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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Ritter, William: Karl Schmoll von Eisenwerth - Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0082

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377

Karl Schmoll von Gilenwerfh—Paris,

Unter den jungen Künstlern, welchen im
Sommer 1898 nach wohl bestandenem
Examen das Gymnasium zu Darmstadt ge-
stattete, sich den höheren Studien oder den
freien Künsten zuzuwenden, befand sich auch
einer, der den Kommers der Abiturienten
durch eine illustrierte und dekorierte Fest-
Ordnung feierte, deren hoher künstlerischer
Wert niemand entging. Der junge Schmoll
von Eisenwerth hatte sich übrigens bereits
unter seinen Lehrern und Mitschülern eine
kleine Berühmtheit als Maler und Zeichner
geschaffen. Diese hat seitdem nur immer
zugenommen in allen Kreisen, welche der
Karl v. Schmoll, ein Künstler von feinster
Erziehung und raffiniertem Geschmack, be-
rührte. In München, Rom und Paris gilt
er für einen hartnäckigen Arbeiter, für einen
klugen, aufmerksamen Beobachter und einen
lyrischen Poeten von verfeinerter, erlesenster
Eigenart. Die kleinen Städte Bayerns und
Tyrols, in welchen er im Sommer seinen

1903. VIII. 5.

Studien obliegt, kennen seinen Fleiss, seine
ruhige aber ausdauernde Art, mit welcher
er die malerischsten Winkel entdeckt und
aufnimmt, nicht diejenigen, welche jedem in's
Auge fallen, sondern die, welche sich durch
ihre Besonderheit und ihre diskrete Poesie
auszeichnen. Der Zauber der Werke Schmoll's
liegt in seinem tiefen deutschen Gefühl und
in einer sehr feinen Schätzung des Maßes,
in welchem es dem echten Deutschen ge-
ziemt, die fremden Einflüsse auf sich wirken
zu lassen, ohne dabei etwas von seinem
ursprünglichen Werte einzubüssen.

Das »Selbst-Bildnis« gibt uns hiervon
ein Beispiel: Ist es nicht, obwohl durch-
aus deutsch empfunden und beseelt, mit
einem geradezu lateinischen Gefühl für Maß
ausgeführt? Und das aus Italien mitgebrachte
»Andante«., welches wir gern »Antigone in
Schwabing« nennen möchten, ist es nicht
in seinem melodischen und wohlabgetönten
Frieden wie gebadet in einem zarten, trans-
 
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