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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0348

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derbau deS Domes theilt, muß den Wunsch hegen, daß
einige parteilose sachv erstündige Architekten die be-
sprochene Frage, mit unfern Aussetzungen in der Hand,
an Ort nnd Stelle sorgfältig untersuchen und
das Ergebniß ihrer Untersuchung veröffentlichen."

Wir bemerken noch, daß, nachdem die Sache so weit
gediehen ist, die Dombauverwaltnng Unrecht thun würde,
länger sich in ein undurchdringliches Schweigen zu hüllen.
Es versteht sick von selbst, daß wir ihr zu einer etwa
uöthig erachteten Entgegnung unsere Spalten in unbe-
schränktester Weise öffnen werden.

Die Redaction der Dioskuren.

Historische Notizen.

Köln. — Welche erstaunliche Menge von Kunst-und
Alterthumsschätzen hier zusammengehäuft waren, da-
von giebt im „Organ für christliche Kunst" ein Aufsatz
von I. I. Merlo Zeugniß, welcher eine Aufzeichnung
der sämmtlichen seit 50 Jahren daselbst zum Verkauf ge-
kommenen Privatsammlungen enthält. Hiernach wurde
1821 die 466 Nummern umfassende Kunstsammlung des
Frhrn. E. v. Mering versteigert; 1824 die Gemälde- und
Kupferstich-Sammlung Bemberg und 247 Nummern der
Sammlung Schiefer; 1830 die Sammlung Tosetti mit
234Nummern; 1833 Gemälde und Alterthümer deö Malers
Zimmermann, im ganzen 334 Nummern; 1834 die Samm-
lung Eugen Marx; 1835 die Gemäldesammlung Ludwig;
d>837 die Sammlungen Lyrersberg und Schüller; 1839
lie Sammlung Hasenclever nnd 1840 die von Stäuber,
welche 1218 Nummern an Bildern, Stichen, und Anti-
quitäten enthielt; 1841 die Gemmensammlung von Sau-
telet und die Gemäldesammlung Riedinger; 1846 die
Sammlung Schmitz, reich an Werken der altkölnischen
Schule; 1847 die Bildersammlung der Pfarrer Scheiffgen
und Fochem und die bedeutenden Samnilungen von Katz,
ferner die hervorragende Kupferstichsammlung de la Motte
Fouquet; später die Sammlungen Boden, v. Büllingen,
Hackenbroich, Oettgen, Kamp, Peter Leven und v. Frau
Mertens-Schaaffhausen; endlich 1862 die Münzsammlung
Koch und die Weyer'sche Galerie. Jetzt ist die bedeutende
Essing'sche Sammlung gefolgt.

Nürnberg. — Dem „Germanischen Museum" ist vor
kurzem eine Bereicherung zu Theil geworden, durch einen
höchst gelungenen, von dem Bildhauer Antonio Bannt in
Frankfurt ausgeführten Abguß des prachtvollen Grab-
denkmals König Günther's von Schwarzburg
im Dom zu Frankfurt a. M., welches vom Fürsten von
Schwarzburg huldvvllst geschenkt worden ist. Auch hat
der König von Hannover neuerdings ein interessantes Ge-
schenk in einem Gypsabgnsse der Grabplatte des Bischofs
Bernward von Hildcsheim gemacht.

Freivurg im Breisgan. — Am 4. d. M. starb hier
im 77. Jahre seines Lebens der Domherr I. B. v. Hir-
sch er, einer der eifrigsten Knnstsammler Deutschlands.
Viel von seiner Sammlung ist schon vor Jahren an die
Museen von Berlin und Karlsruhe übergegangen,
noch jetzt ist indeß sein Haus mit einer großen Anzahl
werthvoller Gemälde gefüllt, unter denen neben der älte-
ren schwäbischen Schule auch die spätere niederländische
vertreten ist und sich außerdem ein herrlicher Leos domo
von Morales befindet. Das Wichtigste ist vielleicht
ein Bild von Schäuffelin, das zu den schönsten dieses
Meisters gehört.

Preßburg. ■— Der alte Krönungsdom wird jetzt im
alten Stil restaurirt nnd mit Malereien geschmückt, ob-
gleich der Kardinal-Primas von Ungarn diesem Plane des
Architekten Lippe rt anfangs große Schwierigkeiten be-
reitete.

Wien. — In dem Nachlaß des Professors Böhm
befinden sich zwei in Holz geschnitzte Köpfe von
Holbein, welche auf 10,000 Fl. geschätzt worden sind.
Schon früher haben sich Kunstliebhaber nm deren Erwer-
bung bemüht, doch wollte der Besitzer sich um keinen Preis
von den seltenen Kunstwerken trennen.

Paris.— Die Kolossal-Statue des gallischen
Fürsten Vercingetorix, welche während der Dauer
der diesjährigen Pariser Ausstellnng daselbst zu sehen war,
ist nun glücklich nach ihrem Bestimmungsorte — dem Berge
bei Alise-Sainte-Reine — transportirt worden, wo sie am
27. Ang. anlangte. Das ungeheure Standbild erregte
die Neugier der dortigen noch ziemlich urwüchsigen Be-
völkerung in hohem Grade, die bis auf 10 Meilen in
der Runde zur Besichtigung des Kunstwerks herbeipilgerte,
das nun die Spitze deö Berges krönen und somit weithin
sichtbar sein wird. Viele Landleute, meistens Frauen, glaub-
ten, es handle sich um einen Saint Getorix und fielen
deshalb vor dem alten Gallier, sich fromm bekreuzend, auf
die Knie.

Neapel. — Ein zweites Pompeji ist im Begriffe, aus
der Verschüttung zu erstehen! Es werden nämlich die
Ueberreste des verschütteten uralten Solunt bei Palermo
aufgegraben, und wenn dieselben auch nicht solche bedeu-
tende Schätze, wie die von Pompeji, zu Tage fördern,
so bietet das Gefundene doch außerordentlichen Werth für
die Wissenschaft. Die Straßen der anfgegrabenen Stadt
sind in die Felsen gehauen, und man fand darin Grund-
steine öffentlicher und Privatgebäude, Fragmente von Säu-
len, Mauern, Pflaster und Mosaiken. Eine griechische In-
schrift deutet ans die Existenz eines Gymnasiums. In
großer Anzahl finden sich Basen, Glasgeräthschaften und
Geldstücke. Namentlich was Farbe und Schliff der Vor-
gefundenen Gläser betrifft, die auf uralte Zeit deuten,
war die Ueberraschung eine außerordentliche, und sie
stehen der heutigen böhmischen und sächsischen Fabrikation
nicht nach.

— — Die Münzsammlung des Cavaliere Sant-
angelo ist um den Preis von 250,000 Franken in den
Besitz der französischen Regierung übergegangen. An-
strengungen zum Erwerbe der Sammlung von Seiten der
hierorts städtischen Verwaltung von Neapel blieben er-
folglos. Die Sammlung umfaßt allein 43,000 antike
und sonst zahlreiche kostbare Stücke.

London. — Die Publikationen der „Arundel-Society"
für das Jahr 1865 umfassen einen Kupferstich von
S ch ä ffer nach den Fresken von Fiesole in der Kapelle Papst
Nikolaus V. im Vatikan, fünf Chromolithographieen nach
dem Triptychon im St. Johannisspitale in Brügge vom
Jahre 1467, nach Dcemling von C. Schultz ausgeführt,
und eine Broschüre von James Weale über Hans Mem-
ling, die eine Reihe von für die Kunstgeschichte werth-
vollen Thatsachen mittheilt.

Mexiko. — Hier werden die wissenschaftlichen For-
schungen fleißig fortgesetzt. In den kürzlich in der Nähe
von Huacknnango entdeckten Ru inen Haufen hat man
ganze Straßenreihen mit noch vollkommen erhaltenen
Häusern anfgefunden. Die Dächer derselben sind noch
unversehrt und mehre Thüren verschlossen. Man hat be-
reits einen Palast und zehn andere Häuser untersucht.
Sie sind aus schwarzen Steinen erbaut, von denen einige
eine ungeheure Größe haben. Man begreift kaum, wie
es den alten Mexikanern, die den Gebrauch des Eisens
nicht kannten und keine starken Zug- und Lastthiere hat-
ten, möglich war, solche mächtige Blöcke zu behauen und
in Bewegung zu setzen. Der Zodiacus von Hnachinango
ist bemerkenswert!) gearbeitet und in der Mitte mit Hiero-
glyphen und Verzierungen, gleich denen des in der Kathe-
drale von Mexiko eingemaucrten Meridians, versehen.

(Hierzu eine Beilage.)
 
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