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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

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Servaes, Franz: Kunst und Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0149

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Kunst und Gesellschaft.

Systems haben schon viel Hoffnungsfähigkeit
ln Kinderseelen erstickt, die gefängnisartige
Anlage der Treppenhäuser und Korridore nicht
minder — und wenn dann auch zuhause ein
nüchternes und schmuckloses Arbeitszimmer
des ganz zum „Schüler" degradierten jungen
Menschenkindes harrt: woher soll ihm die
nötige Dosis Lebensfreudigkeit kommen, außer
allenfalls im wilden Austoben in allerhand Un-
arten und Streichen! Dahingegen ist der er-
ziehliche Einfluß einer künstlerisch abgestimm-
ten Umgebung in seinem kulturellen Belang
garnicht hoch genug anzuschlagen. Ein Kind,
das daran gewöhnt wird, Schönes um sich zu

sehen, Schönes hie und da gezeigt zu be-
kommen, auf Schönheiten aufmerksam gemacht
zu werden, das wird nicht etwa bloß ästhetisch
wachsen, sondern auch in edler Sittlichkeit sich
vervollkommnen. Und was vom Kinde gilt,
das gilt auch vom Volk. Ein Fabrikant, der
seinen Arbeitern angenehme Wohnstätten be-
reitet, auf denen irgendwie ein Hauch von
Kunst ruht, der wird sich willige und ver-
ständige Untergebene schaffen, zu deren Ge-
mütsleben er Zutritt finden kann. Es gibt kein
besseres Mittel der Volkspädagogik als die
Kunst, ganz besonders heutzutage, wo die Re-
ligion so vielfach ihre Werbekraft und Über-
 
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