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Fresken den Gedanken des Königs — der Geschichte ein
Denkmal zu errichten — weitere Ausführung erfahren.
In dem einen bildet die Geschichte, als die reale Wahr-
heit, den Mittelpunkt; in ihrem Reiche sind Krieg und
Frieden die leitenden Mächte, und Krieger und Staats-
niänner die Faktoren. Hier sind um einen Tisch in einer
Säulenhalle Hardenberg mit Montgelasund Met-
ternich, Talleyrand und Genz versammelt, und im
anstoßenden Raum schließen sich Lord Chatam und
Adam Smith, Kreitmayr und v. d. Pfordten an.
Ihnen werden Blücher und Wellington, Gustav
Wasa und der Prinz von Oran ien und viele Andere
folgen, von denen noch Friedrich der Große, Suwa-
row, Erzherzog Karl, Napoleon, Karl der Gro-
ße, Alfred von England, Sully und Richelieu
zu erwähnen sind. Im andern Saale befinden wir uns
im Bereich der idealen Wahrheit, bei Philosophie und
Kunst. Unter ihrem Schutz sind die Männer der Wissen-
schaft, der Poesie und der bildenden Kunst, auch Förderer
des allgemeinen Volkswohles versammelt. Alexander
v. Humboldt tritt an der Hand Liebig's in die Ver-
sammlung, begrüßt von Schölling und Thiersck.
Bei ihnen sind noch L. Klenze, Döllinger, Herrman,
Lory, Westenrieder und Frauenhofer, bei Hum-
bolb Ritter, dann Dönniges und Ranke; an welche
sich Kaulbach, Geibel, Lachner undKobell schließen,
während Schwanthaler, Plater und Baader weiter
zurückstehen. Auch hier werden noch viele einzelne Cele-
britätcn alter und neuer Zeit folgen. Kolumbus, Gu-
te nb erg, Roger Bacon, Köpernicus, Senne-
felder, Watt, Las Casas, Fugger, Bischofs,
Echter, Penn, Ferdinand von Braunschweig.
In der Galerie aber, die zwischen diesen Sälen und dem
großen Mittelsaal liegt, sollen noch Marmorbüsten der
bedeutendsten Männer der Wissenschaft und Kunst, der
Staatsweisheit und Kriegskunst aller Zeiten aufgestellt
werden. Der Palast wird rings mit Gartenanlagen um-
geben, und Rankengewächse sollen den Unterbau bedecken,
so daß sich das ganze Gebäude ringsum aus grünem Grunde
emporhebt. Der jetzt noch rohe Ziegelbau wird mit Platten
und architektonischen Ornamenten von lichtgelber Terra-
kotta bekleidet. Diese Terrakotten sind in einer hiesigen Zie-
gelei gebrannt und übertreffen an Schönheit und Genauigkeit
Alles, was mir der Art bekannt ist. ■— Die Faoade zeigt
demnach einen großen Mittelbau und zwei Eckthürme, die
mit ihm durch offene Galerieen verbunden sind. Die
Mittelbau-Fayade ist wiederum dreitheilig; ihre Einthei-
lung entspricht dem mittleren Hauptsaal und den zwei
kleineren von Seibertz ansgeinaltcn durch eine geschlossene
Galerie damit verbundenen Sälen. An der Fayade des
Mittelbaues hat Prof. Piloty im Laufe dieses Jahres
drei Bilder in Stereochromie ausgeführt: „Die Gründung
des Klosters Ettal," den „Sängerkrieg auf der Wartburg"
und die „Stiftung der Universität Ingolstadt," an den
Fayaden der beiden kleinen Säle hat Dietz aus Karls-
ruhe den „Entsatz von Wien durch Sobieski" und „Max
Emanuel", Echter den „Staatsvertrag von Pavia" eben-
falls in Sereochromie gemalt. — Die ganze Breite des
Palastes beträgt 500 Fuß, die Tiefe 150 Fuß und eben-
so viel seine Höhe. Er bildet den hochgelegenen Schluß-
pnnkt der Eingangs erwähnten neuen Maximilianstraße.
Kunst-Chronik.
Berlin. — Am Sonntag den 17. d. M. 1 Uhr fand
die feierliche Eröffnung des aus den nackgelassenen Mo-
dellen des verstorbenen Hofbildhaners Rauch gebildeten
„Rauch-Museums" im königl. Lagerhaus statt. Se. Ma-
jestät der König, Ihre Majestät die Königin und Ihre
Königl. Hoheiten der Prinz Carl, die Prinzessin Carl,
der Prinz und die Prinzessin Friedrich und die Prinzessin
Marie der Niederlande, die Prinzen Albrecht, Albrecht
(Sohn), Alexander und Georg wurden von dem Kultus-
Minister Herrn von Mühler in den für das Rauch-
Museum ausgebauten und würdig ausgeschmückten Saal
geleitet, in welchem die Modells der Meisterwerke des
verewigten großen Künstlers ihre Aufstellung erhalten
haben. Ein vom Dom-Chor ausgeführter Gesang, ein
Chor ans Schillers „Huldigung der Künste", von dem
Musisdirektor Radicke für diesen Zweck komponirt, empfing
die Eintretenden. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr-
schaften verweilten bis 2 Uhr in Betrachtung der Werke,
welche in ihrer Gesammtheit wie im Einzelnen einen ho-
hen Kunstgenuß darbieten und durch ihre dauernde Ver-
einigung das würdigste Ehrendenkmal des Künstlers bilden.
Man überschaut hier die während einer langen Künstler-
Laufbahn mit stets frischer Kraft geschaffenen Werke und
kann einige derselben von den ersten Skizzen bis zu ihrer
Vollendung verfolgen. Die öffentlichen Denkmäler sind
hier in ihren Modellen dem Auge näher gerückt und
können im Einzelnen vollständiger erfaßt werden. Unter
allen macht das kolossale Reiterstandbild Friedrichs des
Großen, das bis zur Wölbung des Saals hinaufreicht,
einen mächtigen Eindruck. Ein von dem Vorsteher des
Rauch-Museums, Professor Hagen, verfaßter Katalog
bietet die zum näheren Verständniß dienenden Notizen dar.
— Unter den Anwesenden befanden sich der Fürst Rad-
ziwill, der General-Feldmarschall Gras v. Wränget, der
Staatsminister Graf v. Jtzenplitz, die Wirkt. Geh. Räthe
Graf v. Stillfried, v. Olfers, der Staatsminister a. D.
v. Bethmann-Hollweg, der Unterstaatssekretär vr. Lehnert
und mehrere hervorragende Künstler, namentlich Schüler
des gefeierten Meisters.
Äni Tage vorher hatte der Herr Kultus-Minister
Di', v. Mühler zur Vorfeier der Eröffnung des Rauch-
Museums eine Soiröe veranstaltet, welche einen ausge-
wählten Kreis der Notabilitäten von allen Gebieten des
öffentlichen Lebens vereinigte, Se.Maj. der K önig, welcher
dem dahingeschiedenen Künstler, dem Schöpfer des Denk-
mals der königlichen Mutter und so vieler preußischer
Bildwerke eine tiefe, persönliche Pietät widmete, hatte es
sich nicht nehmen lassen, auch dieser Feier im engeren
Kreise die Weihe seiner Gegenwart zu verleihen; außer-
dem waren die sämmtlichen, bei der Einweihung des
Rauch-Museums anwesenden obengenannten hohen Herr-
schaften und Notabilitäten zugegen. Zur Jntroduction
hielt der Minister v. Mühler, nach erbetener Erlaubniß,
Sr. Majestät einen Vortrag über das Leben und Wirken
des verewigten Rauch. In gedrängter Uebersicht gab er
einen Ueberblick auf die künstlerische Entwickelung und das
großartige Schaffen des Künstlers, dessen bedeutendste
Werke mit einigen lebendigen Zügen charakterisirt wurden.
Zum Schluffe wies er auf den ernsten, tiefen Geist hin,
welcher dem gesammten Wirken Rauch's die Weihe gab
und in seinem letzten größeren Werke (dem „betenden Mo-
ses") zum erhabensten Ausdrucke gelangt ist. —
— — In der letzten Sitzung des „Wissenschaft-
lichen Kunstvereins", über welche wir diesmal keinen Be-
richt geben, weil dieselbe fast nur durch interne Persona-
lien ausgefüllt war, beschwerte sich auch Hr. Dr. Welt-
mann über einen Passus in dem letzten Sitzungsberichte
der „Dioskuren", wonach ihm wegen „unberufenen Sich-
Eimnischens" von Hr. Hofrath Förster eine „verdiente
Zurechtweisung" crtheilt sein solle. Die unpassende Form
der Reklamation rief unter den Mitgliedern vielseitig
Zeichen lauten Mißfallens, also abermalige Zurechtwei-
sung, hervor; und seine Fragen: „Wer hier berufen sei?"
und „von wem Zurechtweisungen crtheilt werden dürften?"
*
Fresken den Gedanken des Königs — der Geschichte ein
Denkmal zu errichten — weitere Ausführung erfahren.
In dem einen bildet die Geschichte, als die reale Wahr-
heit, den Mittelpunkt; in ihrem Reiche sind Krieg und
Frieden die leitenden Mächte, und Krieger und Staats-
niänner die Faktoren. Hier sind um einen Tisch in einer
Säulenhalle Hardenberg mit Montgelasund Met-
ternich, Talleyrand und Genz versammelt, und im
anstoßenden Raum schließen sich Lord Chatam und
Adam Smith, Kreitmayr und v. d. Pfordten an.
Ihnen werden Blücher und Wellington, Gustav
Wasa und der Prinz von Oran ien und viele Andere
folgen, von denen noch Friedrich der Große, Suwa-
row, Erzherzog Karl, Napoleon, Karl der Gro-
ße, Alfred von England, Sully und Richelieu
zu erwähnen sind. Im andern Saale befinden wir uns
im Bereich der idealen Wahrheit, bei Philosophie und
Kunst. Unter ihrem Schutz sind die Männer der Wissen-
schaft, der Poesie und der bildenden Kunst, auch Förderer
des allgemeinen Volkswohles versammelt. Alexander
v. Humboldt tritt an der Hand Liebig's in die Ver-
sammlung, begrüßt von Schölling und Thiersck.
Bei ihnen sind noch L. Klenze, Döllinger, Herrman,
Lory, Westenrieder und Frauenhofer, bei Hum-
bolb Ritter, dann Dönniges und Ranke; an welche
sich Kaulbach, Geibel, Lachner undKobell schließen,
während Schwanthaler, Plater und Baader weiter
zurückstehen. Auch hier werden noch viele einzelne Cele-
britätcn alter und neuer Zeit folgen. Kolumbus, Gu-
te nb erg, Roger Bacon, Köpernicus, Senne-
felder, Watt, Las Casas, Fugger, Bischofs,
Echter, Penn, Ferdinand von Braunschweig.
In der Galerie aber, die zwischen diesen Sälen und dem
großen Mittelsaal liegt, sollen noch Marmorbüsten der
bedeutendsten Männer der Wissenschaft und Kunst, der
Staatsweisheit und Kriegskunst aller Zeiten aufgestellt
werden. Der Palast wird rings mit Gartenanlagen um-
geben, und Rankengewächse sollen den Unterbau bedecken,
so daß sich das ganze Gebäude ringsum aus grünem Grunde
emporhebt. Der jetzt noch rohe Ziegelbau wird mit Platten
und architektonischen Ornamenten von lichtgelber Terra-
kotta bekleidet. Diese Terrakotten sind in einer hiesigen Zie-
gelei gebrannt und übertreffen an Schönheit und Genauigkeit
Alles, was mir der Art bekannt ist. ■— Die Faoade zeigt
demnach einen großen Mittelbau und zwei Eckthürme, die
mit ihm durch offene Galerieen verbunden sind. Die
Mittelbau-Fayade ist wiederum dreitheilig; ihre Einthei-
lung entspricht dem mittleren Hauptsaal und den zwei
kleineren von Seibertz ansgeinaltcn durch eine geschlossene
Galerie damit verbundenen Sälen. An der Fayade des
Mittelbaues hat Prof. Piloty im Laufe dieses Jahres
drei Bilder in Stereochromie ausgeführt: „Die Gründung
des Klosters Ettal," den „Sängerkrieg auf der Wartburg"
und die „Stiftung der Universität Ingolstadt," an den
Fayaden der beiden kleinen Säle hat Dietz aus Karls-
ruhe den „Entsatz von Wien durch Sobieski" und „Max
Emanuel", Echter den „Staatsvertrag von Pavia" eben-
falls in Sereochromie gemalt. — Die ganze Breite des
Palastes beträgt 500 Fuß, die Tiefe 150 Fuß und eben-
so viel seine Höhe. Er bildet den hochgelegenen Schluß-
pnnkt der Eingangs erwähnten neuen Maximilianstraße.
Kunst-Chronik.
Berlin. — Am Sonntag den 17. d. M. 1 Uhr fand
die feierliche Eröffnung des aus den nackgelassenen Mo-
dellen des verstorbenen Hofbildhaners Rauch gebildeten
„Rauch-Museums" im königl. Lagerhaus statt. Se. Ma-
jestät der König, Ihre Majestät die Königin und Ihre
Königl. Hoheiten der Prinz Carl, die Prinzessin Carl,
der Prinz und die Prinzessin Friedrich und die Prinzessin
Marie der Niederlande, die Prinzen Albrecht, Albrecht
(Sohn), Alexander und Georg wurden von dem Kultus-
Minister Herrn von Mühler in den für das Rauch-
Museum ausgebauten und würdig ausgeschmückten Saal
geleitet, in welchem die Modells der Meisterwerke des
verewigten großen Künstlers ihre Aufstellung erhalten
haben. Ein vom Dom-Chor ausgeführter Gesang, ein
Chor ans Schillers „Huldigung der Künste", von dem
Musisdirektor Radicke für diesen Zweck komponirt, empfing
die Eintretenden. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr-
schaften verweilten bis 2 Uhr in Betrachtung der Werke,
welche in ihrer Gesammtheit wie im Einzelnen einen ho-
hen Kunstgenuß darbieten und durch ihre dauernde Ver-
einigung das würdigste Ehrendenkmal des Künstlers bilden.
Man überschaut hier die während einer langen Künstler-
Laufbahn mit stets frischer Kraft geschaffenen Werke und
kann einige derselben von den ersten Skizzen bis zu ihrer
Vollendung verfolgen. Die öffentlichen Denkmäler sind
hier in ihren Modellen dem Auge näher gerückt und
können im Einzelnen vollständiger erfaßt werden. Unter
allen macht das kolossale Reiterstandbild Friedrichs des
Großen, das bis zur Wölbung des Saals hinaufreicht,
einen mächtigen Eindruck. Ein von dem Vorsteher des
Rauch-Museums, Professor Hagen, verfaßter Katalog
bietet die zum näheren Verständniß dienenden Notizen dar.
— Unter den Anwesenden befanden sich der Fürst Rad-
ziwill, der General-Feldmarschall Gras v. Wränget, der
Staatsminister Graf v. Jtzenplitz, die Wirkt. Geh. Räthe
Graf v. Stillfried, v. Olfers, der Staatsminister a. D.
v. Bethmann-Hollweg, der Unterstaatssekretär vr. Lehnert
und mehrere hervorragende Künstler, namentlich Schüler
des gefeierten Meisters.
Äni Tage vorher hatte der Herr Kultus-Minister
Di', v. Mühler zur Vorfeier der Eröffnung des Rauch-
Museums eine Soiröe veranstaltet, welche einen ausge-
wählten Kreis der Notabilitäten von allen Gebieten des
öffentlichen Lebens vereinigte, Se.Maj. der K önig, welcher
dem dahingeschiedenen Künstler, dem Schöpfer des Denk-
mals der königlichen Mutter und so vieler preußischer
Bildwerke eine tiefe, persönliche Pietät widmete, hatte es
sich nicht nehmen lassen, auch dieser Feier im engeren
Kreise die Weihe seiner Gegenwart zu verleihen; außer-
dem waren die sämmtlichen, bei der Einweihung des
Rauch-Museums anwesenden obengenannten hohen Herr-
schaften und Notabilitäten zugegen. Zur Jntroduction
hielt der Minister v. Mühler, nach erbetener Erlaubniß,
Sr. Majestät einen Vortrag über das Leben und Wirken
des verewigten Rauch. In gedrängter Uebersicht gab er
einen Ueberblick auf die künstlerische Entwickelung und das
großartige Schaffen des Künstlers, dessen bedeutendste
Werke mit einigen lebendigen Zügen charakterisirt wurden.
Zum Schluffe wies er auf den ernsten, tiefen Geist hin,
welcher dem gesammten Wirken Rauch's die Weihe gab
und in seinem letzten größeren Werke (dem „betenden Mo-
ses") zum erhabensten Ausdrucke gelangt ist. —
— — In der letzten Sitzung des „Wissenschaft-
lichen Kunstvereins", über welche wir diesmal keinen Be-
richt geben, weil dieselbe fast nur durch interne Persona-
lien ausgefüllt war, beschwerte sich auch Hr. Dr. Welt-
mann über einen Passus in dem letzten Sitzungsberichte
der „Dioskuren", wonach ihm wegen „unberufenen Sich-
Eimnischens" von Hr. Hofrath Förster eine „verdiente
Zurechtweisung" crtheilt sein solle. Die unpassende Form
der Reklamation rief unter den Mitgliedern vielseitig
Zeichen lauten Mißfallens, also abermalige Zurechtwei-
sung, hervor; und seine Fragen: „Wer hier berufen sei?"
und „von wem Zurechtweisungen crtheilt werden dürften?"
*