu
Zicir reservirten Bauplatz zwischen dem
Noe§Iin§scüeir und UrnsineUiscUslr Hanse
wieder anfbauen zu laßen, wollen daher
dem Königlichen Hofbau Departement auf-

gegeben haben, deSfallS die nöthigen lieber-
schlage durch den Landbanmcister Ober machen
zu laßen, und solche allcrunterthänigst vor-
znlegen; wobei die Einleitung und Rücksicht
zu nehmen ist, daß dieses Bauwesen, bis
auf das allenfalls nach Bequemlichkeit zu
besorgende Abbrechen und Drarmportiren
der Materialien dergestalt auf künftiges
Jahr anfgeschoben werden muß, daß
dasselbe erst in dem Laufe des künftigen
Frühjahrs und Sommers angefangen und
gegen Ende Septembers 1808 beendigt
werde. Wegen der inner» Einrichtung
dieser Kirche und der Erfordernde an
Altären, Beicht- und anderen Kirchen-
geräthschaflen, sowie auch wegen der
nöthigen Orgel, wird sich das Königliche
Hofbau Departement mit der Königlichen
Oberfinanz-Kammer in Lommunieation
setzen, um die Hinwegnahme dieser Deciui-
siten aus einer der angesehensten auf-
gehobenen Klosterkirchen zu obigem Zweck
zu besorgen. Weßfallö auch der Minister
des Geistlichen Departement von dieser
^Uerlröclrsken Verfügung in Kenntniß
gesetzt werden muß.
Dserstum Ztutt§arclt Uen zo. October
1807. UrickericU. v. Ve1lnar;el."
In diesem Dekret ist als abzubrechende
Kirche die ans der Solitnde stehende
evangelische Kirche zu verstehen,
welche etwa 1600 Sitzplätze und 400
Stehplätze einschließlich der Emporkirche,
also zusammen etwa 2000 Menschen faßte,
wie in einem Baubericht angegeben ist.
Sie wurde im Sommer 1808 auf der
Solitnde abgebrochen, in die Königsstraße
versetzt und mit einem Chor versehen nach
! dem Plan des Landbaumeisters Karl Uber,
dessen Grund- und Anfriß der Eberhards-
kirche in einem Stich beim Königlichen
Katholischen Kirchenrat noch vorhanden
ist, welcher die Bezeichnung trag': „Er-
baut von Karl v. Uber, Laudbanmeister."
Karl Leonhard Uber ist geboren in
Stuttgart am 18. Februar 1768 als
Sohn des Johann Heinrich Uber, Bürger
und Flaschner, und der Katharina Bar-
bara, geb. Schwab, und starb in Stutt-
gart 15. August 1834. Er wurde Land-
i bankontrolleur und 1802 Landbaumeister,
1804 Mitglied des Hofbaudepartement,
^ 1807 Referent des Hof- und Domänen-
> kammerkolleginms, 1808 Ritter des Zivil-
 
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