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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0418

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408

„In Betreff der Statuen für die Kaiserin-Elisabeth-
brücke, erlauben sich die Unterzeichneten dem Comit« des
älteren Kunstvereins folgendes Gutachten zu unterbreiten:
Da die Verhandlungen zur Herstellung von Sandstein-
figuren auf der Elisabethbrücke bis jetzt kein Resultat
hatten, da hierdurch die Geduld des Publikums ermüdet
unv die Opferwilligkeit der Künstler herabgestimmt wird,
so stellen die Unterzeichneten dem Aelteren Kunstverein
den Antrag, daß derselbe der Kommune, welche die Schwar-
zenbergbrücke mit Allegorien in Bronze ziert und den
Künstlern entsprechend henorirt, die Nothwendigkeit dar-
stelle, daß auf der viel frequenteren Brücke, welcher der
Name Ihrer Majestät der Kaiserin beigelegt wurde, und
die mit Porträt-Statuen bedeutender Männer Oesterreichs
geschmückt werden soll, diese nicht aus Sandstein, sondern
aus Marmor ausgeführt werden mögen. Dadurch würde
man der Bedeutung der Aufgabe gerecht, und andererseits
der so langen Geduldprobe der Bevölkerung Wiens einen
Ersatz bieten. In Anbetracht des edlen Zweckes, und um
die Bestrebungen des Vereins zu unterstützen, haben sich
deßhalb die mit der Ausführung der Statuen betrauten
Künstler geeinigt, eine jede Marmorstatue von 8 Schuh
Höhe sammt Marmor um den Betrag von 3800 fl. her-
zustellen.

Sie hegen die Hoffnung, daß die Großkommune Wiens,
welche durch die Betheilignng am Comitö zur Beurtheilung
der Skizzen sich engagirte, und welche die Verschönerung
der Schwarzenbergbrücke durch einen so namhaften Betrag
begünstigt, gern auch für die Ausschmückung der den
Namen ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth tragenden
Brücke den zur Herstellung der Statuen aus Marmor
statt Sandstein noch fehlenden Betrag bewilligen wird,
damit die Elisabethbrücke harnionisch mit der Nachbarbrücke
geschmückt und in würdiger Weise vollendet werden kann."

Welchen Erfolg diese Bitte im Kunstverein und den
Sectionen, Kommissionen und der Plenarversammlung
des Gemeinderaths haben wird, läßt sich vorläufig noch
nicht bestimmen.

^Wien, Ende November. (Ausstellung des öster-
reichischen Kunstvereins. Schluß). In Baumgart-
ner's „Auf dem Wege zur Schule" ist die Idee nicht übel,
aber man merkt es der manierirten Behandlung des Kolorits
an, daß sie auf dem beutscheckigen Acker der Piloty'schen
Schule gewachsen ist. — Recht ansprechend und drastisch
wirksam ist Fritz Paulsen's „Neuer Donqnichote".
Wenn auch etwas stark in's Karrikalnrartige spielend, ist
die Auffassung doch lebendig und die Ausführung lobens-
werth. — Zu den bereits konventionell gewordenen Motiven
gehört auch die „Schlafende Großmutter" von Miller
(München), doch ist der schöne Kopf der alten Frau anzu-
erkeunen. — AnReiter's „Familienscene" ist die Roh-
heit des Machwerks, wovon sich der Künstler, wie es scheint,
nicht frei machen kann, zu rügen; wogegen Bischer's
(München) „Der kleine Fischdieb" recht ansprechend ist. —
Mit der „Hero, die den Leander erwartet" von Strauß
kann ich wirklich kein Mitleid haben; mag sie warten,
würde ich denken, wenn ich Leander wäre. — Zcppen-
feld's (Hamburg) „Am Morgen vor dem Schützenfeste"
ist ein gutes Bild. — .Dasselbe kam von der „Briefleserin"
von Herniine von Reck (Karlsruhe) gesagt werden,
obgleich es echt frauenartig gemalt ist. — Das „Jäger-
latein" von Dieffenbach (Wiesbaden) ist hübsch gemalt,
in der Manier von Knaus; aber mit Ausnahme deö
Bauerntölpels, der gut charakterisirt ist, erscheinen alle
übrigen Figuren gar zu karrikaturartig, so daß der Ge-

sammteindruck kaum ein ansprechender genannt werden kann.

Unter den Landschaften zeichnen sich einige in
Farbe wie in Zeichnung meisterhafte und poetisch aufge-
faßte Bildchen von Marko aus, welche im Katalog mit
„Idyllische Landschaften" bezeichnet sind, denen aber nichts
weniger als Realität, freilich echt künstlerisch aufgefaßte,
mangelt. — Eine der besten Landschaften der Ausstellung
ist Nowopacky's „Raub des Hylas". Sie erinnert
etwas an die Stiche nach Poussin und könnte die hinein-
gemalte antike Staffage sehr wohl entbehren. — E. van
Bommel's „Ansicht eines holländischen Hafens" ist trotz
seiner etwas rohen Malerei doch ein durch farbige Frische
ansprechendes Bild. — Dewenter's „Holländisches Mee-
resufer" erinnert etwas an Güdiu's „Schcweningen", ist
übrigens ein schönes Bild, in dem sich große Feinheit des
Gefühls für Naturcharakteristik ausspricht. Weniger sagte
mir desselben Künstlers „Holländischer Busch und Wiese"
zu, doch ist cs ebenfalls ein gutes Gemälde von großer
Einfachheit und Naturwahrheit. — Auch Unterberger's
„Partie aus dem Oetzthale" hat nianches Gute, nur scheint
es in der Komposition gar zu gesucht und zusammenge-
stellt. — Als sonstige anerkennenSwerthe Landschaften sind
zu bezeichnen: Willro ider's „Landschaft aus Kärnthen",
Rodde's „Sommerlandschaft" und „Strandpartie",
Mali's etwas überladener „Frauen-Chiemsee", Selle-
ny's etwas manierirtes „Schloß Planta bei Meran",
Halauska's „Gebirgsbach", Henning's „Abend im
Garten der Villa San Lissandro", der sich besonders durch
hübsche Farbe hervorthut. — Von Stademann's un-
vermeidlichen Winterlandschaften, von denen diesmal etwa
ein halbes Dutzend ausgestellt ist, kann man kaum etwas
anders zu sagen sich enthalten, als torsiours xerckrix. Da-
mit soll allerdings nicht gesagt sein, daß sie nicht gut ge-
macht wären, ja es findet sich diesmal sogar einige Mo-
difikation in den Gegenden, allerdings aber sind sie, wie
dies bei einer solchen fast fabrikartigen Malerei nicht zu
vermeiden ist, meist dekorativ behandelt. Das beste von
ihnen ist noch der unter Nro. 65 verzeichnete „Winter-
abend".

Aus den übrigen Fächern der Malerei ist wenig Her-
vorragendes vorhanden und zu erwähnen. Unter den aus-
gestellten Portraits ist hauptsächlich Aign er's „Selbst-
portrait des Knnstlers" anzuführen, das neben sprechender
Aehnlichkeit auch den Vorzug einer gesunden und soliden
Malerei besitzt, während Raab's „Portrait des verstor-
benen Freiherrn von Walterskirchen" nicht nur überhaupt
zu geleckt, gemalt ist, sondern auch durch die violetten
Schattentöne zu leblos erscheint. — Oeconomo's „Por-
trait des Feldmarschalls von Harwath-Tholdy" ist zwar
etwas kreidig in der Farbe, sonst aber ein gutes Bild. —

Von Architekturen sind einige wenige, aber meist
gute Gemälde vorhanden. Ein sehr ansprechendes Bild
ist Hoff's (München) „Aus der Basilika zu Torcello bei
Venedig", dessen Malerei ebenfalls zu loben ist. ■—■ In
letzterer Beziehung ist dasselbe nicht von van Bommel's
„Ansicht von Dortrecht" zu sagen, da es zwar, wie alle Bilder
dieses Künstlers, recht farbig behandelt ist, aber in der
Malerei etwas Rohes hat, was besonders bei Architekturen,
die in der Ausführung dem „Stillebcn" am nächsten stehen,
auffällt und störend ist. — Als ein gutes Bild ist ferner
Mecklenburg's „Partie aus Venedig" zu bezeichnen.—

Das „Stillleben" ist durch HognetS „Küche", die
schon bei andrer Gelegenheit besprochen wurde, und durch
die „Herbstblumen" von Frau Peters (Stuttgart) ver-
treten, welche letzteren etwas zu dekorativ behandelt schei-
nen, übrigens mit rühmlicher Sorgfalt ausgeführt sind.
 
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