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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI Artikel:
Geschichte des ehemaligen Franziskanerinnenklosters zu Unlingen, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0094

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Die Klosterchrvnik dieser Zeit enthält
hierüber nichts, und jener Bericht in der
„Klag- und Trauerrede" über einen neue»
Einfall der Franzosen kann auf diese Zeit
nicht bezogen werden. Daß aber daö
Dorf damals hart mitgenommen wurde,
geht deutlich aus den Gemeinderechnungen
hervor.
Vau arbeiten, Vergrößerung der
Kapelle mit Hindernissen.
Die Klostergebäude erfuhren von Zeit
zu Zeit Verbesserungen; manches wurde
neu geschaffen, und so hatte das Kloster
immer wieder Gelegenheit, sein bares Geld
anzubringen. 1698 kaufte es von der
Gemeinde Banholz, 14 St. Eichen- und
15 St. Tannenholz, zusammen um 36 fl.,
ferner zwei Eichen zu einem Tor (1 fl.
30 kr.). Die Gartenmauer harrte
immer noch der Vollendung; endlich anno
1701 wurde der letzte Teil vollendet.
Im Jahr 1705 kaufte das Kloster wieder
Bauholz um 28 fl. Das Jahr darauf
wurden die Klosterfrauen in einen Bau-
prozeß verwickelt. Es erbaute nämlich
anno 1706 ein Unlinger Bauer neben dem
anno 1701 vollendeten Teil der Kloster-
maner ein zweistöckiges Wohnhaus, wobei
zwischen der Mauer und dem HauS drei
bis vier Schuh frei gelassen wurde». Auch
brachte er an der Seite seines Hauses,
welche dem Garten des Klosters zu lag,
Fenster an, so daß man in den Kloster-
garten hineinsehen konnte. Weil man
nun zudem von eben jener Seite aus an
dem beim neuen Wohnhaus liegenden
Stadel in den Klostergarten einzusteigen
pflegte, so beschlossen die Schwestern, eben
dort die Klostermaner zu erhöhen. Jetzt
erfuhren sie doppelten Widerspruch. So-
wohl der Besitzer des neuen Hauses als
auch der des Stadels protestierten dagegen,
ersterer, weil ihm durch die Erhöhung der
Mauer das Licht entzogen werde, letzterer,
weil er nicht mehr recht dazu kommen
könne, seinen Stadel zu reparieren. So
kam es zu einem Prozeß. Das trnch-
sessische Oberamt zu D ü rmenti n g e n
stellte sich auf die Seite der Bauern und
sprach den Schwestern das Recht ab, den
Ban ausznführe». Allein die Gründe,
welche das Oberamt ansührte, wurden von
dem Rechtsgelehrten Settel in Biberach

am 2. Mai 1707 vollständig zurück-
gewiesen und den Schwestern das Recht,
auf eigenem Grund und Boden zu bauen,
znerkannt (G).
Als im Jahr 1711 die Pfarrkirche er-
weitert und erhöht wurde, baute daö
Kloster ans eigene Kosten den Betchor
oder oberen Chor mit Fenstern, Eisen-
werk, Altärcken, Gitter und Türmchen.
Die anno 1712 ansgeführten Arbeiten
verursachten einen Kostenaufwand von
4000 fl. Im Türmchen hing des Klosters
Glöcklein, und im Chor stand des Heiligen
Orgel. 1719 verwandte das Kloster-
weitere 50 fl. zur Reparatur des Chores. H
Im Jahr 1713, nach Vollendung dcr
Pfarrkirche, nahmen die Schwestern daö
wunderbare M nt t er go tle sb i ld ans
der Pfarrkirche hinüber in ihre Kapelle
und stellten es auf den Altar, wo cs
verblieb. Der Grund hievon war die
neu errichtete St. Anna-Bruderschaft und
der Umstand, daß damals viele Bilder in
der Pfarrkirche standen (Urbnch).


DaS Mnadenbild in der Klosterkapelle zu Unlingen.
(Nach Photographie von Lehrer A. Hagenmeyer.)

0 Unis Jahr 1712l13) ließ man bei der
Kapelle (offenbar am «Jünglein zwischen Kapelle
und Pfarrkirche) ein Gitter anbringen, um wäh-
rend des Gottesdienstes nicht von Armen und
 
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