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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0085

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durch „Jubal, die Flöte erfindend", also ein Motiv der
hebräischen Mythe (in der Nationalgalerie), vertreten. In
den nächsten Jahren folgten zwei Seitenstücke, „Aurora"
und „Luna"; sodann (1842) „Der pfeilspitzende Amor",
wozu er später (1855) einen „Merkur" als Seitenstück
malte.

So großen Werth man aber auch auf diese Werke,
namentlich vom koloristischen Gefühlspunkt, legen mag —
denn Klober entwickelte darin eine bei aller Kraft und
Tiefe doch so zu sagen mystisch wirkende Schönheit der
Farbe, die allein der abstrakten Bedeutung der Motive
adäquat war und die den in den Vorwürfen als solchen
liegenden Mangel an poetischer Realität fast vergessen
ließ — so konnte er doch die natürliche Differenz zwischen
Süjet und Darstellungsform nicht überwinden. Ganz
anders und ungezwungener ließ er daher seinen Genius
bei den größeren Wandgemälden walten, welche er in
zahlreichen öffentlichen und privaten Lokalitäten ausführte.
In der königlichen Loge des neu erbauten Opernhauses
malte er ein Deckenbild, welches schwebende Symbol-
gestalten mit den Attributen der königlichen Macht dar-
stellte; für den Vorhang desselben den „Arion auf dem
Delphin" in zwei Seitenbildern (1842); für das M ar m o r -
Palais bei Potsdam eine „Geburt der Venus", „Apoll
unter den Hirten", „Bacchus, den Menschen den Wein
bringend", nebst einigen Einzeldarstellungen, ferner in
einem andern Saale desselben Palais ein Plafondgemälde,
„Die vier Jahreszeiten" nebst einem Kinderfries; für die
neue Schloßkapelle die Kolossalgestalten des „Mat-
thäus" und „Markus" (1851); im weißen Saal des
Schlosses die vier preußischen Provinzen „Rheinland",
„Westphalen", „Schlesien" und „Pommern", durch symbo-
lische Darstellungen der Weinlese, Eisenfabrikation, Vieh-
zucht und Schifffahrt (1854); in der Gedenkhalle des
kronprinzlichen Palais einen Cyklus von Symbolgestalten
mit Beziehung auf den Zweck der Lokalität (1858); in
dem Victoria-Theater endlich ein großes Deckenge-
mälde, darstellend „Apoll und Bacchus im Festzuge" (1859).

An Staffeleigemälden entstanden in den fünfziger
Jahren „der Tod des Adonis" (1852), „Perseus und An-
dromeda", „Amor und Psyche" (in der Galerie des Kunst-
vereins, der danach einen Stich von Seidel als Vereins-
blatt fertigen ließ), ein „Kindlicher Bacchus, von Nymphen
gewartet" (1860), „Ruth ährenlesend" und „Kinder mit
einer Ziege spielend", letztere beiden chromo-lithographisch
vervielfältigt.

Unter den bedeutenderen Privataufträgen, welche Klö-
ber ausführte, erwähnen wir die reizenden Malereien in
dem Bier'schen Hause (Leipzigerstraße Nro. 1), welche
die Freuden der Jugend, Spiel, Tanz u. s. f. in symbo-
lischen Gruppen darstellen, besonders aber die Oel aus-
geführten und in die Wände eingelassenen großen Ge-
mälde für das Haus des belgischen Generalkonsuls Odilo n
de Knaecker zu Hamburg, welche — nach einem uns
vorliegenden Entwurf von der Hand des Künstlers und
nach den handschriftlichen Mittheilungen desselben (in einem
Briefe vom 25. December 1862 an den Redakteur dieser
Blätter) — in einem großen Plafoed zum Tanzsaal und
zwölf Superporten zum Tanzsaal, zum Empfangszimmer

und zum Treibhaussalon bestanden. Die Cartons wie die
Skizzen rührten von der eigenen Hand des Künstlers her,
die Gemälde selbst wurden in dreifacher Größe, bei fast
lebensgroßen Figuren, in seinem Atelier und unter seiner
Aufsicht ausgeführt. Der Plafoed stellt dar „Die vier
Horen", über der Mitte einen Kranz haltend, mit beglei-
tenden Amorienen, von denen zwei Blumen streuen, während
der dritte eine Fackel trägt und der vierte einen Pfeil
abschießt, als Andeutung darauf, daß die Liebe oft durch
den Tanz entflammt wird. Die Superporten in demselben
Saal versinnbildlichten in drei Darstellungen „Musik" und
„Tanz" (ein Kinderorchester und zwei tanzende Kinder-
gruppen), die im Empfangszimmer fünf Momente aus
der Geschichte von „Amor und Psyche", nämlich 1. „die
Schmückung der Psyche", 3. ihre „Verstoßung durch Amo-
rienen", 4. „Wiedererwachung der ohnmächtigen Psyche",
5. „Versöhnung und Vermählung von Amor und Psyche";
endlich die Superporten im Treibhaussalon, darstellend
die vier Jahreszeiten in vier Bildern: 1. Ein „Spiel
mit Blumen im Garten", 2. „Erntefest", 3. „Bacchisches
Fest", 4. Südlicher Karneval im Freien und Masken-
scherz", sämmtlich in Kindergruppen. — Ebenfalls nach
Hamburg, und zwar für das Donner'sche Haus, waren
eine Reihe von Wandgemälden bestimmt, welche ähnliche
Motive behandelten, wie die im Bier'schen Hause. End-
lich erwähnen wir noch die Kompositionen für den Fcst-
saal der Villa von der Heydt, welche „Apollo als
Gott der Musik", und die zwölf Monate in symbolischen
Gruppen darstellten (1862).

Zu seinen leltzten bedeutendsten Arbeiten gehören die
beiden großen Wandgemälde in der neuen Börse zu
Berlin, worüber wir bereits mehrmals berichtet haben.
Hier sei nur bemerkt, daß das eine Bild in symbolischer
Darstellung die Thätigkeit der „Fondsbörse", das andere
die der „Produktenbörse" zum Gegenstand hat. Sie wurden
im Jahre 1863, zur Einweihung der Börse, vollendet. In
dem letzten Jahre seines Lebens entstanden noch eine
Reihe Kompositionen, in Aquarell ausgeführt, für die
Ausschmückung des Ravenö'schen Hauses, in Lünettenform,
welche ebenfalls die „Geschichte Amor's und Psyche's"
behandelten.

Wir haben absichtlich die wenigen historischen und reli-
giösen Bilder, welche Klober gemalt hat, übergangen,
weil sich in ihnen sein besonderes Talent nicht in charak-
teristischer Weise offenbart. Von historischen Gemälden
ist uns übrigens nur eins bekannt: „Des Wendenfürsten
Jazko Bekehrung zum Christenthum". Dasselbe war auf
der Ausstellung von 1856 (wenn wir nicht irren) ausge-
stellt und stellte den bekannten Sprung Jazko's vom Schild-
horn in die Havel dar, wovon die Sage geht, daß, als
der Wendenfürst, von den Rittern Albrecht des Bären
gedrängt, diesen Sprung wagte, er gelobt haben solle,
zum Christenthum sich zu bekennen, wenn er glücklich das
andere Ufer erreiche. Klöber hat dies nun auch in seiner
symbolischen Weise gefaßt, indem er das rettende Symbol
des Christenthums sichtbar als Erscheinung darstellte, so
daß also auch in diesem einzigen Geschichtsbilde mehr die
Mythe als der wirkliche Vorgang das Motiv der Darstellung
bildet. Was seine religiösen Bilder betrifft, so sind außer
 
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