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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0117

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Darstellung auf der Leinwand. Wenn wir an eine große, grelle
Lohe hinantreten, so werden wir geblendet und schließen unwillkürlich
die Augen. Wenn uns im Bilde ein großer, rothgclber Flammen-
flcck mit sprühender Funkensäule entgegentritt, so empfangen wir
(wenn anders der Maler seine Schuldigkeit gethan hat) denselben

Eindruck. Nun sind die Bilder aber doch wohl eigentlich zum An-
schauen da, und muß sich's der Künstler selbst znschreiben, wenn für
diesmal, trotz mancher verdienstvoller Einzelheiten in der Behandlung
des Beiwerkes, wir mit geschlossenen Augen an seiner Schöpfung
vorübergehen. (Forts, folgt.)

--

Mnjl-Khronik.

erlitt* Es hat sich hier ein Comitö gebildet zur Er-
werbung der Schwind'schen „Melusine" für die National-
gallerie. So sehr wir den Zweck billigen, können wir
uns doch nicht der Frage enthalten, wozu denn die
25,000 Thlr. sind, welche jährlich zu Ankäufen für die
1'lo Nationalgallerie ausgesetzt sind? Beiläufig scheint es
uns wenig passend und giebt jedenfalls zu Mißdeutungen Anlaß,
wenn — wovon mehre Fälle vorliegen — Werke von solchen Künst-
lern angekauft werden, welche selber Mitglieder der Kommission sind.

— — Der Bau des neuen Reichspostgebäudes hier hat bereits
begonnen und wird, dem Charakter eines monumentalen Denkmals
für die Einigung Deutschlands entsprechend, in großartigen Styl
aus verschiedenfarbigem Sandstein ausgeführt. Die Kosten des
Baues sind auf 275,000 Thlr. veranschlagt.

Weimar. Wie verlautet, ist als Ersatz des Prof. Pauwels
der Maler Munkacsy in Düsseldorf an die hiesige Kunstschule be-
rufen worden.

Goslar. Das hiesige ehrwürdige Kaiserhaus, welches dem-
nächst restaurirt werden soll, ist der älteste Profanbau Deutschlands,
ein Bau, für den es an Anknüpfungspunkten zum Vergleiche mit
anderen Bauten fehlt. Wir haben in ihm ein Haus vor uns, nicht
etwa eine in phantastischen Spitzen, Thürmchen und Zinnen in die
Wolken aufsteigende Burg des 14. Jahrhunderts; ein Haus, wie
wir es unter den Königssitzen im Gudrunliede und den übrigen
Sagen des deutschen Nordens denken; gleichzeitig ein Haus, welches
im höchsten Glanze der Kaiserzeit von dem mächtigsten Kaiser, der
je auf deutschem Kaiserthron saß, dem viel gefürchteten und viel be-
sungenen Henricus niger (III.) für seine glänzende Hofhaltung im
Jahre 1050 erbaut worden ist. Seine Baumeister haben es ver-
standen, bewußt oder unbewußt, jenes Gefühl der Ehrfurcht und der
Bewunderung vor der ruhmgekrönten Macht dieses mächtigen Herr-
schers und dem Glanze, mit dem damals das „heilige Römische Reich
Deutscher Nation" die Welt erfüllte, in der steinernen Schöpfung
ihres Geistes zum Ausdruck zu bringen. Man hat später die stolze
Kaiserburg der Salier und Hohenstaufen nach einander zum Ge-
fangenhause, Jesuitenkolleg, Krankenhause, Schauspielhause, Magazin
entwürdigt, ohne ihm seine Hoheit ganz nehmen zu können. Die
ganze Anlage, wie sie jetzt, theils erhalten, theils in Trümmern,
noch vor uns steht, läßt sich in 6 Theile zerlegen: 1) Saalbau,
2) Doppelkapelle St. Ulrich, 3) Verbindungsban zwischen Saal und
Kapelle oder südlicher Wohnflügel, 4) Wohnflügel nördlich vom
Saalbau, 5) Unserer Lieben Frauen Kirche, 6) Anlagen zwischen
Kaiserhaus und Dom. Auf Befehl des Königs Georg V. von
Hannover erwarb die hannöversche Regierung das Gebäude mit Um-

gebung käuflich von der Stadt Goslar. In die Kaufurkunde wurde
der Passus ausdrücklich ausgenommen, daß die Stadt das Haus nur
unter der Voraussetzung einer würdigen und stylgemäßen Wieder-
herstellung abtrete. König Georg ließ bei Beginn der Arbeiten
7500 Thlr. anweisen, die Restaurationsarbeiten sollten anfangen, da
kam das Jahr 1866. Seitdem hat die preußische Regierung die
Gelder ihrer Bestimmung gemäß verwendet; um die Zeit des Aus-
bruchs des französischen Krieges waren die Mittel erschöpft.

Nürnberg. Dem Jahresbericht des Germanischen National-
Museums hier sind einige interessante Daten zu entnehmen. Das
Deutsche Reich hat einen gemeinsamen Beitrag von 8000 Thlrn. in
den Etat für 1872 gestellt; von den übrigen Jahresbeiträgen ist
namentlich der zunächst auf fünf Jahre verwilligte der Stadt Berlin
mit 200 Thlr. zu erwähnen. Namhafte Beiträge sind auch für die
Baukasse geflossen; an ihrer Spitze steht derjenige des Königs
von Sachsen mit 500 fl. Die Sammlungen des Museums erhielten
reichen Zuwachs; besonders wurde die Gemäldesammlung durch das
köstliche Portrait des Hieronymus Holzschuher'sche Familie dem Mu-
seum unter Eigeuthumsvorbehalt anvertraut. Auch eine Reihe an-
derer interessanter kunst- und kulturgeschichtlich-werthvoller Gegen-
stände wurde der Anstalt von dieser Familie übergeben, sowie von
Seiten des nürnberger Magistrats eine Anzahl älterer physikalischer
Apparate, astronomischer Instrumente, Lehrmittel u. s. w. Die
Bibliothek dankt ihre ansehnliche Vermehrung wieder vor Allem der
Liberalität des deutschen Buchhandels. An Publikationen sind 1871
außer dem 18. Jahrgang des „Anzeigers für Kunde der deutschen
Vorzeit" der Katalog kirchlicher Gerüche und die erste Lieferung
einer „Geschichte der Feuerwaffen" (letztere bei Brockhaus in Leipzig)
erschienen.

Wien. Für das „Grillparzer-Denkmal" hier sind bereits
27,000 Gulden gezeichnet, darunter 12,000 Gulden von Mitgliedern
des österreichischen Kaiserhauses.

London. Das Prinz-Albert-Denkmal im Hydepark ist seiner
Vervollständigung wieder einen Schritt näher gerückt. Es hat so-
eben eine der vier Marmorgruppen, welche die Welttheile darstellen,
erhallen, und zwar die, deren Sujet „Asien" ist. Die Gruppe ist
aus dem Atelier des Bildhauers Foley hervorgegangen.

-Die berühmte Portraitsammlung des verstorbenen Joshua

Walmsley soll von dessen Wittwe der englischen Nation zum Ge-
schenk gemacht werden. Die Gallerie enthält außer Bildnissen der
größten Staatsmänner Englands das berühmte Portrait von Georg
Stephenson, sowie Portraits von Lucy of Cromwell, Nelson und
Garibaldi.
 
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