Deutsche Kunst-Zeitung.
JUI
Zehnter Jahrgang.
M 41.
Hkranggegeiun nnb rrdigirt
von
Dr. Max Schasler.
8. Oktober 1
1863. ?
0'=^'-
Abonnements
„Die DioSkuren" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in 1—iz Bogen 4t0
zum AbonnemenlsPreise von 1J THIr. Pränumerando pro Quartal. — Preis
einer einzelnen Nummer 4 Sgr. — Bestellungen nehmen anher der „Erpednion
der Dieslluren" an:
bedingungen.
! 1. Für Deutschland sämmtliche po|lanllotien, Sncß- und Uunllhandlungkn
2. Für Großbritanien, Amerika und Australien G■ Lcnder's Buch-
handlung und Geueral-ZeitungS-Agentur in senden, 8, Little Newport-stree
Leiceßter-sq.
RedactioniSbureaii Victoriastrasse Nro. IG.
2 nb
Llblliindcllldc Artikel: lieber Motive und Behandlungsweise der
Monumentalmalerei. Von M. Sr.
Korrespondenzen: # Karlsruhe, den 3. October 1865. („Luther
und Cajetan" von A. v. Werner.)
«imiMs'Iiroiiif- Lokalnachrichten aus Berlin, Wittenberg, Han-
nover Weimar, Dresden, Leipzig, München) Wien, Pest,
Urbinö, Paris, London, Bergen, Petersburg.
Kunst-Kritik: Berliner Kunstschau. (Berliner Centralausstelluug
von Werken der bildenden Kunst). —
Kunstgeschichte: Zur kölner Dombaurestauration.
alt:
Historische Notizen: Köln, Nürnberg, Prcßburg, Wien, Neapel,
Mexiko.
Kunstliteratur u. Album: J. A. Crove et G. B. Calval-
caselle, les anciens peintres flamands, leur vie et
leurs oeuvres. — Prof. Dr. N. Marggraff, Verzeichniß
der Gemälde in der älteren königlichen Pinakothek zu Mün-
chen. — Rud. Adams, Theorie der Farbenharmonie und
Farbengebung. Heft 2.
Kunftinstiiute u. Kunftvcreinc: Die k. k. Akademie der bilden-
den Künste zu Wien. — Oberlausitzer Alterthumsmuseum
zu Bautzen.
Aebcr Motive und Wehandlungsweisc der Monumentalmalerei,
mit besonderer Rücksicht auf die projektirte Ausschmückung des berliner Nathhauses.
Von M. Sr.
► u den frühesten Zeiten der nachantiken
Kunst waltete bei der Wahl aller künstle-
rischen Motive die ausschließliche Rücksicht
auf das religiöse Bedürfniß vor. Eine
1 Profankunst kannte man bis zur Blüthezeit
der Malerei im 16. Jahrh. so gut wie gar
' nicht, und wenn erzählt wird, daß im 9.
Jahrh. die longobardische Königin Theude-
linde in ihrem Palast zu Monza große Wand-
Malereien habe aussühren lassen, welche die
Heldcnthaten der Longobarden-Könige verherrlichten, so gilt
dies als eine ganz ungewöhnliche Ausnahme. Bei dieser ver-
waltenden kirchlichen Tendenz der mittelalterlichen Kunst war
nun — wie man sonst auch über die damaligen Kunstschöp-
fungen denken mag — die heute in Aufnahme gekommene
schrankenlose Willkür rücksichtlich der Auswahl und Be-
handlung der Motive ausgeschlossen; ein Vorzug, der gar
nicht hoch genug anzuschlagen ist. In der That, wenn
man — von den kirchlichen Wandgemälden der heutigen
Zeit, denen selbstverständlich ihre künstlerische Tendenz durch
ihre Bestimmung vorgeschrieben ist, abscheud — die Monu-
mentalmalereien des neunzehnten Jahrhunderts überschaut,
so fällt dem prüfenden Blick zunächst ein fast durchgehends
bemerkbarer Mangel auf, nämlich der Mangel einer noth-
w e n d i g e n B e z i e h n n g zwischen den Motiven der
Gemälde und der Bedeutung des Gebäudes.
Um nur ein naheliegendes Beispiel anzuführen, die
Wandmalereien im Treppenhause des neuen Museums in
JUI
Zehnter Jahrgang.
M 41.
Hkranggegeiun nnb rrdigirt
von
Dr. Max Schasler.
8. Oktober 1
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und Cajetan" von A. v. Werner.)
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Urbinö, Paris, London, Bergen, Petersburg.
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Kunstgeschichte: Zur kölner Dombaurestauration.
alt:
Historische Notizen: Köln, Nürnberg, Prcßburg, Wien, Neapel,
Mexiko.
Kunstliteratur u. Album: J. A. Crove et G. B. Calval-
caselle, les anciens peintres flamands, leur vie et
leurs oeuvres. — Prof. Dr. N. Marggraff, Verzeichniß
der Gemälde in der älteren königlichen Pinakothek zu Mün-
chen. — Rud. Adams, Theorie der Farbenharmonie und
Farbengebung. Heft 2.
Kunftinstiiute u. Kunftvcreinc: Die k. k. Akademie der bilden-
den Künste zu Wien. — Oberlausitzer Alterthumsmuseum
zu Bautzen.
Aebcr Motive und Wehandlungsweisc der Monumentalmalerei,
mit besonderer Rücksicht auf die projektirte Ausschmückung des berliner Nathhauses.
Von M. Sr.
► u den frühesten Zeiten der nachantiken
Kunst waltete bei der Wahl aller künstle-
rischen Motive die ausschließliche Rücksicht
auf das religiöse Bedürfniß vor. Eine
1 Profankunst kannte man bis zur Blüthezeit
der Malerei im 16. Jahrh. so gut wie gar
' nicht, und wenn erzählt wird, daß im 9.
Jahrh. die longobardische Königin Theude-
linde in ihrem Palast zu Monza große Wand-
Malereien habe aussühren lassen, welche die
Heldcnthaten der Longobarden-Könige verherrlichten, so gilt
dies als eine ganz ungewöhnliche Ausnahme. Bei dieser ver-
waltenden kirchlichen Tendenz der mittelalterlichen Kunst war
nun — wie man sonst auch über die damaligen Kunstschöp-
fungen denken mag — die heute in Aufnahme gekommene
schrankenlose Willkür rücksichtlich der Auswahl und Be-
handlung der Motive ausgeschlossen; ein Vorzug, der gar
nicht hoch genug anzuschlagen ist. In der That, wenn
man — von den kirchlichen Wandgemälden der heutigen
Zeit, denen selbstverständlich ihre künstlerische Tendenz durch
ihre Bestimmung vorgeschrieben ist, abscheud — die Monu-
mentalmalereien des neunzehnten Jahrhunderts überschaut,
so fällt dem prüfenden Blick zunächst ein fast durchgehends
bemerkbarer Mangel auf, nämlich der Mangel einer noth-
w e n d i g e n B e z i e h n n g zwischen den Motiven der
Gemälde und der Bedeutung des Gebäudes.
Um nur ein naheliegendes Beispiel anzuführen, die
Wandmalereien im Treppenhause des neuen Museums in