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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Vor 100 Jahren - aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch etc., [16]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0067

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59

der gestrige» Gäste das Kloster verlasse»,
so käme» heule schon wieder neue! näm-
lich zwei Kapitularnr vom Kloster Sch Vie-
lheit, ein Benediktiner von Kl. Amor-
bach, U. Maliriis »iid der U. Präses
Bo»ave»tura vo» Kirchheim. Sie kamen
von Kirchheim her, wo sie sich schon einige
Tage ansgehall!» Hallen nnd reisten nach-
mittags wieder dahin zurück.
De» 16. Sevt. Diesen folgten heute
zwei Klosterfrauen von Mariaberg, Mag-
dalena Lniben und Abnndantia Hahnin.
Die letztere hatte ihre Eltern in Franken
besucht. Sie kamen ebenfalls von Kirch-
beim her nnd reisten wieder nach Hause.
Es waren recht biave Frauen, die hier
sehr munter nnd vergnügt waren. Die
erste ist Subpriorin in ihrem Kloster nnd
eine Frau von einem gesunden natürlichen
Verstände; die zweite Küchenmeisteri» und
gebildet. Sie blieben bis auf den 18. hier.
Wir ließen sie bis Kl. Elchingen führen,
wo sie nur über Nacht blieben nnd mir durch
unfern Kutscher zurücksagen ließen, daß es
ihnen dort bei weitem nicht so wohl wie
in NereSheim gefallen habe.
Den 23. Sept. Ich nnd ?. Benedikt
wurden heute abermals vo» der Erbprin-
zessin von Dischinge» zur Musik einge-
laden. Wir blieben daselbst über Nacht.
Ich speiste abends wieder mit dem Fürsten
im Kabinett und ?. Benedikt bei dem
Erbprinzen. Den andern Morgen machten
wir nns frühzeitig auf den Weg nach
Hanse, weil der Prinz v. SolmS-Braun-
fels mit seiner Gemahlin, die Frau Erb-
prinzessin, die Fräulein v. Veltheim und
v. Zenner rc. an diesem Tage zu »ns nach
Neresheim komme» wollten. Der Regen
und das schlimme Wetter verhinderten die
Frauenzimmer an diesem Besuch. Aberder
Prinz Solms kam doch, mit einem Hof-
kavalier des Erbprinzen von Mecklenbnrg-
Strelitz, Schmalesten, geritten, ganz durch-
näßt und mit Kot überzogen, hielt sich
ein paar Stunden hier ans und ging bei
besserem Wetter zur Mittagstafel wieder
nach Dischingen zurück. — Dieser Prinz,
der zweitgebvrene von dem fürstl. Hause
Solms-Braunfels, Oberst von Ansbach-
Husaren iu kgl. preußischen Diensten, hat
einen sehr aufrichtigen, geraden, von feiner
Hofmanier weil entfernten Charakter, der
mir sehr wohl gefiel. Er ist ein echter

Soldat und ein echter Jäger. Ich lernte
ihn im Jahre 1800 den 25. Juni das
erstemal kennen, wo er von seinem Könige
ins Hauptquartier des Generals Moreau
geschickt wurde, den er aber hier nicht mehr
antraf. Seine Frau, eine geborene Prin-
zessin von Mecklenbnrg-Strelitz. Schwester
der Frau Eebprinzessin von Taxis und
der fetzigen Königin von Preußen, war
die Gemahlin des Prinzen Friedrich von
Preußen, nach dessen Tote sie ihre» jetzigen
Mann heiratete. Sie ist eine Prinzessin
von großer Schönheit, von vielem Ver-
stände und einem sanften, einnehmenden
und herablassenden Charakter. — Den
27. Sept. Da der gnädige Herr im ver-
flossenen Sommer (29. Juni bis I.Juli)
in Dettingen war und bei dem deutsch-
ordischen H. Obervogt Kolb frühstückte,
lud er deufelben zu uns auf einen Gegen-
besuch ein. Von dieser Einladung profi-
tierte er auch heute sehr gut, indem er mit
seiner ganzen Familie hieher kam, welche
in seiner Frau, zwei Töchtern, zwei Söhnen,
einer Schwiegertochter nnd einem L-chreiber
bestand. Sie werden über den Namens-
tag des gnädigen Herrn hier bleiben. —
Den 28. Sept. Nach der hergebrachten
Gewohnheit graiulierten heute nach dem
Mittagessen unsere Bermtenfrane» dem
gnädigen Herrn zu seinem Namenstage.
Darauf gratulierten ihm auch die Schul-
kinder in einem Gespräche, welches ich ihnen
aufgesetzt und mit ihnen exerziert hatte.
Abends kam auch der Herr Prälat von
Wiblingen mit noch drei seiner Religiösen
hier au- Nachts war eine sehr zahlreiche
Tafel, wozu auch unsere Beamlenfranen
nnd ich geladen waren. Mir war diese
Einladung nicht sehr angenehm, indem ich
für den kranken U. Norbert auf morgen
eine Predigt teils noch zu machen, teils
zu memorieren hatte, und zwar bei einem
Katarrh, der mich sehr inkommodierte. Doch
war mir die Gesellschaft, in welche ich nach
dem Nachtessen kam, so angenehm, daß
ich bis 11 Uhr unter ihr blieb und dann
erst noch in meinem Zimmer an meiner
Predigt arbeiten und lernen mußte. Diese
Gesellschaft war keine andere, als die
Kolbsche Familie. — Den 29. Sept.
Meine Predigt ging heute gut von statte».
Der Herr Prälat von Wiblingen hielt
das Hochamt. Niemals, solange ich in
 
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