Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 4 (Januar)
DOI Artikel:
Sponsel, Jean Louis: Nachklänge von der Dresdener Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0203

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tean Louis Sponsel: Nachklänge von der Dresdener Ausstellung.

paul du bois—brüssel. *Echoi,

Relief in getöntem Marmor.

man kann, und man darf auch frohgemuth
in die Zukunft sehen, da der künstlerische
Nachwuchs sehr gut ist. Fast noch wichtiger
ist, dass zwischen den gebildeten Kreisen
und der einheimischen Kunst lebendigere
Beziehungen sich anzubahnen begonnen haben.
Die lokale Produktion wird darum auch einen
genügend grossen lokalen Absatz finden.
Das war früher nicht so, da holte der Kunst-
freund seinen Bedarf in München, oder
Münchener Händler hatten hier eine gute
Absatzquelle. Weite vermögende Kreise
hatten aber überhaupt nur geringes Kunst-
interesse — und das war danach!

Dass sich darin eine grundlegende Wand-
lung vollzogen hat, das beweist schon der
Umstand, dass von dem sehr günstigen Ver-
kaufsergebniss der Ausstellung zwei Dritt-
theile auf Erwerbungen der Dresdener Be-
völkerung zu rechnen sind. Man suche da-
gegen zu ermitteln, wie hoch die Münchener
Einwohnerschaft an den Verkäufen der
dortigen Ausstellungen betheiligt ist. Es
wird nicht allzuviel herauskommen; denn die
Münchener Verkäufe sind noch wesentlich
dadurch so günstig, dass München eine Zen-
trale des Reiseverkehrs ist, wie kaum eine
zweite Stadt. Wir haben aber in Dresden jetzt
wieder einen gesunden Boden für die Entwicke-
lung der heimischen Kunst: in einer grossen

und reichen Stadt eine aufstrebende produk-
tive Künstlerschaft und eine an dem Schaffen
seiner Künstler wieder regen Antheil neh-
mende Gesellschaft, die für gute Kunst Ver-
ständniss erlangt hat. Die lokale Popularität
der Kunst ist aber ihr bester Nährboden.
Für die gesunde Weiterentwickelung der
deutschen Kunst ist ein Haupterforderniss,
dass möglichst viele künstlerische Schaffens-
gebiete so erstarken, dass sie in der lokalen
Bevölkerung ihre Absatzquelle finden. Es
ist ein durchaus ungesundes Verhältniss, wenn,
wie in Prankreich, eine Zentrale die gesammte
Kunstproduktion und Kunstkonsumtion be-
herrscht und aufsaugt.

Da allem Anscheine nach unsere Kunst
in so gesunder Weise sich weiter zu entfalten
begonnen hat, so brauchen wir auch jetzt
nicht mehr den Vergleich mit der Kunst in
England oder in Frankreich zu fürchten.
Das wird auch die Pariser Welt-Ausstellung
voraussichtlich schon zum Ausdruck bringen.
— Das deutsche Kunstgewerbe, von dessen
Blüthe man in Frankreich ja noch keine
eigentliche Kenntniss hat, wird sicher in
Paris Erfolg haben. Freilich wird eine
wesentliche Bedingung dafür die sein, dass
die Auswahl in so glücklicher Weise ge-
troffen wird, wie dies für die diesjährige
Dresdener Ausstellung geschehen ist.

Dr. Jean Louis Sponsel —Dresden.

paul du BOts—brüssel. Taufbecken aus Zinn,
 
Annotationen