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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Beck, Paul A.: Zahlensymbolik
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0026

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18

Barchent, wahrscheinlich mit der Zahl 4
als Stempel, ähnlich dem gebleichten und
ungebleichten „Dreier". In der würt-
tembergischenOrtsliste laufen „4 Einödhöfe"
(in der Gemeinde Blönried bezw. Sleincn-
bach, OA. Saulgan) sowie der Weiler
„4 Hauser" in der Gemeinde Snlgen im
Schwarzwald, die „Viertäler" im badischen
Schwarzwald n. s. w.; die 4 Lichter:
Neumond, erstes Viertel, Vollmond, letztes
Viertel; die 4 Gaben, welche Gott den
Menschen verliehen hat: memoria —
intellectus — volunkas — opera cari-
takis und die 4 Sibyllen : Carmentis, die
Tibnrtinische,die Kumanische, die Delphische.
— „Vierleute" hießen im 15 /16. Jahr-
hundert im Gmündischen die Dorfvorsteher.
— Die Kriminalistenansdrücke von den
sogenannten „4 hohen Rügen" (Dieb-
stahl und Raub, Mord, Brand, Ehebruch
und Notzucht) und von den „4 hohen
Wandel" (Mord, Brand, Verrat, Not-
zucht ; s. Darstellung der Rechtsverhältnisse
des vormals reichsständischen Hauses Stol-
berg-Wernigerode, 1869, S. 69 und 134).
— Zur Fünfzahl: Die 5 mindern
Brüder, Berard, Petrus, Occursius,
Adjntns und Otto, Schüler deö heiligen
Franziskus von Assisi, Märtyrer um 1220.
— Die „Fünfer" hieß man zu Mm im
15. Jahrhundert die 5 obersten Natsmit-
glieder, so eine Art geheimen Rat, daher
auch den Diener dieses Rats „Fünfer-
knecht". Das „Fünferamt" hieß
früher das aus 5 Richtern bestehende
Waisengericht in Stuttgart. „Bauer n-
fünfer" hieß man in Oberschwaben
großartig („wäh") tnente Bauersleute.
„Einem fünfe aus tun" — lautete
eine frühere Redensart in Mm und auf
der Miner Alb für mit den 5 Fingern
Einem übers Gesicht fahren, „Einem ans-
wischen". Zahlreich sind die Fünfer in
der Ortsbezeichnung, so nur in Schwaben :
Fünfers, Gemeinde Leupolz im Algän,
Fünfbronn, Fünfe(ö)hrlen, Fünfhänser,
Fünfstetten im Nies. Einen „Fünfer-
lin g" heißt man ein Gewicht von 5 Unzen.
— ZurSechszahl: Die 6 sich vori-
ll e h a l t e n e n Schlüssel Gottes.
Der fleißige und gelehrte Sammler Job.
C 0 lerNs ()o. dolerr oeconomia rrrralis
et eiomestica, IVloAunt., 1665; in
LRIenclario, p. 24) sagt darüber: Es

gibt 6 Schlüssel, welche sich Gott ganz
allein Vorbehalten hat!
1. Den Schlüssel der Gewitter, Stürme
und Regen (Oeuteronom. XXVIII. 12.
sterern. XIV. 22).
2. Den Schlüssel der Geheimnisse der
Natur und Fruchtbarkeit bezw. Unfrucht-
barkeit (Oenesis, XXX. 2).
3. Zn Speisekammer und Keller
(Usalm. XIV. 5, 16. EXUVII. 8.,
Matthäus VI. 33).
4. Den Grabschlüssel (Ezeckias
XXXVII. 1 ; 1. Samuel, II., 11 ; Psalm
I 13).
5. Den Schlüssel der Wissenschaften und
himmlischen Lehre» (H.pocal)-p3. II).
6. Den aller Gefängnisse und Bande»
(/rot. XII. 7. XXVII. 28).
Im Algän gibt es einen „Sechser-
tanz". Der Ausruf: „M ei n erS e ch s !"
— Die „Sechser" in der vormaligen
Reichsstadt Memmingen (s. Dobler a. a. O.).
— Ortsnamen: Sechshöfe, Weilerim
Algän, Sechselbach, Sech selb erg.
— Zur Siebenzahl: Die 7 Zu-
fluchten (Andachten), das sind die heilige
Dreifaltigkeit, das allerheiligste Altars-
sakrament, das heilige Kreuz, die aller-
seligste Jungfrau Maria, die Engel, die
Heiligen Gottes und die armen Seelen
im Fegfeuer. Eine solche Andacht, Lokal-
wallfahrt, besteht von alten Zeiten in die
sogenannte, von vier uralten Linden um-
schattete Schutzengelkapelle bei Grie-
ningen, OA. Riedlingen. — Der linke
Seitenaltar der Mnltergotteskapelle in dem
ca. fünfStnnden entferntenPfarrorfNe u fr a
bei Gammertingen in Hohenzollern trägt ein
Altarblatt, die 7 Zufluchten genannt, ans
dem Jahre 1695 und besteht wohl da-
selbst ebenfalls eine Lokalwallfahrt dahin.
— Eine Kapelle bezw. Wallfahrt zu den
„7 Znsluchten" befindet sich weiter seit
1730 bei dem Pfarrdorf Nenburg
a. Kammlach im Landkapitel Jchenhansen.
— Das Altarbild in der St. Veitskapelle
in Dillin gen a. d. D. aus dem Jahre
1706 stellt ebenfalls die sogenannten
„7 Zusluchten" dar. — Nördlich vom
Pfarrdorf Kissing bei Augsburg steht,
gleichfalls von vier hohen Linden be-
schattet (!), seit 1706 eine Feldkapelle zu
den „7 Zufluchten". Endlich weist noch
der Hochaltar der Pfarrkirche von Assing
 
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