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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0173

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Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Archäologische Hesellschast.

(Sitzung am 4. April.)

Zum Gegenstand eines ausführlichen Vortrags hatte Professor
Adler „Das Ionische Kapital" gewählt, welches, aus dem Kon-
flikt tragender und stützender Elemente hervorgegangen, in seiner
Anwendung für Tempelhallen einer ernsteren Betrachtung unter-
liege, als im Gebrauch der ihm entnommenen Ornamente zu
schmückender freier Endung an Altären, Thronen und anderen
Gegenständen einer nach Material und Bestimmung weniger
streng geregelten Baulichkeit, In Uebereinstimmung mit den
durch Böttichers Tektonik für die gesetzliche sowohl als geschicht-
liche Entwickelung der Bauformen festgestellten Grundsätzen
bezeichnete er die Fascia und deren Voluten als das zwischen
dem Abacus und dem niedergedrückten Echinus vermittelnde
Glied, dessen Voluten nur wie der Knoten einer umgeschlagenen
Binde zu betrachten seien; der Echinus, durch dessen Verkennung
man neulich zu dem Jrrthum gelangt sei, die Volute als tra-
gendes Glied aufzufassen, sei mit der Andeutung seiner gedrückten
und übergeschlagenen Blätter in der griechischen Baukunst nicht
sowohl plastisch, als durch Bemalung dargestellt worden. Eine
Reihe architektonischer Vorstellungen, darstellend theils Sänlen-
kapitäle aus altgriechischer Zeit, theils deren mit sichtlicher Nach-
lässigkeit in Vasenbildern auf allerlei Baulichkeiten übergetragene
Bolutenverzierung, diente zugleich mit den eigenen Aufzeichnun-
gen des Vortragenden zu gründlicherem Verständuiß des anzie-
henden Vortrags, welchem die Versammlung mit ungetheilter
Aufmerksamkeit folgte. Andererseits äußerte Herr Friedrichs
die in den vorigen Sitzungen von ihm nach Sempers Vorgang
erörterte Ansfassung des Jonischen Kapitäls, wonach die Fascia
und deren Voluten nicht als Mittelglied, sondern als Bekrönung
angesehen werden, nicht aufzugeben und zur Aenderung seines
Standpunktes entscheidender monumentaler Vorlagen noch zu
bedürfen.

Andere dieser Sitzung zugedachte Vorträge blieben wegen
beschränkter Zeit der nächsten Versammlung aufbehalten, in wel-
cher namentlich Herr Hübner über Formen und Symbole in
Spanien und Portugal gefundener Grabsteine zu handeln sich
vorbehielt. — Herr Mo rumsen theilte mehrere neuerdings in

der Walachei gefundene Inschriften mit und verband damit eine
dankbare Erwähnung des Ma.ors Papazoglu zu Bukarest,
welchem die hieher gelangten Abschriften verdankt werden. —
Von Herrn Friederichs war eine athenische Thonfignr des
kgl. Antiquariums in der Absicht zur Stelle gebracht, an dem
Gewandmotiv dieser zierlichen Frauengestalt ein Griechisches Vor-
bild des aus Römischen Marmorwerken wohlbekannten statuari-
schen Typus der Venus Genetrix nachzuweisen. — Von litera-
rischen Neuigkeiten war aus St. Petersburg der fünfte Jahrgang
des Cornpte-rendu de la Commission Imperiale archeologique,
begleitet von einem Atlas gewählter Kunstdenkmäler und einem
gelehrten Textband des Akademikers Herrn Steph ani eingelau-
fen; er ward der eingehenden Beachtung empfohlen, welche einer
bereits so viel bewährten, den Wunsch regelmäßiger Fortsetzung
dringend erheischenden Publication nicht leicht fehlen kann. Au-
ßerdem war das schon früher in Aussicht gestellte zweite Heft
attischer Studien v. E. Curtius mit einleuchtenden Forschungen
über Lage und geschichtliche Entwickelung der athenischen Agora,
das schätzbare Werk von Preuner über Hestia-Vesta, ein neues
Heft von Untersuchungen über das Seewesen des Alterthums
von B. Graser, eine Fortsetzung des Bulletin de la Societe
historique d’Alsaee (Serie II. tarne III. Livr. 1) nebst meh-
reren anderen Schriften angelangt, für welche man den Herren
Cavedoni, Helbig, Janssen, Lüders und Secchi sich
dankbar erkannte.

Westlicher Kunstvereiiis-Kijkl'us.

Die Kunstausstellung in Hannover ist erst mit den Osterfest-
tagen geschlossen, weil das bekannte Meisterbild von Piloty
„Nero auf den Trümmern Roms" sehr spät eingetroffen war
und doch mindestens 14 Tage zur Schau bleiben sollte. Die
Zahl der ausgestellten Kunstwerke hat nur 530 betragen, die der
Landschaften war entschieden überwiegend. Die Kunstausstellung
zu Magdeburg ist am 9. April eröffnet, auch hier florirten
Kaulbach's „Adam und Eva" und Pixi's „Calvin und Servet",
und es ist hier viel Neues, u. a- eine große Landschaft Lessing's,
von entschiedener Bedeutung hinzugekommen, worüber etwas
später genauer berichtet werden wird.

Ansstellnngskalender.

Deutscher Ausstellungskalender.

Für 1864/65.

Aesterreichischer Knnstverein in Wien. Wechsel der Bil-
der am 1 sten jedes Monats. (Siehe die Ankündigung in dieser
Nummer.)

Kunstverein für Wöljmen. Die Ausstellung in Prag wird
eröffnet am 23. April. Einsendungstermin 9. April. Dauer bis
zum 11. Juni. (Bedingungen s. in Nr. 6 d. I.)

Asthenischer Kyktns. Eröffnung am 15. December 1864
zu Danzig. Es folgen Königsberg (2. Febr. 1865), Stet-
tin und Elbing 11. April), Breslau (I. Mai), Görlitz.
Schluß Mitte August.

Süddeutscher Kyklns. Eröffnung im April 1865 zu Re-
gensburg. Es folgen Fürth, Bamberg, Würzburg und
Wiesbaden. Schluß im August 1865. (S. Nr. 14 d. Diosk.)

Westlicher Kyklns. Eröffnung in Hannover (16. Febr.).
Es folgen Magdeburg (2. April), Halberstadt (4. Mai),
Halle (10. Juni), Gotha (16. Juli), Kassel (30. August).
Schluß im Oktober.

Würingischer Kyklns. Eröffnung am 15. April zu Erfurt.
Es folgen die Städte Zeitz, Jena, Gera, Gr eitz, Plauen,
Hof, Sondershausen, Nordhausen und Weimar. Schluß
im November.

Kieler Knnstverci». Gemälde-Ausstellung im Juni und
Juli d. I. (siehe Chronik in voriger Nummer)

Ausländische Ausstellungen.

Allgemeine schweizerische Kunstausstellung. Oestlicher
Turnus. Eröffnung in Zürich (16. April). Es folgen Basel
(21. Mai), Sch aff ha usen (25. Juni), Konstanz (30. Juli),
St. Gallen (27. August), Winterthur (24. September).
Schluß 8 Oktober. Einsendungstermin 1. April (nach Zürich
an das Comite).

pariser Salon von 1865. Die Ausstellung beginnt am
1. Mai und schließt am 20. Juni.

Joulouse. Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung. Eröff-
nung im Juni.

Wesanoon. Kunstausstellung des Kunstvereins. Eröffnung
am 15. März mit zweimonatlicher Dauer. Einsendungstermin
vom 15. Februar bis 1. März.

Amsterdam. Akademische Ausstellung für Künstler aller
Nationen. Eröffnung am 4. September, Schluß 9. Oktober.
Einsendungstermin vom 4. bis 18. August. Keine Frankatur.
Sechs goldene Medaillen.

Henk. Eröffnung der Ausstellung am 15. August. Ein-
sendungen bis 1. August an die Commission direetrice de l’ex-
position nationale des Beaux-Arts ä Gand, au palais de
l’Universite.

Sljbenljcttu. Internationale Ausstellung im Krystallpalast.
Eröffnung am 14 April. Dauer 6 Monate.

Dublin. Internationale Kunst- und Industrieausstellung.
Eröffnung am 9. Mai, Dauer 6 Monate.

Briefkasten.

Hr». von Kraszewslii in Dresden. Die Photographien nach
den Peter-Vifcher'fchen Reliefs haben mich sehr interessirt und
>v^rde ich nicht ermangeln — vielleicht in der nächsten Sitzung
des „Wissenschaftlichen Kunstvereins" — dieselben zur Prüfung vor-

znlegen, und lverde ich Ihnen über den Ausfall derselben sodann
das Nähere mitzutheilen nicht verfehlen.

Berlin den 25. April 1865. vr. Max Schasler.

Kommisst ons-Verlag der Nicolai'scheu Verlags-Buchhandlung in Berlin. (G. Parthcy) — Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
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