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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Sponsel, Jean Louis: Neue Nachrichten über Johann Melchior Dinglinger und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0108

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wölbes bekannten Slilcharakter der Kunst
Dinglingers leicht erkennbar zur Schau
trägt, ist mir inzwischen eine andere Arbeit
Dinglingers bekannt geworden und von
mir für das K. Knpferstichkabinett zu
Dresden erworben worden, die uns ganz
neue Aufschlüsse über Dinglingers Werke
zu geben vermag. Ich verdanke die Er-
werbung ans dem Münchner Knnsthandel


Vacchusschal e, verschollenes Werk von I. M. Dinglinqer
(nach einem Kupferstich im Kgl. Kupferstichkabinett zu Dresden).
der gütigen Vermittlung des Vorstandes
des Biberacher Geschichtsvereins, des
Herrn Kommerzienrats Baur. Es ist dies
der Abdruck einer Ni ello-Arbeit auf
einer Metallplatte von 36 X 45 mm
Größe, die in Originalgröße nebenstehend
abgebildet ist.
Dargestellt sind drei dicht nebeneinander
liegende Griffe, und zwar der obere und

untere nach rechts gewendet, wohl je ein
Messergriff, während der in der Mitte
liegende nach links gewendete anscheinend
einen Gabelgriff vorstellt. Auf dem
unteren leider verschnittenen Rand hat der
Künstler seinen vollen Namen Johann
Melchior Dinglinger eingraviert, der auf
dem Abdruck in Spiegelschrift erscheint.
Wenn auch die drei Griffe sehr klein
erscheinen, so ist mir doch die Absicht,
Messer- und Gabelgrisfe darznstellen, nach
der Analogie ähnlicher kleiner, aber anders
ornamentierter Arbeiten von Michel Lebion
und Balthasar Sylvins keineswegs zweifel-
haft. Au dieser Arbeit Dinglingers ist
nun von besonderem Interesse die leichte
und flüssige Behandlung des Akanthns-
laubs und seiner Blüten, die vollständige
Ausfüllung des ganzen Griffes mit diesem
Laubwerk, so daß nirgends eine leere


Fläche sichtbar wird. Die Ornamentik
hat Verwandtschaft mit den Arbeiten des
Stefano della Bella (1610—1664) und
des Jean Lepantre, ist aber durchaus
selbständig und bekundet eine vollendete
Herrschaft über die Linienführung und die
größte Sicherheit in der Einordnung des
Ornaments in den gegebenen Raum. An
keiner der bisher bekannt gewordenen
Arbeiten Dinglingers habe ich diese Or-
namentik beobachtet, und das ist für uns
ebenso neu wie wichtig, weil eben für das
Aufsuchen anderer bisher unbekannter
Werke Dinglingers uns hiedurch ganz
neue P erspektiven eröffnet werden. Und
noch ein anderes wird uns durch diese
Arbeit bekundet.
Schon in dem vor 1701 entstan-
denen Teeservice hat sich Dinglinger
der Ornamentsprache Jean Berains ve-
 
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