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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 4 (Januar)
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Sponsel, Jean Louis: Nachklänge von der Dresdener Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0202

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Jean Louis Sponsel: Nachkläng

aus der Baukunst verdrängt worden. Im
nächsten Jahr wird in Dresden eine reine
Bauausstellung eröffnet werden, es lässt
sich hoffen, dass deren Veranstalter von den
beiden Dresdener Kunstausstellungen gelernt
haben werden, wie es gemacht werden muss.

Denn das muss bei einem Rückblick
über die diesjährige Dresdener Ausstellung
ganz besonders hervorgehoben werden: ihr
grösster Erfolg lag darin, dass sie in vielen
künstlerischen Dingen und Fragen des Ge-
schmacks belehrend und erzieherisch gewirkt
hat, und dass sie die weitesten Kreise der
Gebildeten zur Werthschätzung der künst-
lerischen Produktion angeleitet hat. Dies
konnte nur dadurch erreicht werden, dass das
Kunstgewerbe hier in einer Weise vertreten
war, wie noch nirgends, und dass es auch
wie noch nirgends zur Aufstellung gelangt
war. Es ist fast überflüssig zu sagen, dass
man heute sehr wohl bei der Künstlerschaft
erkannt hat, welche hohe Bedeutung der
künstlerischen Durchbildung jedes einzelnen
Gegenstandes, der unser tägliches Leben
umgibt, zukommt. Seitdem das Kunstgewerbe
auf den Kunstausstellungen sich seinen gleich-
berechtigten Platz errungen hat, ist diese
Wahrheit auch dem Laien einleuchtend ge-
worden. Aber noch war ihm nicht gezeigt
worden, wie er in seinen Wohnräumen in
harmonischer Weise mit den neuen Stücken
sich einrichten könne. Und gerade darauf
legte man in Dresden Werth, das Kunst-
gewerbe unserer Zeit nicht blos wie in
einem Verkaufsbazar zu zeigen, sondern eine
Anzahl von Wohnräumen vorbildlich damit
auszustatten*). Der Versuch ist vollkommen
gelungen, wenn auch unter starker Heran-
ziehung vorwiegend Münchener Kräfte.

Was Dresden Eigenes dazu bieten konnte,
das durfte sich daneben sehr wohl sehen
lassen; ebenso wie auch in der Malerei und
der Plastik die eigene Kunst gegenüber der
von auswärts gekommenen sehr anerkennens-
werthe Leistungen aufweisen konnte. Dieser
Eindruck hat aber für das Dressdener Kunst-
leben sehr wohlthuende Folgen gehabt, die
noch lange nachwirken werden. Das Ver-
trauen in die eigene Kraft hat feste Wurzel
gefasst; man weiss jetzt in Dresden, was

1900. IV. 2.

von der Dresdener Ausstellung. 169

M-%C«.

PROF. ad. hildebrand. »Selene«. (Dresden 189g.)

*) Wie schon ein Jahr zuvor auf der I. Darmstädter Kunst-Aus-
stellung 1898 in direkt benutzbaren Wohnräumen mit lichtspendenden
Beleuchtungskörpern, Teppichen etc. (Vgl. Bd. III.) Die Redaktion.
 
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