Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

DOI Heft:
Heft 5 (Februar)
DOI Artikel:
Schliepmann, Hans: Christiansen's Kunstverglasungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0243

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Christiansen's Kunst- Verglasungen.

207

sonen zweifellos verschieden.
Der Künstler, der so voll
Beobachtung von Form und
Farbe und ihrer glühenden
Bewunderung steckt, dass
er während eines längeren
Gespräches mit Dir viel-
leicht nichts anderes wahr-
genommen hat, als wie der
Reflex eines rothen Buches
auf dem Tische die Farben
Deines Halses beeinflusst,
fühlt durchaus anders als
Du, der vielleicht während
derselben Zeit auf alle die
feinsten Regungen von
Künstlerbegeisterung, Reiz-
barkeit , Stolz, Misstrauen
und wieder Hingebung in
seinem Gesicht gelauscht hat.

Hierin liegt ein Grund,
wesshalb das Urtheil über
die uns beschäftigende neue
Kunstrichtung kein von
allen Seiten zustimmendes
sein kann. Wenn aber ein
so maassvoller und aus-
gezeichneter Kritiker wie
Oskar Hossfeld im Centraiblatt der Bau-
verwaltung die neue Richtung für einen
vollständigen Irrweg erklärt, so wird eine
Nachprüfung seines Urtheiles nicht nur mit
dem Hinweis auf jene individuelle Ver-
schiedenheit des Empfindens abzuweisen sein.

Die Frage erledigt sich am schnellsten
durch eine andere: kann das Plakat — sagen
wir ohne Firma — in die Reihe der
Dekorationsmittel unserer Innenräume ein-
treten, nur nach seinem Bildungsprinzip?

Einem unmittelbaren Nein aller Fein-
fühligen folgt hier bei näherem Zusehen sehr
bald ein »Ja, unter Umständen vielleicht
doch!« Denn Zweckbestimmung, Abmess-
ungen, Stimmung eines Raumes sind so
verschieden, dass nicht zu leugnen wäre,
man könnte z. B. einige Cheret'sche Plakate
sehr wohl einmal in eine künstlerische Raum-
gestaltung hineinkomponiren.

Was nun auch die Möglichkeit der mo-
dernen Kunstverglasung zu einer bedingten

h. Christiansen. Fenster im Badezimmer eines Schlosses in der Charente.

macht, ist deren Maassstab, nicht nur der
Linie, sondern auch der Farben-Intensität
nach. Das Bedenken ist allerdings nicht
zurückzuweisen, dass unter Umständen ein
so farbensprühendes Bild in flächiger Dar-
stellung, die nur Umrisse, dem intimeren
Eingehen aber keine neuen Reize als das
Schillern der Oberfläche bietet, seine ganze
Umgebung einfach »todtschlägt«, zumal es
sich eben durch seinen Maassstab ungemein
der Wahrnehmung aufdrängt. Der Mangel
an Detail vermindert überdies die Lust an
dauernderer Beschäftigung mit einem derar-
tigen Werke, beschränkt es auf zwar inten-
sive aber doch nachlassende Wirkung.

Diese Mängel aber können nach meinem
Empfinden nicht die ganze Richtung an
sich ins Unrecht setzen, zumal das technisch-
stilistische Prinzip, die Verwendung der Vor-
züge des Opalescentglases, sicherlich eine
sehr gesunde ist und da doch schon mehr-
fach eine vollständig eigenartige Kunstweise
 
Annotationen