Ludwig Wils er: Germanischer Stil und deutsche Kunst.
der romanische Baustil ist eine Uebcrsetzung
des altgermanischen Holzhaus in Stein.
»Stellt man sich«, bemerkt Dictrichson sehr
richtig, »in einem aus Stein gebauten Kloster
mitten in den Klosterhof und blickt gegen
die Klosterkirche, so zeigt uns diese alle
die äusseren Theile der Stabkirche, die
Laufgänge nicht ausgenommen«, und schliesst
daraus, dass diese eine Nachahmung des
Kreuzgangs seien. »Unmöglich wäre es
nicht, dass das ästhetische Motiv zu den
Laufgängen der Stabkirchen den englischen
Klosterkirchen entlehnt ist«. Nun sind
aber die den Holzbau umgebenden ge-
deckten Gänge gar nicht auf »ästhetische Mo-
tive« , sondern auf Zweckmässigkeitsgründe
zurückzuführen: ihr Schutzdach hielt das
Regen- und Schneewasser von den Grund-
balken ab und schützte sie dadurch vor dem
Durchfaulen; die Schönheitswirkung kam
erst in zweiter Reihe.
Die Geschichte der norwegischen Holz-
kirchen lehrt uns, dass gewöhnlich, wenn
die Laufgänge wegen Baufälligkeit entfernt
und nicht ersetzt wurden, bald der ganze
Bau nachfolgte. Umgekehrt erklärt es sich
sehr leicht, dass die Steinkirchen mit ihren
unverwüstlichen Grundmauern auf diese
Bogengänge verzichten konnten; nur in
Klöstern, wo für die Mönche eine Wandel-
bahn geschaffen werden sollte, kam man
auf sie zurück und benützte das hübsche
und dazu sehr geeignete »ästhetische Motiv«
der Laufgänge (Die meisten der für den
»romanischen« Stil bezeichnenden Zier-
formen, die mit Zierwerk ganz bedeckten
Säulen, die erhabenen Teppichmuster der
Wände, alles lässt sich nur verstehen als
der romanische Baustil ist eine Uebcrsetzung
des altgermanischen Holzhaus in Stein.
»Stellt man sich«, bemerkt Dictrichson sehr
richtig, »in einem aus Stein gebauten Kloster
mitten in den Klosterhof und blickt gegen
die Klosterkirche, so zeigt uns diese alle
die äusseren Theile der Stabkirche, die
Laufgänge nicht ausgenommen«, und schliesst
daraus, dass diese eine Nachahmung des
Kreuzgangs seien. »Unmöglich wäre es
nicht, dass das ästhetische Motiv zu den
Laufgängen der Stabkirchen den englischen
Klosterkirchen entlehnt ist«. Nun sind
aber die den Holzbau umgebenden ge-
deckten Gänge gar nicht auf »ästhetische Mo-
tive« , sondern auf Zweckmässigkeitsgründe
zurückzuführen: ihr Schutzdach hielt das
Regen- und Schneewasser von den Grund-
balken ab und schützte sie dadurch vor dem
Durchfaulen; die Schönheitswirkung kam
erst in zweiter Reihe.
Die Geschichte der norwegischen Holz-
kirchen lehrt uns, dass gewöhnlich, wenn
die Laufgänge wegen Baufälligkeit entfernt
und nicht ersetzt wurden, bald der ganze
Bau nachfolgte. Umgekehrt erklärt es sich
sehr leicht, dass die Steinkirchen mit ihren
unverwüstlichen Grundmauern auf diese
Bogengänge verzichten konnten; nur in
Klöstern, wo für die Mönche eine Wandel-
bahn geschaffen werden sollte, kam man
auf sie zurück und benützte das hübsche
und dazu sehr geeignete »ästhetische Motiv«
der Laufgänge (Die meisten der für den
»romanischen« Stil bezeichnenden Zier-
formen, die mit Zierwerk ganz bedeckten
Säulen, die erhabenen Teppichmuster der
Wände, alles lässt sich nur verstehen als