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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0168

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Wie beurtheilt man Kunstwerke? (Forts.) Lunstindnstrie und Technik: Ein neues Pauspapier.

Korrespondenzen: □ München, Ans. Mai. (Ein Künstlerfest.) — 8. Wien, Lunstliteratur: Ober-Italien, Rom und Mittel-Italien. Von Dr. Gsell-Fels.

Mitte Mai. (Große Jahres - Ausstellung im Künstlerhause. Forts.) Hildburghausen.

Knnst-Lhronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Düsseldorf, München. Lnnst-InjUtutc und -Vereine: Welt-Ausstellung 1873 in Wien. (Forts.)

Wie beurtheilt man Kunstwerke?

Eine ästhetische Studie.
(Fortsetzung.)

er Kunstkenner seinerseits — sofern er über
den einseitigen Kunstfreund hinausgeht —
weiß sich nun weniger mit seiner Liebe zur
Kunst als mit seinem Verständniß derselben.
Das Schöne in der Mannigfaltigkeit seiner
Gestaltungen ist ihm an sich indifferent, auch
für die Kunst selbst hat er im Grunde kein
rechtes Herz. Vielmehr beruht seine Eitel-
keit — denn Eitelkeit ist auch hier die
Quelle — ans dem stolzen Bewußtsein, als
eine Autorität in Fragen der Kunst, nament-
lich in Hinsicht ihres geschichtlichen Details,
zu gelten. Solch' Kenner ist meist ein viel gereister Mann —
seine Stellung gestattet ihm dies —, welcher die berühmtesten
Gallerten des Kontinents gesehen, die Kataloge von fast allen
besitzt und, wenn er durch ein gutes Gedächtniß unterstützt wird,
eine Menge von Namen, Daten und Bildertiteln auswendig weiß.
Verbindet sich mit dieser stofflichen Kenntniß noch eine gewisse
Routine des Blicks, so besitzt er alle Requisite zu derjenigen
Art von Kunstschriftstellern, welche bändereiche Werke über die

Sammlungen der verschiedenen Länder schreiben. Ein charak-
teristisches Merkmal solcher Kenner ist dies, daß sie vom Schönen
als solchem, also vom Gebiet des rein Aesthetischen, hinlänglich
wenig wissen, um, gestützt auf ihre historische Kennerschaft, die
Behauptung zu riskiren, daß das Aesthetische überhaupt eitel
Duust sei. Ein zweites, damit im Zusammenhang stehendes
Merkmal besteht darin, daß ihnen ein Kunstwerk vornehmlich
durch sein hohes Alter und seine Seltenheit werth wird und
künstlerische Bedeutung gewinnt, und daß sie daher auf die Kunst-
bestrebungen der Gegenwart wenig Werth legen, auch, was ihre
Beurtheilung moderner Kunstwerke betrifft, falls sie sich zu einer
solchen herbeilassen, den Standpunkt des allerbescheidensten Laien-
thums einnehmen. — Mit solcher Kennerschaft ist demnach ein
tiefer Mangel an wahrem Kunstverständniß nicht nur vereinbar,
sondern damit auch meist verbunden; ein Mangel, der, wenn
man nach seinem Grunde forscht, sich ebenfalls als ein Mangel
an echter Liebe zur Kunst erweist.

Tritt nun zur Kunstkennerschaft diese echte Liebe zur Kunst
hinzu — ähnlich wie vorhin zur Knnstliebe das Verständniß —,
dann gewinnt der Name „Kunstkenner" eine andere, nämlich
 
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