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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Beck, Paul A.: Altdeutsche Bilder in Ungarn
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0150

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142

A. Grans in Graz; ebenso i» Nr. 4 deS
34. Jahrg. (1903) ein Nachtrag: „Ober-
ungarns Bildschnitzer im M.-Ä.". Da-
nach ist aber eher eine Beeinflussung dieser
mittelalterlichen Altarbauknnst in Ober-
ungarn durch die fränkische (oder sächsische)
Schule dieser Zeit anznnehmen; jedenfalls
fehlt aller und jeder Nachweis für irgend
eine» Zusammenhang zwischen diesen Knnst-
gebildcn und Künstlern in Ungarn und
der schwäbischen Schule. Dagegen befindet
sich in der im ganzen nicht weniger als
564 Gemälde, darunter Italiener und
zwar auch ans dein Trecento und
Quattrocento, Niederländer :c. umfassen-
den Galerie im erzbischöflichen Primatial-
Mnsenm zu Gran eine ansehnliche Kol-
lektion altdeutscher, zum Teil der ober-
deutschen bezw. der schwäbischen Schule
ungehöriger Malwrrke. Leider ist der von
dem Cnstos und Direktor dieses MusenmS
Domherrn und Prälaten Franz v. Masz-
laghy abgefaßte Katalog nur in ungari-
scher Sprache erschienen (zweite vermehrte
Ausgabe, 1891; 142 S.). Nach diesem
Katalog und nach hiemit bestens verdankten
Notizen deö H. v. Maszlaghy selbst zählen
zu diesen altdeutschen Tafel» die Nrn. 1
bis 8 des Verzeichnisses, welche, sämtlich
auf Holz und von einem und dem-
selben Meister, im Umfang von 79X55
cm, einen Teil aus einer Passionsserie
bildeten und von welchen die ersten vier
eines Goldgrundes entbehren. Die folgen-
den Nummern 9, 10, 11, 12 ans Holz
im Umfange von 66 X 47 cm, sind gleich-
falls Bestandteile einer PassionSdarstellung
und gehören der oberdeutschen Schule an.
Bedeutend besser sind die folgende» Pas-
sionsscenen Nr. 13, 14, 15 und 16 ans
Holz, Goldgrund, im Umfang von 66 X 46
cm, welche ebenfalls oberdeutschen Ur-
sprungs sind. Nr. 17—22, von einem
und demselben, aber unbekannten Meister,
auf Holz (17/18 und 20/21:120 X 64 cm;
19:114X62; 22:96X 65) gehören wie-
der einem Pajsionszyklns an; ebenso die
folgenden, aber »och bisseren und sehr
interessanten aus Zips stammenden Nrn. 23
bis 26 auf Holz (96X61 cm) ober-
deutscher Herkunft. Alle diese Arbeiten
stammen ans einzelnen Kirchen in Ober-
ungarn, größtenteils aus dem Zipser
Komitat. Weiter ist ein aus der Abtei

St. Benedikt bei Gran stammendes Votiv-
bild (Nr. 30) ans Holz und Goldgrund
(96X62 cm) mit der Inschrift: ,,Iroc
Opus lecit lrcri Uommus stommes ndas
nU srmctum bsneUictum 1510" als hie-
ben gehörig zu verzeichnen. Das folgende
Stück, Nr. 31 ans Holz und Goldgrund,
159X112 cm, Jesus am Kreuz, rechts
MntrergolteS und links der hl. Johannes
wird Bulholomäns Zeitblom zuge-
schrieben. Nr. 32 mit denselben Figuren,
aber nur viel kleiner und Linienstück
(48x98 cm) einem Schüler des Zeitblom;
H. v. Maszlaghy hält diese beiden Werke
für Neste eines FlügelaltarS; ebenso die
folgende Nr. 33 von einem unbekannten
Meister: die heiligen Frauen am Grabe
Christi (126X66 cm auf Holz). Als
hervorragendes Werk wird Nr. 41: die
14 Nothelser auf Holz (94X60 cm) von
einem unbekannten Meister vermerk:. Alle
diese Bilder seien übrigens mehr oder
weniger restauriert und von Hofrat Prof.
Engerth, Direktor des Belvedere in
Wien, agnosziert. Als bedeutende Arbeit
in Schenffelins Manier wird Nr. 130
ans Holz (77 X38 cm; glücklicherweise
nicht restauriert) verzeichnet. Als Meister-
werk wird Nr. 216, das berühmte Kolossal-
passionsbild ans Osnabrück (? Aschaffen-
bnrg?) eines unbekannten Meisters mit
mindestens 150 Figuren, auf Holz
(145X244 cm, restauriert) hervorgehoben.
Als die „Perlen der ganzen Grauer Gale-
rie" führt Maszlaghy vier Originalge-
mälde Nr. 534 — 537, von Martin S ch o n-
ganer mit Darstellungen ans der Pas-
sionsgesch. ans Holz (535/36; 147X93
cm; 534/537:162X82 cm) an, welche
in einer alten Bnrgkirche St. Antal
(— Anton) unweit von Bozok, einem
Besitztum des Prinzen von Kobnrg-Golha,
in pechschwarzem Zustande, aber noch un-
beschädigt aufgesnnden und nach Wien zur
Renovierung gesandt wurden, wobei indes
bloß der Staub, Schmutz »nd Lack ent-
fernt nnd nichts übermalt ward. „Hierauf
traten die unberührten Monogramme vor
die Augen; die Entdeckung der Schonganer
machte in Wiener Kunstliebhaber- und
Sammlerkreisen ein riesiges Aussehen."
Damit stimmt freilich die Bemerkung des
bekannten Wiener Kunsthistorikers und
Gemäldebestimmers Or. Th. v. Fri m m e l
 
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