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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0315

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299

Kunst-Kritik.

Die akademische Kunstausstellung.

I. Einleitung. (Schluß.)

Au Ehrenpreisen und sonstigen Anerkennungen vertheilte

die Akademie: ... «, a

1. Die große goldene Medaille für Kunst an
den Bildhaner Prof. Bläser in Berlin., an den Historien-
und Genremaler Karl Becker in Berlin, an den Land-
schaftsmaler Prof. Gude in Düsseldorf und an,den Hi-
storienmaler Prof. Ca mp Hansen in Düsseldorf; 2., die
kleine goldene Medaille für Kunst: an den Historien-
maler Prof. Kasclowski in Berlin, an den Landschafts-
maler Oswald Achenbach in Düsseldorf, an den Bild-
hauer Cauer in Kreuznach, an den Maler Brcndcl in
Berlin, an den Historienmaler Prof. Cretius in Berlin,
an den Kupferstecher Prof. Eiche ns in Berlin, an den
Landschaftsmaler Schleich in München und an den Kupfer-
stecher I. Weber in Basel. „ , .....

Was nun die sonstigen Verhältnisse der königl., Aka-
demie und der damit in Verbindung stehenden Lehranstalten
anbclaugt, so haben im Laufe der letzt verflossenen Jahre
nicht unerhebliche Veränderungen in derselben stattgefnnden.
Zunächst ist hervorzuheben. daß der Historienmaler Pros.
Daege durch hohe Ministerial-Verfügung vom 10. Juli
v. I. beauftragt worden, die Direktorial-Geschäfte bis
auf Weiteres zu führen.

Aus dem Lehrinstitut der Akademie ist statt des nach
Königsberg berufenen Prof. Di-. Müller, der Privatdo-
cent der Medizin Do. Klebs zum Lehrer der Anatomie
ernannt worden. Ferner ist Herr Professor Lüderitz,
welchem die provisorische Leitung des Unterrichts in der
Schwarzkunstmanier übertragen war, definitiv zum Lehrer
dieses Kunstzweiges ernannt worden. Der Lehrer Maler-
Do mschke hat das Prädikat Professor erhalten.

Die übrigen Ernennungen, welche großentheils bereits
früher mitgetheilt wurden, sowie die Ucbersicht über die in
der Akademie gehaltenen Borträge bei Festlichkeiten u. s. f.
übergehen wir; ebenso den gleichfalls bereits veröffentlichten
Ausfall der Konkurrenzen. Auffällig erscheint, daß — ob-
schon der Druck des Katalogs erst kurz vor der Ausstellung
beendet wurde — dem Tode des Sekretairs Guhl kein
Wort gewidmet wurde.

Indem wir jetzt auf de», eigentlichen Inhalt des Ka-
talogs, nämlich das Verzeichniß der Kunstwerke, übergehen,
bemerken wir zunächst, daß cs zweckmäßig scheint, die
Statistik der Schulen. Richtungen und Knnstzweigc nach
ihrer qualitativen und quantitativen Vertretung auf der
Ausstellung nicht, wie es anfangs unsere Absicht war. vor-
dem, Eingehen aus die Einzelnbetrachtung, sondern — als
Facit der ganzen Berichterstattung — am Schluß derselben
aufzustellen. Demnach ist nur noch daran zu erinnern
daß unsere Berichtcrstattnug denselben Weg Anschlägen
wird wie früher, indem sie die im Wesen der Künste selbst

begründete Stufenfolge derselben beobachtet. So wird
zuerst das Gebiet l.der Historienmalerei behandelt wer-
den-, wozu wir — schon aus Mangel au wahrhaften Hi-
storicngcmälden größeren Stils — die religiöse und
mythologisch-symbolische Malerei hinzurechnen, so-
dann 2. das historische Genre, als Uebergang zum

3. eigentlichen Genre, ferner in diesem Gebiet das
ernstere (sociale), das idyllische und das humori-
stische Genre, und als Abart des Genres überhaupt

4. die sogenannte Saloumalerei. ein Gebiet, das be-
sonders die Koloristen kultiviren, weil ihnen die Motive
gegenüber der technischen Ausführung indifferent sind, und

5. das Portrait; sodann 6. das landschaftliche Genre,
als Uebergang zur 7. Landschaft, welche nach den drei
Richtungen der Stimmungslandschaft. Effcktlaudschaft und
Vedute zu scheiden ist; 8. Die Architekturmalerei.
9. die Marine, 10. das Thier stück, 11. das Still-
leben. Frucht-und Blnmenstück. Hierauf werden wir
sofort zur Plastik übergehen und schließlich die graphi-
schen Künste betrachten.

Es liegt keineswegs in unserer Absicht, alle Werke
überhaupt anzuführen. Da die Jury diesmal mit beson-
derer Nachsicht über die Znlaffungsfähigkeit geurtheilt zu
haben scheint, insofern eine ziemliche Anzahl von Werken
unter dem Niveau der Mittelmäßigkeit vorhanden sind, die
besser fortgebliebeu wären und kcinenfalls für eine ernsthafte
Kritik in Frage kommen können, (es müßte denn sein, daß sie
zugleich mit einer Präteusion auftreten, die eine Rüge ver-
diente): so wird dadurch,schon die Zahl der zu besprechenden
Werke um | rcducirt; ein zweiter, noch größerer Thcil um-
faßt das Mittelgut, welches hi» und wieder nur eine relative
Berechtigung hat erwähnt zu werden. Der fliest von etwa
2-—250 Werken (aus einer Menge von 955) soll dafür
mit desto größerer Gewissenhaftigkeit in's Auge gefaßt
werden. Denn es befinden fick hierunter außer einer
großen Anzahl guter und gediegener Werke mehrere,
die als Meisterwerke ersten Ranges betrachtet werden
dürfen.

Auffallend erscheint es. daß die eigentlichen Akademiker
fast gar nicht oder sehr schwach auf der Ausstellung vertreten
. sind. Unter den Historienmalern vermissen wir namentlich
die älteren Düsseldorfer, wie Lessing, Sohn u. s. f.. unter
den Landschaftern die beiden Schirmer. Ed. Hilde-
brandt u. a. ni.

Dennoch ist die Ausstellung im Ganzen, wie schon be-
merkt, eine gute zu nennen, und es gereicht uns zur beson-
deren Freude, daß wir in unseren Berichten mehr Aner-
kennung als Tadel auSzusprechen haben werden; wobei
freilich zu berücksichtigen sein dürfte, daß unter Umständen
gänzliches Schweigen schlimmer ist. als der härteste Tadel.

Und nun zur Sache.

Kunst-Literatur und Album.

I. Kunstliteratur.

Aesthctik. — Geschichte. — Technik.

Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde
aus Pompeil. Hrrculannm und Stabiae. nach den
“n rfnt( ^machten Originalzeichnungen

W'lhelm Zahn. Mit deutschem und franzö-
sischem Text. Dritte Folge 9. und 10. Heft. Imp -
Folio. (Berlin bei Dietrich Reimer.) "(Forts.)

, ®u' .Wichtige» zunächst einen Jrrthuin in dem Anfana un-

seres Benchis, worin irrthümlich der erklärende Text dem Ar-

chäologe» Jahn zugeschrieben wurde. Letzterer hat nur kritische
Bemerkungen zu den Blättern gemacht, während Pros gähn
selbst der Verfasser des erklärenden Textes ist.

Lassen wir nun die Tafeln selbst reden-
r» JflW'-?1-, Wandgemälde auf blauem Grunde in der
Große des Originals ans der Casa della Caccia (di Dedalo e
l.asiiae) ju Pompeji, ausgegraben 1834. Schwebende Gruppe
emes geflügelten Jünglings mit einer weiblichen Figur, vielleicht
knach Jahn) den Tag, oder,Hymen mit einer Braut vorstellend.
Des Haar des Jünglings ist braun mit grünem Blätterkranre
sef» Gewand dnnkelroth, seine Flügel grünlich. Die Fackel in
seiner Rechten und der Kandelaber in seiner Linken sin? golden,
-r-ie weibliche Figur hat hellbraunes Haar mit einem goldenen
 
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