Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0350

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
340

Verzeichniß der Gemälde in der älteren königlichen
Pinakothek zn München. Neue vollständige, umgear-
beitete und mit einem Register versehene Ausgabe
von Prof. Do. R. Marggraff. Geheftet 1 fl. 24 kr.
— München (in Kommission der Buchhandlung von
I. A. Finsterling). Zu habeu in der königl. Pina-
kothek. 1865. S. VIII. und 265.

Die offieiellen Gemäldesammlungen Münchens und nament-
lich die der alleren Pinakothek ließen bisher in Betreff der An-
ordnung der Werke, besonders aber rücksichtlich der vorhandenen
Verzeichnisse viel zu wünschen übrig und haben zu mancher
Klage Veranlassung gegeben. Es ist somit nur dankbar anzuer-
kennen, daß Hr. Prof. Marggraff sich der großen und meist un-
dankbaren Mühe unterzogen hat, für die ältere Pinakotdek einen
neuen, auf festen wissenschaftlichen Prinzipien begründeten Kata-
log anzufertigen. Welche Verwirrung in den früheren Benen-
nungen der Gemälde herrschte, gehr sattsam ans dem Umstande
hervor, daß nahezu 200 Bilder ihren bisherigen bestimmten
Künstlernamen verloren haben und jetzt theils unter einem ganz
andern, urkundlich oder durch Analogien beglaubigten Namen,
theils mit einem „angeblich", „fraglich" oder dergl. versehen,
theils mit der Bezeichnung eines dem Namen nach unbekannten
Meisters, der Schule oder Richtung eines solchen, in dem Kata-
loge auftreten.

Eine eingehendere Kritik könnten wir natürlich nur dann ge-
ben, wenn wir mit dem Kataloge in der Hand die Pinakothek
genauer studirten. lieber die Richtigkeit der Angaben steht uns
daher kein Urtheil zu. Dürfen wir aber von der strengen Ge-
nauigkeit der ganzen Einrichtung und der wissenschaftlichen
Gründlichkeit in der Form der Bearbeitung — worin der Katalog
als Muster für derartige Arbeiten dasteht — auf den kritischen
Inhalt einen Rückschluß machen, so möchte er auch in dieser
Beziehung nichts zu wünschen übrig lassen. Ja, wir möchten
dem Vers, im Gegentheil fast den Vorwurf machen, daß er,
namentlich was die Schreibung der Namen der Künstler betrifft,
fast zu weit geht. Abgesehen davon, daß bekanntlich in den
früheren Jahrhunderten die Schreibung der Namen eine sehr
schwankende war, so daß derselbe Künstler seinen eigenen Namen
oft auf 3—4fach verschiedene Weise zeichnete, und folglich in
vielen Fällen eine feste Orthographie geradezu unmöglich wird,
haben sich auch gewisse Namen bei uns in bestimmter (wenn
auch vielleicht nicht ganz korrekter) Form der Art eingebürgert,
daß es bedenklich scheint, hierin wesentliche Modifikationen ein-
treten zu lassen, und z. B. statt „Memling" zu schreiben Mem-
melinghe, statt „Vieckebooms": Vinck-boons, statt „Ter-
burg": Ter-Borch, statt „Breughel": Brueghel u. dergl.
mehr. Der Vers, schreibt auch z. B. Massy s (statt „Metsys"), ob-
gleich er selbst bemerkt, daß zuerst in den Akten der Notredame-
Kirche von Antwerpen der Name in der Form „Metsys" vor-
komme. Urbrigens ist der Vers, selbst nicht immer konsequent
und schreibt einmal „Kranach" (S. 23) und Hans von „Kulm-
bach" (S. 17.), dann wieder „Eranach" (®. 16) und „Culm-
bach" (S- 13).

Durch die vollständig neue Bearbeitung sind die früheren
Kataloge völlig unbrauchbar geworden; aber nicht blos hier-
durch, sondern auch durch die klare Anordnung, selbst in typo-
graphischer Beziehung, durch das hinzugefügte Register u. s. f.
ist der Katalog besonders für den praktischen Gebrauch vorzüg-
lich geeignet. Nur der eine Punkt scheint uns bedenklich, daß
der Vers, in Rücksicht auf die „Kenntniß der Lebens- und
Bildungsverhältnisse" vorzüglich „den Spuren nachgegangen ist,
welche G. F. Waagen", den er als den „anerkannt vorur-
theilsfreisten, gewissenhaftesten (!) und erfahrensten Führer auf
diesem Gebiet" bezeichnet, „in seinen Schriften vorgezeichnet" hat.
Er möchte in jedem Betracht besser gethan haben, sich auch in
dieser Beziehung auf seine eigenen Studien zu verlassen oder
doch die Angaben von Waagen, dessen Urtheile über Alles, was

eine feinere Kunstempsindung erfordert, sehr mit Vorsicht aufzu-
nehmcn sind, nicht ohne strengste Prüfung zu acceptiren.

M. Sr.

Theorie der Farbenharmonie und Farbengebung. Ein

Lehr- und Handbuch fstr Maler und alle Diejenigen,

welche sich im Gebiet der Farben zu bewegen haben.

Von Rud. Adams, Geschichts- und Bildnißmaler rc.

Zwei Bande. Mit über 100 in den Text eingedruck-
ten Figuren und vielen Farbentafeln. Bd. I. Li ef. 2.

Berlin. Verlag von Ulrich Frank 1865.

Mit Beziehung auf die in Nr. 29, 30. erfolgte allgemeine
Besprechung der Tendenz des Werkes und des wesentlichen In-
halts der ersten Lieferung notiren wir beute nur das Erschei-
nen der zweiten Lieferung, welche die „Chromatik" im zweiten
Abschnitt zu Ende führt und im dritten Abschnitt der „Theorie
der Farbenharmonie aus der Natur des Lichts und der Farben"
in ebenso klarer wie erschöpfender Welle entwickelt. Wir hätten
vielleicht Einiges, namentlich in Betreff der Parallele zwischen
den Farben und den musikalischen Tönen, zu bemerken, wollen
dies jedoch bis zur Vollendung des ersten Bandes versparen.
Besonders interessant ist die Charakteristik der einzelnen Far-
ben, welche in der vorliegenden Lieferung noch nicht ganz been-
det ist. — lieber einige Bedenken und Zweifel, welche wir in
unsrer ersten Besprechung ausdrückten, hat uns der Herr Vers, in
privatem Wege genügenden Aufschluß gegeben, nur seine Gründe
für die Bezeichnung von „Primär-", „Binär-", Ternär-Farben"
scheinen uns nicht völlig gerechtfertigt. Ilm ihm nicht Unrecht
zu thun, lassen wir den betreffenden Abschnitt seines Schreibens
folgen: „Rücksichtlich meiner Benennnngsweisc der Farben er-
laube ich mir zn bemerken, daß durch das „Binär", „Ternär"
wirklich eine Verdoppelung und Verdreifachung, nämlich der
Elemente, woraus eine Farbe besteht, ansgedrückl werden soll;
es hat mir bei der Wahl die äußerst einfache chemische Nomen-
clatur vorgeschwebt. So ist eine Binärfarbe — etwa Orange —
aus den beiden Elementen: Roth und Gelb zusammengesetzt;
eine ternäre — Braun — aus den Elementen: Roth, Gelb und
Blau. Wenn ich aber für eben diese Elemente im Farbenge-
btete die Bezeichnung „Primärfarben" und nicht die dem „Bi-
när", „Ternär" entsprechende „Singulärfarben" gewählt habe,
so veranlagte mich dazu gerade die Natur der zu bezeichnenden
Farben: ich wollte zugleich das Uranfängliche derselben aus-
drücken, sie nicht allein als „einfache" sondern ebensowohl als
„erste", als „Hauptfarben" kennzeichne», was durch die Bezeich-
nung „Primärfarbe" wohl eher, als durch die „Singulärsarbe"
erzielt werden dürfte, abgesehen davon, daß das Wort auch
niundgerechter ist." — Hierin liegt viel Wahres und jedenfalls
der Nachweis, ans welchen Motiven der Berfaffer die in der
Wortfolge „Primär", „Binär" lstalt Sekundär), „Ternär"
(statt Tertiär) liegende Inkonsequenz beliebt hat. Indessen
bleibt die Inkonsequenz bestehen, ja seine eigenen Worte bestäti-
gen, daß er bei den Worten Binär, Ternär von dem Eimhei-
lungsprinzip des Primären (wofür sonst Singulär stehen müßte)
abgewichen ist. In der That ist auch keine Verdoppelung, Ver-
dreifachung in dem Binären, Ternäre», d. h. eine Zweimal-
ietzung desselben Objekts, sondern eine Addition zweier ver-
schiedenen Objekte (also bei Orange eine Addition von Roth und
Gelb, angedeulet. „Sekundär" dagegen würde ganz korrekt eine
Farbe beißen, welche durch Hinzllfllguiig einer Zweiten zu
einer ersten, „tertiär",'welche durch Hinzufüguug einer dritten
zu einer zweiten und ersten entsteht.

Im klebrigen ist der Name natürlich ziemlich indifferent,
nur meinen wir, daß für eine Abweichung von den bis dahin ge-
bräuchlichen Ausdrücken, wie sie durch Hay's „Farbenharmonie"
und andere Werke einmal eingeführt sind, gewichtigere Gründe
vorhanden sein müßten. M. Sr.
 
Annotationen