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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0426

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ganz leer ausgehen, trotzdem daß ihre Arbeiten auch vieles
Gute enthalten und auch sie ihren Beitrag zum Vortheil
der Konkurrenzgeber geliefert.

Wären die architektonischen Entwürfe der Art, daß sie
sich noch anderweitig verwerthen ließen, wie Gemälde,
Bildhauerarbeiten und ähnliche Schöpfungen, so wäre auch
der direkte Verlust der Konkurrenten ein geringerer. Das
anderweitige Verwerthen der architektonischen Konkurrenz
arbeiten wird aber deshalb unstatthaft, weil die Entwürfe
ganz speciellen Bedingungen zu entsprechen haben, die
außer durch die Angaben für die Eintheilnng und Ord-
nung der einzelnen Räumlichkeiten noch durch die Terrain-
grenzen hervorgerufen werden, aller der Einschränkungen
nicht zu gedenken, welche sich auf die limitirten Kosten,
die Stylart rc. beziehen.

Betheiligen sich, trotz dieser Nachtheile, die Architekten
bei den öffentlichen Konkurrenzen, und namentlich bei der
Lösung der meist sehr schwierigen Aufgaben, so muß wohl
noch ein anderes Streben, als der bloße Gedanke an die
Möglichkeit, den ausgeschriebenen Geldwerth zu erlangen,
ihnen innewohnen. Dieses andere Streben ist die Liebe
zur Kunst, die Lust am Schassen und Ringen, das Be-
dürfniß an Aufgaben zu arbeiten, die höher stehen als
das Alltagswirken. Je großartiger die Aufgabe ist, desto
voller werden sie ihre Kräfte dran setzen.

In diesem Streben liegt zugleich das Bedürfnis; sich
fortzubilden, und natürlich der Wunsch, da, wo das gleiche
Ziel gesteckt ist, die Leistungen der Mitbewerber mit den
eigenen vergleichen zu können, und, wenn jene glücklicher
und tüchtiger find, aus diesen Arbeiten sich Belehrung zu
holen. Ein wohl allen Konkurrenten gemeinschaftlicher
Wunsch ist nun der, von den siegreichen Entwürfen Ko-
pien zu erhalten.

Die Herstellung solcher Kopien für die an der Kon-
kurrenz betheiligten Künstler möchte speciell auch im In-
teresse der Preisrichter liegen und manche Frage über
die Gründlichkeit des Urtheilsspruches auf eine liebens-
würdige Weise beantworten.

Es fragt sich nun, ob die Herstellung derartiger
Kopien nid)t] zu stark in's Geld geht, und wer wohl die
Kosten zu tragen hätte.

Angenommen, es wären 3 Preise ausgesetzt, also 3
Entwürfe zu vervielfältigen und von jedem, bei 30 Be-
werbern z. B. 30 Kopien an die Konkurrenten, bei Rück-
gabe ihrer Projekte — vielleicht als kleiner Dank
für die Betheiligung — zuzustellen. — Da es sich nur
um die wesentlichsten, zum Berständniß des betreffenden
Entwurfs nöthigen Kopien handelt, so dürften, bei größe-

ren Projekten, von jedem etwa 8 Blatt, im Ganzen also
24 Blatt zu reproduciren sein. Geschieht das in verklei-
nertem Maaßstabe vermittelst der Photographie, und
rechnet man durchschnittlich ^ Thlr. für das Blatt, so

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würde sich die Totalausgabe auf —also auf 360Thlr.

stellen. Eine andere Vervielfältiguugsart wäre die vermittelst
der Autographie, wodurch die Möglichkeit einer bedeutend
größeren Anzahl von Kopien geboten ist. —Ferner, letzterem
Zwecke entsprechend, die Reproduction durch Photolitho-
graphie, wo bei einer Auflage von 200 Abdrücken jedes
zu kopirende Blatt mit circa 20 Thlr. zu «veranschlagen
ist, für 24 Blatt, also die Unkosten auf 480 Thlr.
sich berechnen, jeder Abdruck also durchschnittlich zu
2^ Sgr.

Diese Summen, im Vergleich mit den eigentlichen
Baukosten, die von Hunderttausenden anfangend oft bis
in die Million variiren, sind sehr unbedeutend und auch
im Verhältniß zu den ansgesetzten Prämien nicht groß,
meist unter dem Betrag des dritten Preises, also gleich-
sam ein vierter Preis, der in seiner Totalität sämmtlichen
Konkurrenten zu Gute kommen soll.

Scheuen die konkurrirenden Künstler keine Mühe, sind
ihre Spenden an Zeit und Fleiß zu Gunsten der Kon-
kurrenzausschreiber so großartig, so dürfte es nicht unge-
recht sein, an diese den Vorschlag zu machen, hier, wo
sich die Möglichkeit bietet, den Künstlern in erwünschter
Weise entgegenzukommen, die kleinen Geldbedenken zu
überwinden und den Konkurrenten, Siegern und Besiegten
einen gleich dankenswerthen Dienst zu erweisen.

Wird die Vervielfältigung der Preisentwürfe noch
über die für die Konkurrenten bestimmte Anzahl Exem-
plare ausgedehnt, so steht selbstverständlich der Verkanf
der überzähligen Abdrücke den Vervielfältigern zu Rechte.
Für den baldigen Verkauf dieser Abdrücke ist alle Wahr-
scheinlichkeit vorhanden, zumal wenn die bereits angeregte
Idee der Sammlung solcher öffentlichen Konkurrenzarbei-
ten allgemeiner bekannt geworden.

Gerade diese über das Alltagsleben hinansgehenden
Entwürfe und Schöpfungen meist tüchtiger Künstler dür-
fen nicht, wie abgestorben, in irgend einen Archivschrank
begraben werden, sondern müssen, das will die Gerechtig-
keit, in die freie Luft hinaus, um zu belehren und zu er-
freuen und als Erinuerungsblätter an die Richtung und
das Streben der Gegenwart auch in ferneren Zeiten zu
nützen.

Gotha, 1865.

Architekt L. Bohnstedt.

Korrespondenzen.

© Düsseldorf. Mitte December (Permanente
Ausstellung von Schulte) Seitdem die Künstler alle
wieder in ihr Winterquartier eingerückt sind, hat sich auch
der künstlerische Verkehr auf der permanenten Kunst-
ausstellung des Herrn Schulte gesteigert. Die
Menge der in der letzten Zeit ausgestellt gewesenen Bil-
r.et ^,„e'n beweis für die große Produktivität der hie-
sigen Künstler, doch dürfen wir auch aus ihnen eine große

Zahl hervorheben, welche bedeutenderen Anforderungen
gegenüber Stich zu halten im Stande sind.

Die Historie ist seit Baur's großem Bilde für den
Verein für historische Kunst: „Die Leiche Kaisers Otto III.
wird über die Alpen nach Deutschland gebracht" zum
ersten Male wieder durch eine umfangreiche und ausge-
führte Farbenskizze von Ben bemann vertreten. Sie
stellt „Die Wegführnng der Juden in die Babylonische
 
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