Der Streit des Hochmeisters Paul
v. Rußdorf mit dem Deutschmeister war
wohl eine Hanptveranlassnng, weshalb er
die Franken, Schwaben nnd Bayern aus
den einflußreichen Stellen in den Kon-
venten zn entfernen und seine Lands-
leute, die Rheinländer, darein zu bringen
suchte. Johann Kar sch an, ein treuer
Diener des Hochmeisters, schrieb daher
1. April 1439 dem Hochmeister: „ich
verneine ns des v. Winspergers Worten,
daß man sich klagit, wie das man die
Francken und Swoben abestost von den
Ampten und sie nicht wil lassen nsfkomen.
Das dünket mich nicht also syn und habe
ich kegen im und andern das verantwort
und gezalt die Swoben und Feanken, die
in und an den Ampten sind, die man
alhir eynS Teils wol kennet. Euer
Gnaden löste sehen nsf die convent, wie
die gehalten worden. Do macht man ab
großes Geschrei) ns?) Im Konvent zn
Königsberg bildeten die Franken, Schwaben
nnd Bayern eine äußerst kompakte Majorität,
und von ihr ging die Auflehnung gegen
den Hochmeister ans, welche alsbald auch
die Konvente von Brandenburg nnd Balga
ergriff?) Eine Ordenschronik meldet über
diesen Hochmeister: seine Gebittiger aber
von den Franken, Schwaben nnd Beyrn
anß yhrem Uebermnth Hilten yn für eynen
blöden, veygen nnd vorczegten Man, also
er ehr ein Schloß oder czwee yn den
Grund breche, denn das er feinen Feinden
mcnnlich under Augen cznge?) Eine
andere Chronik H meldet: Pauvels von
Neesdorp, Hoemeister, regierde cerlick
ende oirdenlich, uer die Hvemoedicheit von
den sommighen von den Francken ende Zwaven
verdroet hin. In einer anderen Chronik heißt
es zum Jahr 1489: snnder in der Zceyt was
der Hochmeister nnd seyne Gebittiger nicht
cyntrechtig, dos quam her von den Swaben,
Peyeren und Franken; wor eyn Gebittiger
solde seyn, das waren von sulchen
Zcnngen?) Die preußischen Stände
durften öffentlich dem Hochmeister und
') Kgl. preuß. Staatsarchiv t» Königsberg,
Schiebt. UXXI, Nr. 18; Voigt, Gesch. d. Marien-
burg, S. 380, Am».
2) Script. rer. pruss. III, S. 641.
b) Voigt, Gesch. v. ißrenszen, 7, S. 426,
Anm. 8.
0 Script, rer. prass. V, 126.
Script, rer. prass. IV, 413.
seinen Gebietigern ihr Verbündnis nicht
antragen, „went iS woren vele von
den hoge» Zcnngen, also die hoffer-
tigen Swaben, Peyeren nnd Franken".
Der Chronist lobte vorher die alten Zeiten,
als man wählte zu Gebietigern „alde ver-
nnnfftige Manne aus Westfalen, von
dem Ncyne, ans dem Siichte h— Stifte)
von Hildeshcym, von Munster, von
BrunSwigk nnd ouch gemeynlich ans
Saxsen nnd ouch woren do im Preußen-
lande redliche, wolgeborne Leute, dy in
den Orden begerd weren, men nani sy in
den Orden?)
In der Danziger Chronik vom Bunde ^)
findet sich folgendes Spotllied:
Ach du gntteS Prenßer Laut,
wie bist du so sere vorheret und ver-
Lrant.
Das darp men Nymand dancken,
wen Swaben, Peyeren und Franken.
Wen in Prenßer Landes Volmacht
wart iö von in also bedacht.
Do der Hochmeister Pawel von Nuß-
dorf regirte Prenßer Laut,
das men do cyne Schrifst fant
vor des Hochmeisters Gemach,
waß geschrcben auff disse Sprach:
das mag Nymant ein Gebittiger seyn,
her sey denne eyn Swabe, Peyer oder
Frenckeleyn.
Ty Zceyt quam darnach an,
das diselbigen innsten von Marienbnrgk
nnd aus den Gebilden ga»,
Do begunden do zn wancken,
das waren noch Swaben, Peyeren oder
Francken.
Den musten do undertenyg seyn
Swaben, Peycr und auch Frenckeleyn
mit den andern hvgen Zcnngen,
das haben sy dy Polen mit Macht zcu
gedrungen.
Sv machte sich der Haß der Nieder-
deutschen gegen die oberdeutschen Gebietiger
in Worten Luft. Im Jahre 1440 ver-
einigten sich die Stände Preußens in
einen Bund. Der Deutschmeister bot ihnen
eine enge Verbindung an, in die auch die
Konvente zu Königsberg, Balga und
Brandenburg ausgenommen werden sollten.
Letztere traten nun energisch an den Hoch-
0 Ebenda S. 414.
2) Ebenda S. 418; Voigt, Gesch. d. Marien-
burg S. 349-350.
v. Rußdorf mit dem Deutschmeister war
wohl eine Hanptveranlassnng, weshalb er
die Franken, Schwaben nnd Bayern aus
den einflußreichen Stellen in den Kon-
venten zn entfernen und seine Lands-
leute, die Rheinländer, darein zu bringen
suchte. Johann Kar sch an, ein treuer
Diener des Hochmeisters, schrieb daher
1. April 1439 dem Hochmeister: „ich
verneine ns des v. Winspergers Worten,
daß man sich klagit, wie das man die
Francken und Swoben abestost von den
Ampten und sie nicht wil lassen nsfkomen.
Das dünket mich nicht also syn und habe
ich kegen im und andern das verantwort
und gezalt die Swoben und Feanken, die
in und an den Ampten sind, die man
alhir eynS Teils wol kennet. Euer
Gnaden löste sehen nsf die convent, wie
die gehalten worden. Do macht man ab
großes Geschrei) ns?) Im Konvent zn
Königsberg bildeten die Franken, Schwaben
nnd Bayern eine äußerst kompakte Majorität,
und von ihr ging die Auflehnung gegen
den Hochmeister ans, welche alsbald auch
die Konvente von Brandenburg nnd Balga
ergriff?) Eine Ordenschronik meldet über
diesen Hochmeister: seine Gebittiger aber
von den Franken, Schwaben nnd Beyrn
anß yhrem Uebermnth Hilten yn für eynen
blöden, veygen nnd vorczegten Man, also
er ehr ein Schloß oder czwee yn den
Grund breche, denn das er feinen Feinden
mcnnlich under Augen cznge?) Eine
andere Chronik H meldet: Pauvels von
Neesdorp, Hoemeister, regierde cerlick
ende oirdenlich, uer die Hvemoedicheit von
den sommighen von den Francken ende Zwaven
verdroet hin. In einer anderen Chronik heißt
es zum Jahr 1489: snnder in der Zceyt was
der Hochmeister nnd seyne Gebittiger nicht
cyntrechtig, dos quam her von den Swaben,
Peyeren und Franken; wor eyn Gebittiger
solde seyn, das waren von sulchen
Zcnngen?) Die preußischen Stände
durften öffentlich dem Hochmeister und
') Kgl. preuß. Staatsarchiv t» Königsberg,
Schiebt. UXXI, Nr. 18; Voigt, Gesch. d. Marien-
burg, S. 380, Am».
2) Script. rer. pruss. III, S. 641.
b) Voigt, Gesch. v. ißrenszen, 7, S. 426,
Anm. 8.
0 Script, rer. prass. V, 126.
Script, rer. prass. IV, 413.
seinen Gebietigern ihr Verbündnis nicht
antragen, „went iS woren vele von
den hoge» Zcnngen, also die hoffer-
tigen Swaben, Peyeren nnd Franken".
Der Chronist lobte vorher die alten Zeiten,
als man wählte zu Gebietigern „alde ver-
nnnfftige Manne aus Westfalen, von
dem Ncyne, ans dem Siichte h— Stifte)
von Hildeshcym, von Munster, von
BrunSwigk nnd ouch gemeynlich ans
Saxsen nnd ouch woren do im Preußen-
lande redliche, wolgeborne Leute, dy in
den Orden begerd weren, men nani sy in
den Orden?)
In der Danziger Chronik vom Bunde ^)
findet sich folgendes Spotllied:
Ach du gntteS Prenßer Laut,
wie bist du so sere vorheret und ver-
Lrant.
Das darp men Nymand dancken,
wen Swaben, Peyeren und Franken.
Wen in Prenßer Landes Volmacht
wart iö von in also bedacht.
Do der Hochmeister Pawel von Nuß-
dorf regirte Prenßer Laut,
das men do cyne Schrifst fant
vor des Hochmeisters Gemach,
waß geschrcben auff disse Sprach:
das mag Nymant ein Gebittiger seyn,
her sey denne eyn Swabe, Peyer oder
Frenckeleyn.
Ty Zceyt quam darnach an,
das diselbigen innsten von Marienbnrgk
nnd aus den Gebilden ga»,
Do begunden do zn wancken,
das waren noch Swaben, Peyeren oder
Francken.
Den musten do undertenyg seyn
Swaben, Peycr und auch Frenckeleyn
mit den andern hvgen Zcnngen,
das haben sy dy Polen mit Macht zcu
gedrungen.
Sv machte sich der Haß der Nieder-
deutschen gegen die oberdeutschen Gebietiger
in Worten Luft. Im Jahre 1440 ver-
einigten sich die Stände Preußens in
einen Bund. Der Deutschmeister bot ihnen
eine enge Verbindung an, in die auch die
Konvente zu Königsberg, Balga und
Brandenburg ausgenommen werden sollten.
Letztere traten nun energisch an den Hoch-
0 Ebenda S. 414.
2) Ebenda S. 418; Voigt, Gesch. d. Marien-
burg S. 349-350.