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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0091

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ist also die Falte. Die Falten dürfen aber nicht ganz
regelmäßig, nicht eine wie die andere sein, sie dürfen auch
nicht unveränderlich sein, das Kleid soll bei Bewegung
Wellen schlagen und die Falten sollen sich von selbst schön
gruppiren: schön gruppirte Falten sind die Zierde des
Kleides. Das Kleid soll sogar in gewisser Weise nach-
lässig sein, wie dies die antiken Kleider so schön zeigen.
Wenn man nun jetzt im Allgemeinen ein Kleid durch die
Bemerkung lobt: „es sitze wie angegossen", so ist das
also falsch.

Am häßlichsten sind Kleidungsstücke, die jn der Art
zum Theil faltig sind, zum Theil knapp sitzen, wie man
jetzt vielfach männliche Röcke sieht, die faltige Schöße
haben und sonst eng anliegen, oder wie ein Kittel mit
engen Aermeln und sonst faltig. .

4. Man soll den Körper, die Glieder im Kleide sehn.
Falsch ist daher die Crinoline, die das nicht zuläßt.
Wattirung ist erlaubt, wenn sie Mängel des Körpers er-
setzt und äußerlich nicht zu bemerken ist, also namentlich
dem Faltenwürfe nicht schadet, nichts Aufgeblasenes dar-
stellt. Sind dagegen Kleidungstücke sonst stark wattirt,
was ja ganz praktisch sein kann, so verlieren sie stets an
ästhetischem Werthe. —- 5. Die Größenverhältnisse, die
Maße des Kleides sollen denen des menschlichen Körpers
so ziemlich entsprechen. Ich habe gefunden, daß sich das
Kleid zu Letzterem verhält ähnlich wie eine Variation
zu einem musikalischen Thema — die Kleider sind Va-
riationen auf das Thema des Körpers. Bischer hat
schon dasselbe gesagt, indem er das Kleid mit einer Phantasie
über ein musikalisches Thema vergleicht. Hegel nennt das
Kleid das Echo des Körpers, was nicht paßt. Falsch ist
nach dem eben ausgesprochenem Gesetze die Schleppe. Auch
die Crinoline gehört hierher, die viel umfangreicher als
der Unterkörper ist, die es durch ihr Gerüste sogar dahin
bringt, daß es aussieht, als -gväre jener so gestaltet, wie
sie es ist. — 6. Es soll der Form, sowie der Farbe nach
in jedem einzelnen Kleidungsstücke, und in der gesammten
Kleidung Einheit herrschen, und es ist somit durchaus falsch,
wenn die Nähte besonders hervorgehoben werden, wie z.
B. an den blauen Röcken preußischer Uhlanen, wo sic

roth pasiepoilirt sind; der Rock zerfällt dadurch in ein-
zelne Theile. Auch au Civilröcken sind zuweilen die
Hauptnähte sogenannte Kappnähte, die dann aussehen
wie Leisten. Ein männlicher Rock, ein weibliches Kleid
mit zu stark eingcschnittener Taille zerfällt gewissermaaßen
ebenfalls in einzelne Theile, daher das Schöne der soge-
nannten Twine. — Von den einzelnen Kleidern soll das
eine über das andere greifen, und ferner soll auch das
Uebergreifende auffallend' genug weiter sein, als das
darunter liegende. Denn einerseits soll Einheit der ein-
zelnen Kleidungsstücke erreicht werden, andererseits soll
jedes Kleidungsstück seine Selbstständigkeit bewahren.
Gefehlt hiergegen ist z. B. in der militärischen Tracht
der Preußen zur Zeit der Freiheitskriege; so ist mir das
Bild eines Generals erinnerlich, aus dem der Betreffende
dargestellt ist in: Frack, der sich wesentlich als Jacke zeigt,
engen Hosen und darüber gezogenen Stiefeln mit langen,
engen Schäften. Alles das liegt knapp au, wo die Jacke
aufhört, fängt die Hose an, wo die Hose aufhört, fangen
die Stiefeln an.

7. Auch die Einheit des menschlichen Körpers soll
trotz der Bekleidung gewahrt sein; diese darf den Körper
nicht in einzelne Theile zerlegen. Das Letztere tritt dann
ein, wenn ein Kleid in einem Gelenke oder überhaupt in
einen, Einschnitte des Körpers endigt, also z. B. bei engen
schwarzen Hosen bis in die Kniekehle und dazu getragenen
enganliegenden weißen Strümpfen. Es sieht aus, als
bestände das Bein aus zwei einander fremden Theilen.
Aehnlich wirkt auch der Spenzer und ein andersfarbiges
Kleid. Es darf deshalb auch der männliche Rock nicht
gerade bis in die Kniekehle reichen, der Kragen des Man-
tels nicht gerade an der Kugel des Armes oder am El-
lenbogen endigen. — 8. Jedes Bedürfniß in Sachen der
Bekleidung soll, soweit möglich, durch ein sichtbares Klei-
dungsstück ausgedrückt vertreten werden.

Es ist deshalb lächerlich, wenn Jemand bei Winter-
kalte mit Frack und Leinwandhose umhergeht, wenn diese
Kleider auch so gefüttert und wattirt sind, daß ihn nicht
friert, oder wenn er durch Unterhosen und Unterjacken
hinreichend geschützt ist. (Fortsetzung folgt.)

Ausstellungskalender.

Deutscher Ausstellungskalender.

Für 1864/65.

Kesterrcichischer Kunstverein in Wien. Wechsel der Bil-
der am Isten jedes Monats. (Siehe die Ankündigung in Nr. 35
vor. Jahrgangs.)

Kunstverein für Wöhmm. Die Ausstellung in Prag wird
eröfftiet am 23. April. Einsenduugstermin 9. April. Dauer bis
zum 11. Juni. (Bedingungen s. in Nr. 6 d. I.)

Krakauer Kunstverein. Eröffnung am 1. März. Ein-
sendungstermin bis zum 13. Februar.

Kstdeutfcher Kyklns- Eröffnung am t5. Dcccmber^1864
zu Danzig. Es folgen Königsberg (2. Febr. 1865), Stet-
tin und Elbing <1. April), Breslau (1. Mai), Görlitz.
Schluß Mitte August.

Süddeutscher Kyklns- Eröffnung im November 1864 zu
Regensburg. Es folgenBamberg, Würzburg und Wies-
baden. Schluß im August 1865.

Westlicher Kyklns. Eröffnung in Hannover (16. Febr.).
Es folgen Magdeburg (2. April), Halberstadt (4. Mai),
Halle (10. Juni), Gotha (16. Juli), Kassel (30. August).
Schluß im Oktober.

Thüringischer Kyklns. Eröffnung am 18. April zu Erfurt.
Es folgen die Städte Zeitz, Jena, Gera, Greitz, Plauen,
Hof, Gondershausen, Nordhausen und Weimar. Schluß
im November. (Siehe unter Kunstinstitute in dieser Nummer.)

Kommissions-Verlag der Nicolai'scheu Verlags-Buchhandlung

Ausländische Ausstellungen.

Wllgemeine schweizerische Kunstausstellung. Oestlicher
Turnus. Eröffnung in Zürich (16. April). Es folgen Basel
(21. Mai), Schaffhausen (25. Juni), Konstanz (30. Juli),
St. Gallen <27. August), Winterthur (24. September).
Schluß 8 Oktober. Einsendungstermin 1. April (nach Zürich
au das Counts). «

pariser Salon von 1865. Die Ausstellung beginnt am
1. Mai und schließt am 20. Juni. Werke aller Nationen;
Einsendungstermin 10. —20. März, 6 Uhr Abends. Die Be-
dingungen sind die gewöhnlichen.

Toulouse. Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung. Eröff-
nung im Juni.

Wesanoon. Kunstausstellung des Kunstvereins. Eröffnung
am 15. März mit zweimonatlicher Dauer. Einsendungstermin
vom 15. Februar bis 1. März

Lyon: „Loeists de» Arts‘‘, Eröffnung am 7. Jan. d. I.

MordeaNX. Kunstvereinsausstellung (Lxxositiou äs In
soeiete äes Amis äss Arts): Einsenduugstermin von 1.—io.
Februar d. I. Bedingungen wie üblich.

'Jan. Ausstellung des Vereins der Kunstfreunde. Eröff-
nung am 25. Januar, Dauer bis zum 15. März.

Glasgow- Eröffnung am 6. Februar d. I.

Duölin. Internationale Künste und Industrieausstellung.
Eröffnung am 9. Mai, Dauer 6 Monate.

in Berlin. (G. Parthey) —Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
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