Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

DOI article:
Michel, Wilhelm: Das Weltanschauliche der Neuen Malerei
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0050

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das Weltanschauliche der neuen Malerei.

WILH.
LEHMBRUCK-
PARTS.

deren als läppische Maskerade Paris, als groteske
Spiegelfechterei, ja als Betrugsversuch verächt-
lich, störend und peinlich ist. Dem Mystiker
ist die Formenwelt nur Ausdruck des „ Gesetzes ",
dem Kosmiker nur seine Verdunkelung. Was
dem kosmisch gestimmten Denker die Formen-
welt, das ist dem kosmisch gestimmten Maler
das Modell. In der heftigen Feindschaft gegen
das Modell treten ebenso wie in der Erpicht-
heit auf das Schematisch-Gesetzmäßige der
Formen die kosmischen Strebungen der neuen
Malerschule klar hervor.

Wenn von expressionistischer Seite ver-
sichert wird, das Streben nach dem „Gesetz"

als auszeichnendes Merkmal der neuen Malerei
aufzustellen, so trifft dies nicht zu. Und eben-
sowenig geht es an, die ältere Malerei — wozu
der hervorragende Theoretiker des Expressio-
nismus, Wilhelm Worringer, und mehr noch die
Vergröberungssucht seiner Anhänger nicht übel
Lust zeigt — in Bausch und Bogen als gesetzes-
scheues Behagen an der Formenwirrnis des
Zufälligen abzutun. Die neuerdings einreißende
Gewohnheit, alle Kunst, die der streng stilisti-
schen Malerei entgegensteht, als „Naturalis-
mus" zu brandmarken, enthält eine Erschlei-
chung. Rembrandt war nicht Stilist im Sinne der
Neueren, aber er war ebensowenig Naturalist.

36
 
Annotationen