Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Zahlensymbolik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0028

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

(auch „krummen Mittwock" genauut) zum
Andenken an die Kreuzigung, damit die
unsäglichen Schmerzen derselben die so
grausamen Leiden der armen Seelen lin-
dern möchten. Die vierte die Votivmesse,
während welcher man die Passion nach
dem Bericht des hl. Johannes vom Kar-
freitag las zu Ehren des Todes des Welt-
erlösers. An sechster Stelle stand die
Messe von der A nferstehnng, um den
armen Seelen die Gnade der Teilnahme
an dem Triumphe und der Glorie des
Heilandes zu erwirken. Die letzte Messe
bildet endlich die von der Himmel-
fahrt Mariens, um die allerseligste
Jungfrau zu bestimmen, sie möchte die
Wirksamkeit ihrer mächtigen Fürbitte ganz
besonders die armen Seelen fühlen lassen.
— Die 7 Suchten (— Krankheiten),
worunter man die Wasser- und Wind-
sucht, die Sterbsuckt (pestis), die Blut-
sucht (Irnernorrlrois), die Miselsucht
(morplren), die Fußsucbt (Fuozsuecht,
poda^ra), die Sitesucht (pleuresis), die
Uzsucht (d^senteriu), nach andern auch
noch die Gelbsucht und die Wuudsucht be-
greift. — R.-A.: „7 Suchten kann der
Mensch ertragen ; bei mehr muß er d'ran
glauben" (s. „Brandenburgs", XIII (1905),
Nr. 11, S- 384 ff., Mitteilungen von
O. Monk über „volkstümliche Heilmittel"
darunter Sassafraß, gen. „Saß und Fraß",
v. „Suchlenbrecher"). — Der Humanist
Jakob Wimpheling hatte gegen Thomas
Murners 1501 erschienene Schrift:
Xova, derrnLnin eine 1502 in 40 zu
Freiburg i. Br. herausgekommene »Oe-
kensio Oerrnnniae« geschrieben, auf deren
Titelblatt Wimpheling und seine sieben
Schüler Murner gegenüber figurieren.
Murner hatte sich nun über diese Sieben-
zahl der Zeugen lustig gemacht mit Be-
ziehung ans das deutsche Sprichwort:
Dann uer von siben sagt der lugt gern.
Wimpheling erklärt dieses rustiennunr
proverbiurn: »cguisczuis septern in ore
landet kreczuenter mentitur« für eine
wahre Teufelserfindung, im Widerspruch
stehend mit unserm heiligen Christen-
glauben (»nostrn religio c^uae laisn esse
non potest«). Warnend ruft er dem
Gegner zu: »Xe vuIZo credns, ne
Lerdero aut?Iutoni nssentius, diuboius
inventor est lauius proverkü.« Die !

Siebe »zahl sei einmal bei Heroen wie
Christen eine wichtige, heilige und mystische
Zahl. In ihr seien die unendlich vielen
Mysterien enthalten, welche die Geistlich-
keit dem Volke vortrage. Diesen Glauben
wolle der Teufel beim Volke untergraben.
Und — nun zitiert Wimpheling nicht bloß
Stellen aus Plato, Cwero, Virgil (»ter
r^uaterczue bsntr id est septies«), Macro-
bius, Apulejus, Aulus Gellius, Lactantius,
Gregorius, Lyranus, sondern er durchsucht
die ganze Bibel von der Genesis bis zur
Apokalypsis, um die Siebenzahl zu
notiere». Zu den „7 Dingen" christ-
licher Lehre und Lebens zählen nach
Wimpheling auch die 7jährige Buße
(ernend-r) für eine Todsünde. Weiter
führt er noch an: die 7 Süßigkeiten
Christi (sunvitntes), die 7 Bnß-
psalmen Petrarcas, die 7 gewerb-
lichen Künste (meclrunicue). Zu den
„7 Dingen" der Literatur gehören nach
ihm n. a. die 7 Bücher Dekretalen u. s.w.
Ferner nennt er die 7 Weisen Griechen-
lands, 7 Könige Noms, 7 Kurfürsten,
7 Hauptkirchen Roms. Zu den „7 Dingen"
der Astronomie rechnet er die 7 Planeten
und 7 Plejaden. Endlich spricht er von
„7 Dingen" der Medizin (»septern
diebus lorrnntur laomo in utere, post
septern rnenses ernerZunt dentes«),
von den „7 Dingen" der Pädagogik
(mit 7 Jahren ist der Knabe zur Schule
zu bringen ; mit 7 Jahren kann er zwischen
Gut und Bös unterscheiden ; mit der dritten
Siebenzahl ist der Mensch zur Haltung
der Fasten verpflichtet). Zum Schlüsse
setzt Wimpheling seiner Heimat noch ein
Denkmal mit der Sieben za hl der
Stadt Straßburg:
Der septern sunt in senntu nr§enti-
nensi.
Zeptern sunt Aenutlectiones in rnuAnn
processione: czun nullu est solen-
nior nut dsuotior.
Zeptern urticulis utitur kreczuentcr
Xeisersber^ius in sernrone.
Zeptern sunt nronssteriu rnoninlirnn
in nr§entina.
Zeptern poene inkerni sunt depicte
nd /olrnnnitus.
Leptenr nltLrin eonsecrntu sunt nd
Ouillrelmitas.
 
Annotationen