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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0121

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108

Korrespondenzen.

üffeldorf, Ende März. (Ausstellungen; Brand
der Akademie; Sammlung für Chicago. Forts.)
Was die in einer früheren Nummer der „Deutschen
Kunstzeitung" erwähnte Sammlung für Chicago
betrifft, so habe ich zunächst zu berichtigen, daß Herr
Professor C. Hübner im November v. I. nicht „an
einzelne Künstler", sondern an sämmtliche Künstler Düsseldorfs
seine Aufforderung gerichtet hatte. Der Erfolg ist denn auch bei
dem bekannten Wohlthätigkeitssinn der düsseldorfer Künstlerschaft ein
so günstiger gewesen, daß sich Herr Professor Hübner veranlaßt ge-
sehen hat, seinem Dank für die Bereitwilligkeit, mit welcher seiner
Bitte entsprochen wurde, öffentlich Ausdruck zu geben. Auch erkennt
er in der betreffenden Bekanntgebung die Freigebigkeit der Direction
der Köln-Mindener Eisenbahn, sowie der Direction des Norddeutschen
Lloyd in Bremen an, durch welche die gesammelten Kunstwerke fracht-
frei nach New-Aork gesandt werden konnten. Dort hat sich zu dem-
selben Zwecke aus den ersten Familien ein Damen-Comits ge-
bildet, welches diese Gaben ausstellen und dann öffentlich versteigern
lassen wird.

Ich lasse hier die Namen derjenigen Künstler und Kunstfreunde
folgen, welche zu dem milden Werke beigesteuert haben: Professor
A. Achenbach. Prof. O. Achenbach. Frl. Andrs. Anders. A. Arnz.
Bosch. Barthelmes. B. Budde. Beckmann. Bismeyer & Kraus.
Prof. Bendemann. Blanckarts. W. Bode. Böser, von Bernuth.
Bernardi. A. Baur. F. Beinke. Jos. Büttler. Bund. Professor
Camphausen. Crola. Dinger. Deiters. Duntze. R. Dahlen. O.
Erdmann. Evers. Ebel. Fairmann. Frl. Friedrichsen. A. Flamm.
F. W. Fahrbach. Fabarius. Frische. Jul. Geertz. Frl. Grabe,
v. Gebhardt, v. Gegerfeld. Glaser, v. Haanen. Hoffmann. E.
Hünten. v. Haase. Helander. Hornemann. Heunert. Hiddemann.
Prof. C. Hübner. I. Hübner. Hoff. Pros. Ittenbach. Jngenmey.
Jansen. Jungheim. Jrmer. Jernberg. Jreland. Jakobsen. Jutz.
Jansen (Kupferstecher). Krüger. Knakfuß. Prof. Knaus. Kindler.
Kroener. Kallenberg. Keßler. W. Klein. Kolitz. Lerche. Fräulein
Ludwig. Prof. Lasch. Leinenweber. C. Ludwig. Louis. Mengel-
berg. C. Mücke. Munthe. R. Metzner. B. Nordenberg. Nord-
green. Nikutowsky. Fräul. Nititowsky. Oeder. von Paahl. M.
Plaetschke. H. Plathner. Pohle. Paul Preyer. Post. Perbandt.
Philippi. E. Preyer. Pace. Risse. O. Rethel. von Raven.
Frl. Richter. Sell, Ehr. Steinicke. Schwer. Seyppel. Stever.
Sonderland. Schönfeld. Simmler. Prof. W. Sohn. G. Süß.
Siegelt. Scheurenberg. Schneider. A. Schmidt. Simonds. Schu-
back. Straub. Stammet. Stummel. Sturm. Schweig. Stang.
Ed. Schulte. F. W. Schulgen. Professor Scheuren. Toussaint.
Tannert. Volkers, von Wille. Wünneberg. Werner. Wagner.
Willroider.

Prof. Hübner, in der Meinung, daß in New-Pork bereits ein
Damencomits für Chicago existirte, hatte unter dem 5. December
ein Schreiben an dasselbe gerichtet, um die Sendung der 112 Werke
anzukündigen. Dasselbe wurde von Herrn W. H. Apple ton be-
antwortet, welcher anzeigte, daß in Folge jener Anzeige ein solches
Comits sofort gebildet worden sei, bestehend aus den Damen
A. Belmont, S. L. M. Barlon, L. v. Hoffmann, I. I.
Astor, R. L. Stuart, W. H. Appleton, E. D. Morgan,
Lloyd Aspinwall, P. Lorillard, R. L. Cutting; denen sich
die Herren A. T. Stewart, A. Belmont, Robert Hör, M. Knoedler,
Wm. H. Appleton zur Unterstützung des Zwecks (Ausstellung und
Verloosung der Werke u. s. f.) angeschlossen hatten. — Auf diese

Weise ist das ganze schöne Unternehmen in erfreulichster und hoffent-
lich auch erfolgreichster Weise zum Ziele geführt worden.

(Schluß folgt.)

% Bremen, im März. (Ausstellung des Norddeutschen
Cyklus. Forts.) Zu dem auf unserer Ausstellung qualitativ am reich-
sten vertretenen Gebiet der Landschaft darf ich nicht übergehen, ohne
zuvor der übrigen theils aus Berlin, theils anderswoher stammen-
den besseren Genrebilder gedacht zu haben. Gedanken entwickeln
sie freilich gewaltig wenig, an geistreichen Motiven sind sie ziemlich
arm; wer sich aber mit einer artigen Komposition, hübschem Ko-
lorit und einem durch nichts Wesentliches gestörten Gcsammteindruck
begnügt, der wird Bilder wie Naumann's „Jahrmarkt in einem
Städtchen", mit seinem recht bunten Getreide, oder die hübsch ge-
malten Stückchen von Neustädter in München „Die Schaukel"
und „Die Muspfann" wenigstens einige Male recht gern ansehen,
aber auf die Dauer .... Mehr Witz und viel Behagen liegt in
den Genrestücken von Piotrowski in Königsberg und Geyer in
Augsburg, wenigstens in dem „lauschenden Maurer" des Ersteren.
Wir sehen nur das Stück eines Daches mit einem offenen Erker-
fenster, vor welchen! ein junges Mädchen mit ihrer Arbeit sitzt und
die Huldigungen eines Anbeters empfängt. Beide ahnen nicht, daß
ihre Herzensergüsse von einem auf dem Dache arbeitenden Mauer
belauscht werden, der mit der Kelle in der Hand zwar aufmerksam
zuhört, aber ein viel schlaueres, wohlgefälligeres Gesicht machen
müßte, wenn das Ganze „ziehen" sollte. Was soll man aber zu
dem andern Bilde von Piotrowski sagen: eine junge, blühende Faul-
lenzerin in ihrem Bette, aber nur der Oberkörper der Person und
der Obertheil des Bettes sichtbar, so daß man nur Kopf, Arme,
eine wollene Decke und Bettpfosten sieht und Lage und Beschaffenheit
des Uebrigen sich denken muß. — Geyer, einer unsrer treusten, wenn
auch nicht immer glücklichen Besucher, bringt ein recht gut charakte-
risirtes, figurenreiches Genrebild „Erbschleicher" aus der Zopf- und
Perrückenzeit mit ausdrucksvollen Figuren und eleganten Malereien
der Kostüme und Gewandstoffe; nur schade, daß die Perrücke der
vorn vor dem Tische sitzenden, durch das Testament bitter enttäusch-
ten Hauptfigur von so unnatürlicher Farbe ist.

Mit Uebergehung einiger Bacchantinnen und Nymphen von
Köckert und Roegge in München, die theils von ungesunder
Fleischfarbe, theils von flacher Malerei sind, bleiben mir noch zwei
darstellende Damen übrig, die in der Auffassung ihres Gegen-
standes, in der Führung des Pinsels und dem Auftrag der Farbe
eine wahrhaft männliche Kraft entwickeln. Die eine ist Ulrike
Laar in Berlin, deren „Zigeunerin" man in dieser Beziehung nicht
genug loben kann. Der Kopf ist ausgezeichnet, aber Arm und die
Hand, auf die sie das Kinn stützt, sind mangelhaft modellirt.
Mager soll der Arm zwar sein, aber er ist flach und die Hand
ohne plastische Form. Nicht minder hoch steht in der Kraft des
Kolorits und im geistigen Ausdruck auch der ideale „weibliche
Kopf" von Amalie Maifeldt in Bremen, der außerdem in For-
mengebung jene Zigeunerin noch übertrifft. Aber die regellose
Technik des Farbenauftrags im Gesicht wirkt auch in der Ferne
nicht angenehm. (Forts, folgt.)

F. K. München, Ende März. (Ausstellung im Kunst-
Verein. Forts, statt Schluß.) Aus dem Rokoko-Zeitalter haben
schon viele Künstler ihre Motive genommen, und auch in Zukunft
werden Perrücke und Reifrock, sowie die phantastische Ornamentik
jener Zeit nicht blos für den Künstler, sondern auch für den Laien
von stets neuem Interesse sein. Albert Gruber läßt in seinem
 
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