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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

DOI Artikel:
Beiträge zur älteren Geschichte von Schwenningen a.N., [2]
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138

den Täter gnädig bedenken nnd die „letst
urtel nit lassen gen"'). 1545 war Wen-
del Muntrors von Kirnach in Graf Friedrich
v. Fürsteubergs Gefängnis gekommen, weil er
sein Weib und fünf Kinder verlassen und mit
dem Weib Mederhauseus von Schwenningen
herumgezogen ist. Er mußte schworen, so-
bald er vor das Tor von Geisingen komme,
ungesäumt über den Rhein zu gehen und
nicht mehr herüber zu kommen. Vorher
wurde er vom Meister in das HalSeisen
gestellt, dann wurde ihm ein Kreuz auf
die Stirne gebrannt nnd schließlich wurde
er zum oberen Tor mit Nuten hinansge-
peitscht (24. Dezember). Seine Konku-
bine mußte an demselben Tag „über den
Neckar schwören"; auch sie stellte der
Nachrichter in daö HalSeisen, brannte ihr
ein Kreuz ans die Stirne, hing ihr den
Lasterstein an nnd führte sie zum oberen
Tor hinaus 2).
1555 (19. September) wurde Hans
Bentzing Mm Schwenningen vom fürst-
lichen Landgericht verurteilt, weil er in
des Grasen Friedrich hoher Obrigkeit den
Thoman Mayer entleibt hatte").
1558 (5. November) schrieb Herzog
Christoph von Württemberg an Graf
Friedrich v. Fürstenberg, daß dessen Amts-
lente in Schwenningen, wo ihm selbst die
niedere Obrigkeit gehöre, manche Fälle,
insbesondere Schmachsachen, als malc-
fizisch rechtfertigen und strafen, bevor sie
als solche erwiesen seien. Da er (rer
Herzog) diese Sachen zu strafen habe,
wenn sie bürgerlich seien, so soll der Graf
seinen Amtslente» befehle», in solchen
Fällen abznwarten, bis man findet, welcher
Art sie seien; gehören sie in des Grafen
hohe Obrigkeit, so wolle er ihm darin
keinen Eintrag tu», er erwarte aber auch
von ihm Beachtung seiner niederen Obrig-
keitH.
1564 gab es wieder neue Zwistigkeiten.
Graf Heinrich schrieb nämlich am 17, Au-
gust genannten Jahres an Herzog Chri-
stoph: Es sei richtig, daß er Personen
zu Schnra, Schwenningen und Sunt-
hausen wegen Ehebruchs und Jnngfrauen-
schwächnng gefänglich weggeführt habe;
0 id. Band I, Nr. 268.
2) id. I, Nr. 587 S. 409 f.
°) id. I, Nr. 747, I S. 809.
>b. 1, Nr. 896 S. 589.

er habe das aber nicht getan, um des
Herzogs niederer Gerichtsbarkeit Eintrag
zu tun, sondern weil er stets dergleichen
hochgerichtliche nnd malesizische Fälle in
diesen Dörfern, wo ihm die hohe Ge-
richtsbarkeit zngehöre, nach dis Reichs
Recht nnd Ordnung und nach dem Her-
kommen gestraft habe').
1593 wurden zwei Schwenninger wegen
Diebstahls nach Tuttlingen abgesührt.
Weil aber das Urteil in dieser Sache
dem Grafen v. Fürstenberg znstand, wur-
den sie diesem nach Schwenningen ans-
gcliefert. Schultheiß Volk von Geisingcn
sollte sie mit dem Nonnenmacher nnd 10
bis 12 Schützen dort in Empfang nehmen,
nnd zwar an dem Ort, wo sie gefangen
genommen worden waren, selbst wenn die
Tuttlinger die beiden Gefangenen, wie
gebräuchlich, nur außerhalb Etters auö-
znliefern gewillt wären. Doch soll Volk
— so bemerkt der Oberamtmann HenSler
weiter -— nackgeben, wen» die Tuttlinger
es ans 2—3 Bitten hin nicht tun wollten").
Später klagte Württemberg gegen Fürsten-
berg vor dem Kammergericht und das Urteil
des letzteren vom Il.März 1605 lautete
dahin, daß eS Württemberg znstehe,. zu
Schnra n. a. Orten im Tuttlinger Amt
den Ehebruch zu strafen, darin ans Gart-
knechle und heillose Gesinde allein zu
streifen, die Inden zu begleiten, wie auch
den Untertanen zu gebieten, ihren Hunden
Bengel anznhängen, dagegen gebühre es
Fürstenberg, in den gen. Flecken den Fried-
bruch zu strafen, die malkfizischen Per-
sonen gefänglich anznnehmen und hinmeg-
znführen, auch falls Württemberg solche
Personen zuvor in Haft genommen hätte,
die Lieferung derselben in oder außerhalb
der Elter nach seiner Willkür zu fordern
nnd sie zu empfangen ").
Ans dem Jahr 1565 ist die Zusam-
mensetzung des damaligen DorfgerichtS
zu Schwenningen bekannt. ES bestand
außer dem Vogt, Hans Bentzing (»der
jung Vogt"), noch aus elf weiteren
Richtern, nämlich Stoffel Geister, Mickcl
Hemmer, Melchior Bnsart, Jakob Lauser,
Vicentz Bentzing, Bastion Schrenckh, Len-
hart Riegger, HanS Jauch, Galli Scheintzli,
') !b. Il, Nr. 13 t S. 79 f.
id. II, Nr. 838 S. 637.
U id. II, Nr. 224, 1 S. 182 f.
 
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