> Zehnter Jahrgang.
JM 12. {
ijrransgephcn und redigirt
von
vr. Max Schasler.
Abonnementsbedingungen.
„Die Dioskuren" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in 1—1^ Bogen 4to
zum Abonnementspreise von 1Z THIr. pränumerando pro Quartal. — Preis
einer einzelnen Nummer 4 Sgr. — Bestellungen nehmen außer der „Expedition
der Dioskuren" an:
1. Für Deutschland sämmtliche Poflon(laflen, Bild}* und Annsthandlungen
2. Für Großbritanien, Amerika und Australien G. Bender's Buch-
handlung und General-Zeitungs-Agentur in London. 8, Little Newport-street
Leicester-sq.
Redactionsbureau Yictoriastrasse Ni'o. 16.
Inhalt:
Abhaiidclndc Artikel: Thorwaldsen und sein Museum in Ko-
penhagen. Von W. B.
Korrcipondenze»: Hs Düsseldorf, Ans. März. (Permanente
Gemäldeausstellung), f Kassel, Ende Febr. (Ausstellung
des Vereins für bildende Kunst. Forts.)
Kunstliiroiiik: Lokalnachrichtcn aus Köln, Bonn, Leipzig, Stutt-
gart, Wien, Warschau, Paris, Rom.
Kunft-Jndnstric u. Technik: Zur Aesthetik des modernen Kostüms.
(Forts.)
Kunstinstitutc u. Knnstvcrcinc: Wissenschaftlicher Verein in Ber-
lin. — K. K. Akademie zu Wien. — Architekt. Konkurrenz
für ein Theater in Palermo. — AusstclluiigSkalcndcr.
Thorwaldsen und sein
Von
, enn Winkelmann in der Einlei-
tung zu seiner Kunstgeschichte über
sAlbrecht Dürer bemerkt, daß der
^deutsche Künstler vielleicht Raphaels
künstlerische Höhe erreicht hätte,
jwenn er sich wie der Italiener an
: den Werken der Alten hätte bilden
können, so kann man von Thorwaldsen
umgekehrt behaupten, daß, wäre Ita-
lien nicht seine zweite Heimath gewor-
den, er nicht die Höhe erreicht hatte,
auf welcher er stand; am allerwenigsten wäre er D a s, was
er geworden, durch die dänische Kunst geworden. Die
Nationalität ist nur hier eine.Zufälligkeit. Eine antike Kon-
genialität, genährt durch die Anschauung klassischer Schön-
heit, hob ihn zu einer solchen Höhe, daß er als einer der
künstlerischen Heroen der Neuzeit dastcht. Thorwaldsen
hat in seinem Vaterlande künstlerisch Nichts empfangen,
aber Viel ihm gegeben, nämlich, außer der künstlerischen
Museum in Kopenhagen.
W. B.
Anregung, ein Institut, das gewisscrmaaßen als ein Uni-
kum dasteht, das T h o r w a l d s e n - M u s e u m. Durch dies
möchten wir im Folgenden den Leser führen, nachdem
wir eine Lebensskizze des Künstlers vorausgeschickt haben.*)
Thorwaldsens Großvater war Prediger in Wyklabäi
auf dem fernen Island, wo um's Jahr 1760 unseres
Thorwaldsens Vater, GottschalkThorwaldsen, geboren
wurde. Die kleine. Stelle nöthigte den Alten, diesen Sohn
sowohl wie seinen zweiten, Ari, aus dem Vatcrhause zu
entlassen, damit sie selbst in Kopenhagen für ihr weiteres
Fortkommen sorgten. Ein gewisses künstlerisches Geschick
scheint beiden verliehen gewesen; es tritt wenigstens Ari
bei einem Goldschmid in Arbeit, während Gottschalk sich
als Bildschnitzer auf Privatschiffswerften beschäftigt. Etwa
um 1767 verheirathet sich letzterer mit einem Mädchen
aus Jütland und der 19. November 1770 war es, der
den Eltern unseren Bartel Thorwaldsen als einzi-
ges Kind schenkte. Wo er geboren, ist nicht festgestellt.
*) Dem Inhalte nach ist diese entnommen dem sorgfältigen
dänischen Werke von A. Thiele. 4 Bde, Kopenh. 1850 ff.
JM 12. {
ijrransgephcn und redigirt
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1. Für Deutschland sämmtliche Poflon(laflen, Bild}* und Annsthandlungen
2. Für Großbritanien, Amerika und Australien G. Bender's Buch-
handlung und General-Zeitungs-Agentur in London. 8, Little Newport-street
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Abhaiidclndc Artikel: Thorwaldsen und sein Museum in Ko-
penhagen. Von W. B.
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Gemäldeausstellung), f Kassel, Ende Febr. (Ausstellung
des Vereins für bildende Kunst. Forts.)
Kunstliiroiiik: Lokalnachrichtcn aus Köln, Bonn, Leipzig, Stutt-
gart, Wien, Warschau, Paris, Rom.
Kunft-Jndnstric u. Technik: Zur Aesthetik des modernen Kostüms.
(Forts.)
Kunstinstitutc u. Knnstvcrcinc: Wissenschaftlicher Verein in Ber-
lin. — K. K. Akademie zu Wien. — Architekt. Konkurrenz
für ein Theater in Palermo. — AusstclluiigSkalcndcr.
Thorwaldsen und sein
Von
, enn Winkelmann in der Einlei-
tung zu seiner Kunstgeschichte über
sAlbrecht Dürer bemerkt, daß der
^deutsche Künstler vielleicht Raphaels
künstlerische Höhe erreicht hätte,
jwenn er sich wie der Italiener an
: den Werken der Alten hätte bilden
können, so kann man von Thorwaldsen
umgekehrt behaupten, daß, wäre Ita-
lien nicht seine zweite Heimath gewor-
den, er nicht die Höhe erreicht hatte,
auf welcher er stand; am allerwenigsten wäre er D a s, was
er geworden, durch die dänische Kunst geworden. Die
Nationalität ist nur hier eine.Zufälligkeit. Eine antike Kon-
genialität, genährt durch die Anschauung klassischer Schön-
heit, hob ihn zu einer solchen Höhe, daß er als einer der
künstlerischen Heroen der Neuzeit dastcht. Thorwaldsen
hat in seinem Vaterlande künstlerisch Nichts empfangen,
aber Viel ihm gegeben, nämlich, außer der künstlerischen
Museum in Kopenhagen.
W. B.
Anregung, ein Institut, das gewisscrmaaßen als ein Uni-
kum dasteht, das T h o r w a l d s e n - M u s e u m. Durch dies
möchten wir im Folgenden den Leser führen, nachdem
wir eine Lebensskizze des Künstlers vorausgeschickt haben.*)
Thorwaldsens Großvater war Prediger in Wyklabäi
auf dem fernen Island, wo um's Jahr 1760 unseres
Thorwaldsens Vater, GottschalkThorwaldsen, geboren
wurde. Die kleine. Stelle nöthigte den Alten, diesen Sohn
sowohl wie seinen zweiten, Ari, aus dem Vatcrhause zu
entlassen, damit sie selbst in Kopenhagen für ihr weiteres
Fortkommen sorgten. Ein gewisses künstlerisches Geschick
scheint beiden verliehen gewesen; es tritt wenigstens Ari
bei einem Goldschmid in Arbeit, während Gottschalk sich
als Bildschnitzer auf Privatschiffswerften beschäftigt. Etwa
um 1767 verheirathet sich letzterer mit einem Mädchen
aus Jütland und der 19. November 1770 war es, der
den Eltern unseren Bartel Thorwaldsen als einzi-
ges Kind schenkte. Wo er geboren, ist nicht festgestellt.
*) Dem Inhalte nach ist diese entnommen dem sorgfältigen
dänischen Werke von A. Thiele. 4 Bde, Kopenh. 1850 ff.