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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0261

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251

ersten Preises nicht bekannt; hätten wir denselben zu er-
thcilen, so wurden wir ihn unbedenklich an A. Schmitz
überweisen, dessen Skizze ganz entschieden die beste, näm-
lich die einfachste und schönste in der Komposition, die
natürlichste in der Idee und die richtigst gefühlte in der
technischen Behandlung ist.

2) In der Gcmäldehandlung von Lepke sind wie-
der eine Reihe vorzüglicher Meisterwerke zur Aufstellung
gekommen, worunter wir hervorheben zwei in der Thal
ausgezeichnete Bilder von Knaus, womit dieser Künstler
gezeigt hat, wie innig und bedeutungsvoll er das Genre
zu fassen im Slanve ist, und welche in der Malerei eine

wunderbare Wirkung machen; ferner von Hiddemann
„Der fremde Gast", von Spangenberg „Die Försterfa-
milie", vortrefflich in der Beleuchtung (Lampenlicht) und
liebenswürdig in der Charakteristik, vonOswald Aschen-
bach „Heraufziehendes Gewitter in der Campagna" u. m. a.

4) Bei Sachse fanden wir als neu Händler's
„Kreuztragender Christus", ein Bild von großer Innigkeit,
obwohl etwas weichlich in der Technik, von Grün ein
„Weibliches Portrait", von Erggelet „Strandscene nach
dem Sturm" und ein paar treffliche Federzeichnungen von
Schischkin, „Waldinneres" darstellend. Mr. Sr.

Kunst-Literatur und Album.

Allgemeine Formenlehre für Kunst und Gewerbe oder
das Wesen und die Anwendung der tektonischen Grund-
und Kunstformen, erläutert durch Beispiele/ Zum Ge-
brauch beim Unterricht in technischen Lehranstalten und
zum Selbstunterricht für Techniker, Künstler und Kunst-
freunde bearbeitet vonJ. I. Ehr. Matthias, königl.
Gewerbeschullehrer. Mil 36 Bildtafeln. (Liegnitz.
Verlag von H. Krumbhaar 1865).

Der didaktische Zweck des vorliegenden Werkes ist in dem
Titel bereits deutlich ausgedruckt. Es zerfällt in zwei Abschnitte,
von denen der erste „Das Wesen der Grund- und Kunstformen
im Allgemeinen", der zweite „Das Wesen der Kunstformen im
Besonder»" behandelt. Offenbar hat der Vers, sich nicht blos
mit der allgemeinen Theorie der tektonischen Bildungselemente
beschäftigt, sondern dieselben auch in Beziehung auf den reichen
Schatz der verschiedenen sehr mannigfaltigen Formen geprüft. In-
sofern sind seine praktischen Bemerkungen meistens zutreffend und
mit Verständlichkeit vorgebracht. Ans ein eigentliches System
scheint er es jedoch nicht abgesehen zu haben. Wir vermissen nament-
lich eine auf tektonische Principien fußende Eintheilung der ver-
schiedenen Gewerbe und ihrer Formen. Dieselben werden nur
gelegentlich und beispielsweise angeführt. Manches möchte auch
in den Definitionen nicht haltbar erscheinen, z. B. wenn er (S. 2;
sagt, daß die künstlerische Zuthat der ornamentalen Forni zum
gewerblichen Produkt „dazu dient, den praktischen Zweck
desselben klar auszusprechrn." Im Gegentheil, sie dient oft dazu,
diesen Zweck zu verhüllen. Wenn daher der Vers. (S. 9) bemerkt,
daß „die wahre Kunst Alles vermeidet, was nicht unbedingt
der Idee des zu bildenden Gegenstandes entspricht", so möchten
wir fragen, welche Beziehungen die Malereien einer Vase zu
ihrem Zweck zu haben brauchen. Den dankenswerthesten Abschnitt
des Buches bilden die lithographirten Blätter, welche eine Zn-
sammenstellnng der Modifikationen von Hauptlunstformen gewäh-
ren, die sehr lehrreich ist. In Summa ist der Text (auf 47 Seiten)
nur ein Aperxu, welches viele richtige Gedanken und Anschauungen,
aber kein ausgeführtes System enthalt, so daß der Titel „Allge-
meine Formenlehre u. s. f." ein wenig mehr besagt, als das Buch
leistet. Nichtsdestoweniger wollen wir gern anerkennen, daß der
Laie und Schüler Manches daraus lernen können, um eine richtige
Vorstellung von dem Wesen der gewerblichen Tektonik zu erdalten.

M. R.

Theorie der Farbenharrnonie und Farbengebung. Ein

Lehr- und Handbuch für Maler und alle Diejenigen,
welche sich ini Gebiete der Farben zu bewegen haben.
Von Rudolph Adams, Geschichts- und Bildniß-
maler, mehrer gelehrter Gesellschaften Mitglied it. s. f.
Zwei Bände, mit über IM in den Text eingedruckten
Figuren nnb vielen Farbentaseln. Erster Band; Lief. 1.
(Berlin. Verlag von Ullrich Frank. 1865).

Der Vcrf. übergiebt hiemit dem Publikum, „als eine Frucht
zehnjähriger Studien", eine Arbeit von um so höherem Interesse,
als sie in der Thal ein noch gänzlich unbebautes Feld behandelt,
nämlich, die Theorie der Farbenharmonie. Da vorerst die erste
Lieferung vorliegt, so müssen wir uns darauf beschränken, die
allgemeine Tendenz und die Anordnung des Werkes, wie sie aus
der Einleitung hervorgeht, zu kennzeichnen. Das Werk zerfällt
in zwei Abtheilungen, deren jede einen Band umfaßt: l. Die

Lehre von der Natur des Lichts und derFarbcn, als wissen-
schaftlich begründete Theorie der Farbenharmonie, die Chromatik
als eigentlich praktische Farbenlehre und die Entwicklung der

Theorie d er Farbenharmonie. Es soll eine Parallele gezogen
werden zwischen den Farben und den musikalischen Tönen, ihr
Uebereinstimmendes und ihre Verschiedenheit gezeigt und der
ästhetische Wirkungskreis der Farbensphäre abgegrenzl werden. Dem
soll eine Charakteristik der einzelnen Farbcnlöne und der verschie
denen Stufen der Abschwächung derselben folgen, dann die Akkor-
derlbildung: es sollen Grundton, Farbenkonsonanzen und Disso-
nanzen, Dur und Moll bestimmt, die Bildung von Akkorden in
jeder Zahl und von jedem psychischen Ausdruck gelehrt, das Ver-
hältnis; der Farben zu Weiß, Schwarz und Grau festgestellt und
endlich die Verwendung sämmtlicher Darstellungsmittel des Far-
bengebietes zu einer ästhetischen Toialwirkung gezeigt werden.
Der letzte Abschnitt soll sich dann noch über das optische Ver-
halten von Nachbarfarben zu einander verbreiten über die Wir-
küng Heller und dunkler Farben, über optische Täuschungen rc.
und ein Anhang Farbenakkord-Tabellen von jeder Zahl geben.
2. Der zweite Band soll die Anwendung der Theorie aus die
Kunst des Malers lehren, in welcher alle Momente des Farben-
lebens zur Geltung kommen. Diese Theorie der Farben-
gebung wird die Beleuchtung, Lichtvertheilung, die
Lehre von den Reflexen, Luftperspektive, Haltung,
Helldunkel u. s. s. bearbeiten, sowie auch die Technik der
Farbeukunst und die Chemie der Farben. Den Schluß des
Ganzen soll ein geschichtlicher lieberblick über die Entwicklung der
die Gesetze der Farbenharmonie betreffenden Kenntnisse, vom
Alterihum bis aus unsere Zeit enthalten.

Soviel über den Plan des Werkes, wie er in dem Prospekt
angedeutet ist. Was nun die uns vorliegende erste Lieferung
betrifft, welche auf 80 Seilen eine populäre „Optik", sowie den
Anfang der „Chromatik" giebt, so müssen wir zunächst anerken-
nen, daß der Vers, sich nicht nur mit Liebe, sondern auch mit
Verständniß seinem Stoffe hingiebt und ihn in klarer, nicht mit
unnützen gelehrten Ausführungen überladener Form verträgt.
Einzelnes mag er uns zu bemerken gestatten, was uns aus-
gefallen ist. Z. B. warum ist in Fig. t das Quadrat OMNP
nicht in dem Maaßstab der optischen Quadrate ABCD und EFGI1
gezeichnet? Dies würde für das Verständniß des Lernenden
zweckmäßiger, weil anschaulicher, gewesen sein. Auf S. 30 (erste
Zeile) heißt es: „In der Zeichnnng ist das Verhältniß zwischen
Luft und Glas, also 3:2 beobachtet", während die Zeichnung
(auf S. 29) in der That ein Verhältniß von 4 : 3 zeigt. In der
Fig. 39 ist der Buchstabe I von 6 nicht zu unterscheiden. Statt
des Ausdrucks „Binärfarben" lS. 74 ff.) wäre vielleicht S e -
kundärfarben korrekter gewesen, denn bis, bini »spricht dem
semel, singuli; primär aber dem sekundär, tertiär u. s. f.,
wofür der Vers. (S. 79) „ternär" braucht. Wenigstens hätte
er dann konsequenter Weise statt „primär" sagen müssen sin-
gulär. Aber auch dem Sinne nach möchten die Ausdrücke
/binär" ii. s. f. nicht korrekt sein, da von einer Verdoppelung,
Verdreifachung nicht die Rede ist, sondern von einer stufenweisen
Mischung. — Abgesehen von diesen beiläufigen Bemerkungen
können wir dem bisher Geleisteten, d. h. der ersten Liescrung des
Werkes, nur unsre ausrichtigste Anerkennung zollen, und gestehn
wir gern, daß wir Manches' daraus gelernt und uns viel klarer
geworden ist über die Beziehung der Farben zu einander.

Einen Punkt müssen wir jedoch fragweise (zu unsrer eignen
Belehrung) hervorheben, der nn« nicht klar geworden ist. Er
betrifft den (S. 57 erwähnten) sogenannten „blinden Fleck" der
Netzhaut, von dem der Vers, sagt, er sei beinahe kreisförmig,
von 1 Linie Durchmesser, liege 1,8 Linie von der Sehaxe nach
der Nase zu und falle gerade ans den Ort des Eintritts
des Sehnerven. Durch diese Beschreibung kann man sich
nur eine sehr dunkle Vorstellung von der Form und der Stelle
 
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