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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0213

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von Gebhardt, sowie vom Grafen Oscar Krakow. Das letzt-
genannte Bild wurde geschenksweise acquirirt. Die an Bendemann,
I. Scholtz, W. Sohn, Schräder und Sell früher ertheilten Aufträge
für die Nationalgallerie sind noch nicht ausgeführt. Mit neuen Auf-
trägen wurden versehen: die Bildhauer W. Wolfs, I. Müller
und der Genremaler C. Hoff. Der Professor Wittig hat die bei
ihm in Auftrag gegebene Marmorgruppe bereits abgeliefert. Außer-
dem sind angekauft von Mandel eine Anzahl Exemplare seines
neuesten Stichs nach Raphael. Ein Altarbild von Com ans wurde
der Kirche zu Gr. Leistenau in Westpreußen verliehen und zwei
andere Altargemälde von Rabe zu Geschenken für Kirchen ausge-
führt. Mit Unterstützung aus den Mitteln des Kunstfonds arbeiten
an Kupferstichen Barthelmeß, Eilers, Sachs und Stang.

Nassau. Es steht jetzt fest, daß die Enthüllung des Denk-
mals des Freiherrn vom Stein am Sonnabend den 6. Juli
d. I. erfolgen soll und Se. Majestät der Kaiser derselben beiwohnen
wird. Der Präsident des Reichstages, Dr. Simson, wird die Ent-
hüllungsfeier leiten und das Denkmal dem kommunalständischen Ver-
bände, welcher mit seiner Erhaltung betraut ist, übergeben. Dagegen
wird die eigentliche Festrede vor dem enthüllten Denkmale der Pro-
fessor Heinrich v. Sybel halten. Auch Professor v. Treitschke wird
der Feier anwohnen. Seitens des Comits's sind von fürstlichen
Personen nur die Mitglieder der königlichen Familie und speciell
der Prinz Adalbert, dessen Mutter, die verewigte Prinzessin Wilhelm
von Preußen, wie bekannt, eine nahe stehende Freundin Stein's
war, geladen.

Düsseldorf. Der Historienmaler Albert Baur hat unter
ehrenvollen Bedingungen einen Ruf als Professor und Lehrer der
Historienmalerei an der großherzoglichen Kunstschule in Weimar er-
halten und angenommen. Der Direktor derselben, Graf v. Kalckreuth,
war hierhin gekommen, um die Verhandlungen zum Abschluß zu
bringen. Ob Baur, der also für Pauwels einen Ersatz geben
soll, sich eine glücklichere Situation zu verschaffen im Stande sein
wird als dieser, muß abgewartet werden.

Nürnberg. Vom deutschen Reichstag ist eine Erhöhung der
Unterstützung des Germanischen Museums hier von 8000 auf 16,000
Thlr. genehmigt worden.

Weißenfels. Das am 2. Mai am Grabe Friedrich v. Har-
denberg's (Novalis) auf dem Friedhof hier, am 100jährigen Ge-
burtstag des frommen Sängers, errichtete Denkmal besteht in einer
Marmorbüste des Dichters auf gleichartigem Sockel, und ist von dem
berliner Bildhauer Fritz Schaper ausgeführt.

Frankfurt a. M. Der Neubau des Städel'schen Kunst-
instituts, welcher nunmehr definitiv beschlossen ist, soll sich sowohl
auf die Gallerie als auf die Schule erstrecken. Die um das Acht-
fache gestiegenen Preise des Bodens, welcher dem Institut gehört
und nun zum Verkauf gelangt, da das Gebäude auf eine andere,
von der Stadt erworbene Stelle verlegt wird, machen es wahr-
scheinlich, daß man den Neubau vollführen kann, ohne daß das
Kapital der Anstalt angegriffen zu werden braucht.

Köln. Der Dombauverein hatte im letzten Baujahre über
mehr als 166,000 Thlr. zu verfügen, wovon 151,000 Thlr. auf
den Fortbau verwendet wurden. Die letzte Dombaulotterie ergab
einen Ueberschuß von 172,000 Thlrn., und überhaupt sind aus
sämmtlichen Dombaulotterien zur Zeit noch 432,000 Thlr. verfügbar.

Wien. Die Delegirten der deutschen Kunstgenossenschaft haben
kürzlich hier eine Versammlung gehabt. Außer Wien waren Berlin,
Breslau, Kassel, Düsseldorf, Dresden, Weimar, Darmstadt und
Hanau vertreten gewesen. Wegen der Weltausstellung ist Wien auch

für das nächste Jahr zum Vorort gewählt worden, die nächste all-
gemeine deutsche Kunstausstellung soll 1875 in Berlin stattfinden.

Basel. Der hiesige Kunstverein hat zur Einweihnng der neu-
erbauten Kunsthalle eine Ausstellung von im Privatbesitz befindlichen
Gemälden alter und neuer Meister veranstaltet. Diese Ausstellung,
welche vom 26. Mai an circa drei Wochen dauern sollte, ist infolge
der Betheiligung vieler Besitzer von Privatsammlungen reichhaltig
und interessant geworden. Von alten Bildern haben hauptsächlich
die Niederländer ein zahlreiches Kontingent gestellt, doch sind auch
die italienischen und französischen Meister gut vertreten. Unter den
modernen Bildern stehen sowohl an Zahl als an Bedeutung die
Erzeugnisse der schweizer Künstler in erster Linie, was der Ausstel-
lung ein fpecielles Interesse und Gepräge giebt, doch sind auch die
Schulen von München und Düsseldorf würdig vertreten.

Brüssel. Die belgische Kunst wird an der auf der wiener
Weltausstellung vollständig und glänzend vertreten sein. Die Zahl
der ausstellenden Maler — einschließlich der Aquarell-, Glas- und
Fayancemalerei — beträgt 180, und an diese schließt sich eine be-
trächtliche Anzahl von Bildhauern, Kupferstechern und Architekten an.

Amsterdam. Die vor Kurzem hier eröffnete Ausstellung
alter Bilder zieht durch Reichhaltigkeit an trefflichen Werken der
niederländischen Schulen an. Die Zahl der dargeliehenen Gemälde
beläuft sich auf 333, welche größtentheils aus den Privatsammlungen
Six, van Loon, Baron Tallandt, v. Weckherlin im Haag, Weede
van Dykveld in Utrecht u. s. w. zu einer Sammlung vereinigt sind,
wie sie so leicht nicht wieder sich zusammenfinden dürfte.

London. Der hiesige, unter Engländern sehr berühmte Bild-
hauer Richard Westmacott ist am 19. April gestorben. Im
Jahre 1818 begann er seine Kunststudien und ging 1820 nach
Italien, wo er bis 1826 blieb. Vor die Oeffentlichkeit trat er im
nächsten Jahre mit der Marmorstatue eines „jungen Mädchens mit
einem Vogel", die durch ihre Anmuth gefiel und ihm Aufträge zur
Ausführung von Büsten verschaffte. Die bekanntesten seiner späteren
Statuen sind: „Mädchen mit dem Fächer", „Der Schnitter", „Venus
trägt den Ascanius fort", „Venus unterrichtet den Cupido", „Der
Cymbelschläger", „Narciß", „Euphrosyne", „Der Schutzengel",
„Gebet", „Resignation" und „David". Für die gelungensten seiner
Basreliefs gelten: „Glockenblume", „Schmetterling", „Wicleff

predigt dem Volk" (in der Kirche von Lutterworth) und „Geh'
und sündige nicht mehr". Sehr gelobt wird sein Hautrelief „Paolo
und Francesco". Büsten vornehmer Engländer hat er viele aus-
geführt. Als er reich geworden war, legte er den Meißel bei Seite
und griff zur Feder. Lebhaft betheiligte er sich an dem Streite über
die Verwendung von Farben bei Werken der Bildhauerei. Außer
seiner diese Frage behandelnden Schrift „Ueber das Bemalen von
Bildsäulen" schrieb er ein „Handbuch der Bildhauerei".

— — Alma Tadema, der geniale Darsteller antiken Lebens,
hat ein Bild vollendet, welches eine „ägyptische Todtenwache" darstellt.
Die Leiche ruht in einer Kammer vor einem Tempel, uingeben von
Klageweibern, welche, von Harfen begleitet, die Litanei singen. Die
Wittwe, deren schwarzes Haar lose auf die Schultern fällt, sitzt zu
Häupten ihres verstorbenen Gatten, an den Säulen lehnen Priester-
stäbe. Vom Tempel wird die Todtenkammer durch einen niedrigen
Schirm getrennt, über den man in eine Sphinx-Allee blickt, auf
die ein Riesenbild der Göttin Pecht hinuntersieht und neben der
die Stämme und Wipfel von Palmen sich zeigen. Da das Werk
vermuthlich an der großen berliner Ausstellung Theil nehmen wird,
so behalten wir uns Näheres für den betreffenden Ausstellungs-
Bericht vor.
 
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