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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Reiter, Joseph: Aus der Welt der Heiligen: S. Vitalis
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0176

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dieser Annahme nicht entgegen sein, da ja
eine Verwechslung überaus leicht Vorkommen
konnte.
Or. Samson berichtet, daß eS in Rom
und Venedig viele dem hl. Vitalis aus
Mailand geweihte Kirchen gab; Reliquien
dieses heiligen Märtyrers wurden schon
früh zu Köln bei S. Maria auf den
Kapitol verehrt. Damit wäre zu ver-
gleichen eine Notiz bei StückUberg S. 19.
„Erzbischof Hanno II. von Köln (1056
bis 1075) läßt sich zu S. Maurce nachts
Reliquien deö hl. JnnocentinS und das
Haupt des hl. Vitalis ausliefern; er be-
gleitet unter großem Zulauf dieselben in
das Kloster Sicgburg ein" (1070).
Reliquien des hl. Vitalis von der
thebaischen Legion kamen um 1177 nach
Marienberg in Tirol, 1368 nach Hitzkirch,
Konstanzer Bistums. Um 1490 werden
Vitalisreliquien vom Ulrich- und Asra-
klostcr in Augsburg, 1491 solche vom
Münster in Reichenau erwähnt.
Ein Vitalis coirlessor, Nachfolger des
hl. Rupert und Apostel von Pinzgau,
hat in Salzburg in der Stiftskirche zu
S. Peter sein Grab. Wenn in einer
Urkunde vom Jahre 866 (Eßlinger Ur-
knndenbuch) der hl. Vitalis zu Eßlingen
coirlessor genannt wird, so mag hier das
Wort coirlessor seine ursprüngliche Be-
deutung haben, wonach man unter coirlessor
— Bekenner jeden Christen verstand, welcher
seinen Glauben mutig vor dem heidnische»
Richter bekannte.
In dem Werke: „Das Bistum Augs-
burg" von Steichele wird bei Dillingen
ein beireüciurir s., Vitalis erwähnt, welches
längst erloschen ist. Dem Namen nach
könnte das Benefizinm im 15. Jahr-
hundert von dem Kardinal und Bischof
Peter von Schauenburg gestiftet worden
sein; denn Bischof Peter führte den Kar-
dinalstitel von S. Vitalis.
S. Oswald.
S. Oswald, König und Märtyrer in
England, befestigte endgültig die Herrschaft
des Christentums in Britannien. Im Jahre
642 fiel er in der Schlacht bei Macer-
seld im Kampfe gegen den heidnischen
König Penda. Um sein Bild haben sich
frühzeitig die Ranken volkstümlicher Sage
gewoben. Vergl. die um 1180/90 ent-

standene Spielmannsdichtung „Sankt Os-
wald".
Unser Verzeichnis weist folgende Os-
waldsheiligtümer auf. Kirchen: Achstetten
(Oswald und Agatha), Hendorf, OA. Nied-
lingen, Herbertingen (Oswald und Ni-
kolaus), Jnstingen, Otterswang (Oswald
und Margareta), Wimmenthal, OA. Weins-
berg. Kapellen: Scheer, GotteSackeikapclle,
Tiefenbach, Pfarrei Seekirch, von 1414,
Tiefenbach, Pfarrei Höchstberg, ? Villingen
von 1672, Waldhausen, Pfarrei Altheim-
Riedlingen, von 1738, Weingarten (Nicht
zclebr.). Hohenzollern : MinderSdorf, OA.
Sigmaringen. Evangelische Kirchen: Adolz-
hansen, OA. Mergentheim, Emmingen,
OA. Nagold, Hirschlandcn, OA. Leonberg,
Weil im Dorf?) Abaegangene Kapellen in
Asch, OA. Blanbenren, Pliensbach, Pfarrei
Zell im Oberaml Kirchheim. In Owen
eine Figur Oswalds mit Rabe, Ring und
Oelbüchse.
Die Auswahl des Patronats dürfte in
einzelner Fällen auf die alten Benediktiner-
klöster (z. B. Reichenau) zurückznführen
sei». Bei Herbertinge» könnte der Be-
sitz von Reliquien den Kirchenpalron be-
stimmt haben.
Die Oswaldkapelle zu Weingarten hat
ihren Patron sicher von Oswaldreliquicn,
welche Königin Judith, Gemahlin des
Herzogs Welf von Schwaben, aus Eng-
land gebracht haben soll.
Im „Freiburger Diözesanarchiv" 1901
wird bei Besprechung der Figuren am
Freiburger Münsterturm unter anderem
ausgeführt, daß im Münster schon früh-
zeitig dem hl. Oswald ei» Altar erstand,
welcher im zweiten Dezennium des 19. Jahr-
hunderts beseitigt wurde. Er war auch
bis zu seiner Zerstörung sonders privile-
giert für die Verstorbenen, und es wurden
die Seelengottesdienste am BegräbniStage,
am siebenten und dreißigsten, sowie die
Anniversarien an ihm abgehalten und die
Opfer dahin abgericht. Ob das nicht mit
einer Kreuzfahrer-Hebung zusammenhing?
Gewiß ist dafür der Umstand nicht ohne
Belang gewesen, daß der letzte Gedanke,
das letzte Wort des im Kampfe für den
heiligen Glauben gefallenen Königs dem
ewigen Heile der Seinen, seiner gefallenen
') Schlußstein S. Oswald mit den Raben.
 
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