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Dr. F. Carstamen—Nürnberg:
KRANK EUGENE—MÜNCHEN.
»Gretchen Guglielmo«.
Kunff und Kuntt-Begeifferung.
(Fortsetzung und Schluss.)
Könnten wir den Künstler dabei be-
obachten, wie er nach einer karakte-
ristischen Form und Fassung sucht, wir würden
finden, dass er manchmal Skizze auf Skizze
entwirft, verurteilt, von Neuem beginnt und
doch zu nichts gelangt, bis vielleicht eine
sonst gar nicht damit in Zusammenhang
stehende Minute anregend wirkt und un-
erwartet die Lösung bringt.
»Und eines Abends, als ich mich in
Ihrem Hause von Ihnen verabschiedete, auf
der Schwelle eines Zimmers, in dem die
Lampen noch nicht angezündet waren, ge-
lang es Ihnen durch eine einzige Bewegung,
in meiner Seele das Geschöpf lebendig zu
machen, das bis dahin noch verborgen ruhte;
und dann verschwanden Sie, ohne die
plötzliche Geburt zu ahnen, die Sie herbei-
geführt, im innern Dunkel ihrer Unterwelt.«
So schildert es Gabriele d'Annunzio.
Dem Laien wird sich dieses Schaffen
als ein mehr oder weniger zielloses, ver-
worrenes Zickzack darstellen, vergleichbar
dem Trippeln der Ameise, die hastig
bald hierin, bald dorthin läuft, überall
anstossend, abbrechend, rückkehrend
und wieder vorwärts gehend: und die
doch mit Sicherheit ihre Behausung als
das ihr bekannte End-Ziel erreicht.
Aber die künstlerischen Kräfte einer
Zeit, welche Neues bringt, kennen
nicht das allgemeine End-Ziel d. h. die
Einheit ihres Schaffens; sie kennen
nur das sich selbst gesetzte nähere
oder fernere Ziel; aber das grosse
End-Ergebnis der Stil-Einheit ist ihnen
allen verschlossen. Sie wissen nicht, ob
die Geschichte einmal entscheiden wird,
dass sie nahe der zum Ziele führenden
Mittel-Linie gestanden haben, oder dass
sie seitwärts strebten auf Wegen, die
in die Irre führen. Und nun kompli-
ziert sich dieser Vorgang noch tausend-
fältig; denn das Schaffen einer Zeit-
Epoche setzt sich zusammen aus dem
einer grossen Reihe von Individuen,
die so verschieden sind an Karakt er,
Geschmack und Können, und die alle
verschiedene Wege einschlagen, die
MKS. G. A. BARTON—BIRMINGHAM. » Mädchen vom Lande«.
Dr. F. Carstamen—Nürnberg:
KRANK EUGENE—MÜNCHEN.
»Gretchen Guglielmo«.
Kunff und Kuntt-Begeifferung.
(Fortsetzung und Schluss.)
Könnten wir den Künstler dabei be-
obachten, wie er nach einer karakte-
ristischen Form und Fassung sucht, wir würden
finden, dass er manchmal Skizze auf Skizze
entwirft, verurteilt, von Neuem beginnt und
doch zu nichts gelangt, bis vielleicht eine
sonst gar nicht damit in Zusammenhang
stehende Minute anregend wirkt und un-
erwartet die Lösung bringt.
»Und eines Abends, als ich mich in
Ihrem Hause von Ihnen verabschiedete, auf
der Schwelle eines Zimmers, in dem die
Lampen noch nicht angezündet waren, ge-
lang es Ihnen durch eine einzige Bewegung,
in meiner Seele das Geschöpf lebendig zu
machen, das bis dahin noch verborgen ruhte;
und dann verschwanden Sie, ohne die
plötzliche Geburt zu ahnen, die Sie herbei-
geführt, im innern Dunkel ihrer Unterwelt.«
So schildert es Gabriele d'Annunzio.
Dem Laien wird sich dieses Schaffen
als ein mehr oder weniger zielloses, ver-
worrenes Zickzack darstellen, vergleichbar
dem Trippeln der Ameise, die hastig
bald hierin, bald dorthin läuft, überall
anstossend, abbrechend, rückkehrend
und wieder vorwärts gehend: und die
doch mit Sicherheit ihre Behausung als
das ihr bekannte End-Ziel erreicht.
Aber die künstlerischen Kräfte einer
Zeit, welche Neues bringt, kennen
nicht das allgemeine End-Ziel d. h. die
Einheit ihres Schaffens; sie kennen
nur das sich selbst gesetzte nähere
oder fernere Ziel; aber das grosse
End-Ergebnis der Stil-Einheit ist ihnen
allen verschlossen. Sie wissen nicht, ob
die Geschichte einmal entscheiden wird,
dass sie nahe der zum Ziele führenden
Mittel-Linie gestanden haben, oder dass
sie seitwärts strebten auf Wegen, die
in die Irre führen. Und nun kompli-
ziert sich dieser Vorgang noch tausend-
fältig; denn das Schaffen einer Zeit-
Epoche setzt sich zusammen aus dem
einer grossen Reihe von Individuen,
die so verschieden sind an Karakt er,
Geschmack und Können, und die alle
verschiedene Wege einschlagen, die
MKS. G. A. BARTON—BIRMINGHAM. » Mädchen vom Lande«.