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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 21.1903

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Beck, Paul A.: Verschwundene bzw. verschollene mittelalterliche Spottbilder aus Schwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.18333#0156

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Up.909/910, welche der um das Jahr 1589
-j-Hans Faschart erstmals in Holz schneiden
ließ und von Jost Amann henühren
sollen und um das Jahr 1728 aufs neue
abgezogen, alsbald aber vom Straßburger
Magistrat konfisziert wurden; die Neprv
dnktion des der Straßburger Darstellung
nicht unähnliche» Gemäldes in derAlpirs-
bacher Klosterkirche u. s. w. Sonst sind
die Holzschnitte vielfach rohe Arbeit, Haud-
werkSware; auch das schon erwähnte Titel-
bild mit seine» neun mystischen oder alle-
gorischen Rund- bezw. Medaillonbildcrn,
welche den Geist und die Anlage des
Werkes versinnbildlichen sollen, darunter
oben inmitten „Biliams Eselin und der
Engel", inmitten das größere Mittelstück
mit einer astronomisch-kabbalistischen Dar-
stellung: „I^ota )oaciiimi abbatis" sc.,
ans welchem — d. h. auf dem in der
Landcsbibliothek zu Stutlgait liegenden
Exeenplar — wir übrigens das Zeichen
Züberlins nicht zu entdecken vermochten,
sowie die folgenden Abbildungen: Geburt
Christi rc. sind geringe Leistungen. Die
Darstellung in Bd. I p. 546 von der
Hinrichtung Konradins (eines älteren
Mannes mit einem Kinnbart!) ist geradezu
schauderhaft und nur die Wiederholung
eines Bildes zu „Nauritius Imperator
a. 604" in lom. I p. i8z, wie über-
hanpt die Abbildungen sich nicht so selten
wiederholen, so die des Straßburger Stein-
bildwerkes in Bd. I S. 551 — 554 und
Bd. II S. 909/910, das Schwein mit dem
tonsnrierte» (!) Menschenkopf, der Mänse-
tnrm HattoS u. s. w. Mit sichtlicher Vor-
liebe hat der Verfasser, wohl dem Zeit-
geiste Rechnung tragend, Abbildungen von
monstra, portenta, ostenta u. dergl.
gewählt, welche meist sehr abstoßend,
wenn nicht geradezu häßlich und greulich
wirken. In der Karikierung der ans
das Papsttum bezüglichen Darstellungen
ist das möglichste geleistet; wenn einzelne
derselben auch nicht geradezu unzüchtig,
wie Janssen in seiner „Geschichte des
deutschen Volkes", VI, S. 46 (der indes
bloß aus dem zweiten Band zitiert), meint,
genannt werden können, so sind sie doch
zum mindesten anstößig und gehässig, so
z. B. in den Gegenüberstellungen (Xnti-
tlroses) von Christus und Anti-
christuS, deren bildliche Vorlagen viel-

leicht LnkaS Kranach entnommen sind,
insbesondere beim zwölften Stück, wo das
letzte Abendmahl und die Wandlung des
Priesters (TranSsnbstantiation) beim Meß-
opfer sich gegenüber stehen (II p. 7l9) n. s. w.
Dem Umfange nach sind sie Illustrationen
verschiedentlich und halten 14^2 cm Breite,
9 '/? cm Höhe; 11 X 7 cm; 7 Xl 0 U2
cm zc.; keine aber von Blattgrvße.
Unseres unmaßgeblichen Erachtens stammen
die bessere n Holzschnitte von alten Form-
st öcken her. Inhaltlich ist das Werk
chronologisch angelegt nach Jahrhunderten;
am Schlüsse jedes Zentenarinmö sind!t sich
an Stelle eines Registers eine Art Uebcr-
sicht; ein Generalregister, welches diesem
umfassenden Werke sehr vonnöten wäre,
hat der Verfasser demselben nicht bei-
gegeben ; einige Jahre später erschien ein
sehr seltener „)oU. ,sac. IXnsii Index
absolutissimus m^Vollri lectiones etc.,
ImrünAerr, 1608, lol.", welcher aber in
den allermeisten Exemplaren des Haupt-
werkes, so auch im Stuttgarter, fehlt. Der
Verfasser kommt fast in der ganzen da-
mals bekannten Welt herum, bringt alles
mögliche, ohne irgend einen Zusammen-
hang, durcheinander. Ans Schwaben,
welches nicht die Heimat des Verfassers
war, weiß derselbe veihältnismäßig nicht
viel zu berichten. Tie Hanptstncke bilden
die nachaufgeführten Nachrichten von alten
mystischen Gebilden; dann wäre etwa noch
das „Inclultum Ouci WirtemderZXo
Illrico IZ17" (II p. 102 —104) heivor-
znheben, von welchem wir nicht wissen, ob
es auch anderswo gedruckt ist. Endlich
wären noch außer diversen kleinen Mit-
teilungen die Nachrichten von der Wall-
fahrt zur Laurentinskapelle in
HürbelSbach (II p. 1056), von zwei
Neuerungen znge- und dem Papsttum ab-
geneigten Priestern in Biberach a. d. N.,
nämlich Nikolaus um 1290 und M.
Barthol. Miller nm das Jahr 1419
(I p. 564, 796 ; II p. 916), weiter von
einem „Wolfgang Eilinger, sacerclos
XuZustarms" um 1620, einem „Jakob
Spiegel, consiliarius Laesaris" nm
1507 und einem „Werner Nolwinck,
pastor Xotensis" nm 1494 (Vorrede
zu Bd. I Bl. 3 I) und 12 a) als weiteren
Zeugen für die Ausartung und Verderbt-
heit der alten Kirche, sowie von Refor
 
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